Worte, Stil und Inhalt des Koran sind unnachahmlich.
Arabische Philologen können die einzigartige Sprache des Koran weder als Prosa noch als Lyrik einordnen. Als einzige Sprache kennt das Arabische somit drei Textgattungen: Prosa, Lyrik und Qur'an al-Karim.
Worte, Stil und Inhalt sind unnachahmlich, übermenschlich. Dichter des Morgenlandes kamen in der frühislamischen Zeit auf Jahrmärkten zusammen, um ihre Gedichte vorzutragen. Die morgenländische Dichtkunst ist reich und weltberühmt. Zum Beispiel ließ sich Johann Wolfgang v. Goethe von den Gedichten des persischen Dichters Hafiz inspirieren. Sein Werk "West-östlicher Diwan" beinhaltet nur morgenländische, somit auch islamische Themen.
Auf diesen Jahrmärkten hörten diese Dichter diese neuartigen Verse und waren erstaunt. Viele dieser Dichter traten zum Islam über.Ich machte eine Reise durch Ägypten. Eines Abends ging ich am roten Meer zu Fuß. Plötzlich habe ich einen Gebetsruf in der Stille gehört. Mein ganzer Körper zitterte mir vor Ehrfurcht vor dem Schöpfer. Plötzlich empfand ich den Wunsch, gleich ins Wasser zu springen, um die rituelle Waschung vorzunehmen, nach diesem erfrischenden Bad mich wie ein Moslem niederzuwerfen und Gott den Erhabenen anzubeten.
Emil Ludwig...deutscher Schriftsteller und Denker...1881 - 1948
Einer sogar warf sich nieder als er einen Teil eines Koranverses hörte. Als man ihn fragte, ob er übergetreten sei, antwortete dieser:
"Nein, ich bin nicht zum Islam konvertiert; ich zolle der Schönheit dieses Verses Respekt"
Aber man muß nicht Arabisch können, um die Schönheit des Koran zu erkennen. Auch die Übersetzung, die selbstverständlich nicht annähernd die Schönheit des Originaltons wiedergeben kann, hinterlässt bei Literaten einen tiefen Eindruck.
Zum Beispiel fand man in Leo Tolstois Jackentasche nach seinem Tod eine Übersetzung des Koran und der adlige Dichter Goethe lobt den Stil des Qur'an mit den Worten: "Der Stil des Koran ist... streng, groß, furchtbar, stellenweise wahrhaft erhaben."
Dr. Katharina Mommsen, eine Goethe-Expertin sagt: "Wenn man Goethes Ausdrucksweise kennt, so weiß man, dass die Worte "wahrhaft erhaben" zu den höchsten Prädikaten gehören, mit denen er ein sprachliches Denkmal auszeichnen konnte."
Als Beispiel Für die dichterische Schönheit des Koran kann man die 99. Sure - genannt "das Erdbeben"; arabisch "al-Zalzala" - betrachten.
Anhand dieser Sure kann man erkennen, dass diese formale Schönheit nicht nur auf Endsilbenreim und Alliteration, sondern auch Assonanz, Wortspielen und Rhythmus beruht.
Man beachte, dass ihr Endreim sich auf drei Silben erstreckt (dabei ist „dh“ wie das englische stimmhafte „th“ auszusprechen, „th“ wie das englische stimmlose „th“, „kh“ wie ein gutturales „ch“ und „z“ wie ein stimmhaftes „s“):
Idha zulzilat al-ard zilzalaha
wa akhraschat al-ard athqalaha
wa qaa-l-insan: „ma laha?“
yaum idhin tuhadithu akhbaraha
bi-anna rabbaka auhalaha.
yaum idhin jasduru-n-nas aschtatan li-juru ´amalahum:
fa man ja´lamu mithqala dharratin khairan jarahu,
fa man ja´lamu mithqala dharratin scharran jarahu.
Zu Deutsch:
(1) Wenn die Erde heftig von ihrem Beben erschüttert wird,
(2) und die Erde ihre Last auswirft
(3) und der Mensch ausruft: „Was ist mit ihr?“,
(4) an diesem Tag wird sie ihre Erlebnisse erzählen erzählen,
(5) wie dein Herr es ihr eingegeben hat.
(6) An diesem Tag werden die Menschen einzeln hervorkommen, um
ihre Werke zu sehen.
(7) Und wer Gutes (auch nur) im Gewicht eines Stäubchens getan
hat, wird es sehen.
(8) Und wer Böses (auch nur) im Gewicht eines Stäubchens getan
hat, wird es sehen.
Anhand dieser Sure kann neben Reim und Dynamik ein weiteres typisch Koranisches Stilmittel demonstriert werden, der Klauselvers:
Die sechste Zeile wirkt wie eingeschoben.
Man könnte sie sich eingeklammert vorstellen.
Doch indem sie mit ihrem Kommentar einen ästhetischen Bruch bewirkt, hält sie mit einer Minipause zum Nachdenken an und spannt einen rahmen um die ganze Sure.
Lautlich ebenso beeindruckend ist die 97.Sure, "das Schicksal" genannt; arabisch "al-Qadr":
Inna anzalnahu fi lailat al-qadr.
Wa ma adraka ma lailat al-qadr?
Lailat al-qadri khairun min alf schahr.
Tanazalu al-mala´ika wa-r-ruh fiha bi-idhni rabbihim min kulli amr.
Salam hija hatta matla´i –l – faschr.
Zu Deutsch:
(1) Wir haben Ihn wahrlich in der Nacht des Schicksals
herabgesandt.
(2) Und was lässt dich wissen, was die Nacht des Schicksals ist?
(3) Die Nacht des Schicksals ist besser als tausend Monate.
(4) In ihr kommen die Engel und der Geist mit ihres Herrn
Erlaubnis herab, mit jeglichen Auftrag.
(5) Frieden ist sie bis zum Anbruch der Morgenröte.
Bischof Kenneth Cragg („The Event of the Qur´an”) behauptet wohl zu Recht, dass es “in authentischer Offenbarung immer Poesie gibt“, weil schon ihre Bedeutung Musik erzeuge.
Wie Wilfried Hofmann bemerkte, handelt es sich um „Kunst ohne Künstlichkeit“, um „Wahrheit ohne versteckte Absicht."
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