Teil 1
Vorgeschichte
Am 03.07. 1880 regelte in Madrid eine Konvention des Sultans von Marokko mit den Staaten Deutsches Reich, Österreich-Ungarn, Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien, Niederlande und USA die Unabhängigkeit und den Besitzstand seines Landes sowie die dortigen Rechte der Ausländer. Zur gleichen Zeit schlossen Deutschland und Marokko ein Handelsabkommen.
Zu unruhiger Zeit in Marokko
Die Annäherungsbestrebungen zwischen England und Frankreich fielen in ihren Anfängen mit einer anderen für Deutschland verhängnisvollen Entwicklung zusammen. 1892 hatte sich der britische Premierminister von dem Mittelmeerabkommen mit Italien und Osterreich-Ungarn losgesagt. Dadurch wurde Italien mit dem Rivalen Frankreich alleingelassen und verlor ihm gegenüber den nötigen Rückhalt. Nun gewannen die Bemühungen Frankreichs, dem lateinischen Nebenbuhler durch alle erdenklichen Schikanen das Leben schwer zu machen, allmählich Erfolg. Italien musste, zumal es im Mittelmeergebiet seinerseits auf Eroberungen ausging, mit dem stärkeren Nachbarn eine Verständigung suchen. Schon 1900 begann dieser Prozess Früchte zu tragen und zwar im Anschluss an das englisch-französische Abkommen von 1899. Als dann zu Beginn des Jahres 1902 der Dreibund erneuert werden sollte verlangte der italienische Minister Prinetti die Einfügung einer neuen Bestimmung, aus der hervorgehen sollte, "dass Italien keine Verpflichtungen übernommen habe, die Frankreich gefährlich werden könnten". Daneben wollte er von Deutschland noch das Versprechen einer Aufrechterhaltung des bestehenden Zustandes im nahen Orient erwirken. In Berlin und Wien lehnte man jedoch jede Änderung des Vertragstextes ab, und es gelang, Rom zum Nachgeben zu bringen und die Verlängerung des Dreibundes in der bisherigen Form am 28. Juli 1902 durchzusetzen. Kaum war dies geschehen, teilte Prinetti den Franzosen mit, dass sein Land keinerlei gegen Frankreich gerichtete Abmachungen getroffen habe. Und wenige Monate nachher, am 1. November 1902 fand zwischen Rom und Paris ein Notenwechsel statt, auf Grund dessen Italien in Tripolis und der Cyrenaika und Frankreich in Marokko das Recht haben sollten, "ihre Einflusssphären" "im geeigneten Augenblick" frei auszudehnen. Die Folgen dieser Abmachung zum Zwecke ungehinderter gegenseitiger Ausdehnung im Mittelmeergebiet waren zweifacher Art. Einmal wurde Italien von jetzt ab ein höchst unsicheres Mitglied im Lager, des Dreibundes, was natürlich noch zunahm, als England sich Frankreich näherte. Auf der anderen Seite hatte Frankreich einen großen Vorteil zu verzeichnen. Es war ihm gelungen, eine zweite Bresche in das Bollwerk Bismarcks zu schlagen und auch im Süden die Mauer der eigenen Isolierung zu durchbrechen. Paris fasste den Vertrag als ein italienisches Neutralitätsversprechen für den Fall eines deutsch-französischen Krieges auf.
Die Einigung über Marokko war seit 1901 langsam fortgeschritten. Am 10. Mai 1903 hatte, Freiherr von Eckardtstein in einem Bericht an den Reichskanzler die Ansicht ausgesprochen, "dass die früheren englisch-französischen Verhandlungen behufs Ausgleichs schwebender Differenzen wieder aufgenommen worden sind und dieses Mal große Aussicht auf Erfolg haben." Kurz zuvor war der englische König Eduard VII. bei einem Besuch in Paris äußerst freundlich empfangen worden. Im Herbst des gleichen Jahres verlautete aus London, Delcassé habe den Engländern einen Vorschlag zu einer kolonialen Verständigung unterbreiten lassen, habe aber von Lord Lansdowne eine ablehnende Antwort erhaltenen.
