Zypern-Experte Heinz Kramer im Interview mit derStandard.at skeptisch zu möglichem Kompromiss, um ein Scheitern der Türkei*verhandlungen an Zypern zu verhindernDas ist jetzt die Frage. Irgendwann muss die EU-Kommission den Bericht ja fertig machen, und mit dem finnischen Kompromiss kann sich die Kommission ? und das wird sie machen ? augenwischerisch hinsetzen und sagen: "Also, liebe Leute, das ist alles fürchterlich schlimm, aber wir haben eine gewisse Hoffnung, denn es laufen ja Gespräche." Damit sind die dann fein raus, unter anderem weil man dann nicht sagen muss, wie man denn nun die Türken bestraft.
Denn genau das will (EU-Erweiterungskommissar, Anm.) Olli Rehn im Grunde ja um jeden Preis vermeiden. Nun könnte er genau mit diesem Argument kommen und sagen "Im Grunde genommen haben sie ihre Verpflichtungen nicht erfüllt und wir müssten hier jetzt eigentlich Konsequenzen ziehen. Aber es gibt ja Gespräche und die darf man nicht stören bzw. deren Ergebnis darf man nicht gefährden."[Links nur für registrierte Nutzer]Aber die Glaubwürdigkeit war doch schon bei der Eröffnung der Gespräche beim Teufel. Es wusste jeder, der sich das angekuckt hat, dass man angefangen hat, ein Schauspiel aufzuführen. Die Mehrheit der EU-Mitgliedsregierungen war damals und ist heute gegen einen türkischen Beitritt. Nur traut sich keiner von denen ? aus welchen Gründen auch immer ? sich hinzustellen und zu sagen: Ich lass das Ding jetzt platzen.