Joschka Fischer zieht es nach Brüssel, die Mehrheit der Deutschen aber will, dass der Außenminister in Berlin bleibt. Presseberichten zufolge macht sich der Grünen-Politiker derweil schon konkrete Gedanken über einen möglichen Job als EU-Außenminister.

In einer aktuellen Umfrage von NFO Infratest für den "Spiegel" geben fast zwei Drittel der Befragten an, Fischer solle nicht den Posten des EU-Chefdiplomaten anstreben, sondern Chef des Auswärtigen Amtes in Berlin bleiben. Fischer selbst ließ offen, ob er als Minister zur EU will: "Ich bin gern deutscher Außenminister und halte überhaupt nichts davon, solche Diskussionen zu führen."

Wie das Magazin "Focus" berichtet, soll der Grüne sich im Kreise seiner Mitarbeiter allerdings schon Gedanken über die Ausstattung des EU-Jobs gemacht haben. Demnach soll er sich dafür ausgesprochen haben, dass ein EU-Außenminister dieselben Rechte haben müsse wie seine nationalen Kollegen. Dazu zählte er offenbar auch ein eigenes Flugzeug zu Dienstzwecken.

Im Wahlkampf 2006 wird Fischer laut "Focus" definitiv nicht mehr als Spitzenkandidat der Grünen zur Verfügung stehen. Der Minister bleibe bei seiner kurz nach der Wahl im September 2002 gemachten Entscheidung: "Keine Ochsentour mehr." Dies bestätigten Kreise aus Fischers Partei dem Magazin.

Der Grünen-Vorsitzende Reinhard Bütikofer mahnte seine Parteifreunde indes zur Zurückhaltung. Angesichts der Probleme im Lande hätten er und seine Partei besseres zu tun, als den Eindruck zu erwecken, um Posten zu schachern, sagte er im "Tagesspiegel". Erstmals schaltete sich auch ein Mitglied der EU- Kommission in die Debatte ein: Die grüne Haushaltskommissarin Michaele Schreyer sprach sich in "Bild am Sonntag" für Fischer aus und meinte, er "ist einer der hervorragendsten Europapolitiker".

Fischer wird schon länger nachgesagt, dass er mit der neu zu schaffenden Position liebäugelt. Konkret geäußert hat er sich in der Öffentlichkeit darüber aber noch nicht. Obwohl es das Amt noch gar nicht gibt, hatten sich schon mehrere europäische Länder wohlwollend über die Personalie geäußert. Berichten zufolge stößt eine mögliche Kandidatur Fischers in Italien, Schweden, Frankreich, den Benelux-Ländern sowie im künftigen Mitgliedsland Polen auf Zustimmung. Auch Bundeskanzler Gerhard Schröder hält seinen Vize für "eine glänzende Besetzung".



Quelle: t-online.de