VIVE L'ENTENTE
Die hier kurz wiedergegebenen Abmachungen bedeuteten nicht bloß eine vollständige Beseitigung aller zwischen England und Frankreich bisher bestehenden Reibungsflächen, sondern darüber hinaus einen engen Zusammenschluss für die Zukunft. Die zwei Staaten sagten sich diplomatische Unterstützung für ihre Absichten in Ägypten und Marokko zu und wollten somit ihre Interessen gemeinsam gegen etwaige Einmischungen fremder Mächte wahren. Ein allgemeines Bündnis lag nicht vor, wohl aber das, was man eine "entente cordiale", ein herzliches Einvernehmen, nannte. Die politische Lage hatte sich dadurch mit einem Schlage verändert. Die beiden westlichen Mächte Europas hatten sich die Hand gereicht und der für Deutschlands Sicherung immer besonders günstige Umstand des englisch-französischen Gegensatzes war verschwunden. Vor allem für Frankreich war das ein neuer überaus großer Gewinn, und Delcassé, ein eifriger Anhänger des Gedankens einer Revanche am deutschen Nachbarn, musste mit seinem Erfolg wahrhaft zufrieden sein. Er hat schon damals die Gründung des Dreiverbandes angestrebt, indem er vorschlug das "herzliche Einvernehmen" auch auf Russland auszudehnen. Darauf konnte man in London, schon aus Rücksicht auf Japan, das mit dem Zarenreich im Kriege lag, noch nicht eingehen. Sehr bald gelang es Delcassé aber, dem Zusammengehen mit England eine, immer schärfere Spitze gegen Deutschland zu verleihen.
In Berlin versuchte man nun das Abschwenken Großbritanniens durch einen Gegenschachzug unschädlich zu machen. Die Stellung Russlands in Ostasien war von Monat zu Monat immer schwieriger geworden. Das Waffenglück war den Japanern hold. Als es dann infolge der irrtümlichen Beschießung englischer Fischerboote bei der Doggerbank durch russische Kriegsschiffe im Oktober 1904 zu einem erregten Zwischenfall zwischen London und Petersburg kam, benutzte Kaiser Wilhelm II. den Augenblick, um dem Zaren Nikolaus II. in einem vom Auswärtigen Amt gebilligten Telegramm vom 27. Oktober 1904 die schon früher vertretene Idee eines Zusammenschlusses der drei Kontinentalmächte Deutschland, Russland und Frankreich näher zu bringen. Der Zar stimmte in umgehender Antwort zu, und bat ihn, die Grundlinien für eine solche Abmachung zu übersenden. Dies geschah dann auch durch einen Brief des deutschen Monarchen, der den Entwurf zu einem Defensivvertrag zwischen Deutschland und Russland enthielt. Im Anschluss hieran erfolgte ein ziemlich ausführlicher Schriftwechsel. Dabei stellte es sich heraus, dass der in Aussicht genommene Beitritt Frankreichs zu dem Übereinkommen der wunde Punkt bei dem ganzen Plane war. Am 23. November verlangte Nikolaus II., man solle den Vertrag vor der Unterzeichnung erst Paris mitteilen Dies aber wurde deutscherseits mit Recht als gefährlich abgelehnt, und somit verliefen die Bemühungen im Sande. Der russische Außenminister, Graf Lamsdorff, hatte zu diesem negativen Ergebnis zweifellos beigetragen.
Am 8. April 1904 war die Einigung vollzogen. An diesem Tage wurden von Frankreich und England Verträge unterzeichnet, die sämtliche Streitfragen bereinigten, die zwischen beiden Ländern bisher in fremden Erdteilen bestanden hatten. Die gegenseitigen Ansprüche in Neufundland, Madagaskar, den Neu-Hebriden und Siam wurden in Übereinstimmung gebracht. Vor allem aber kam es zu einem Abkommen über die Einflussgebiete in Nordafrika. Frankreich gestand dem Inselreich freie Hand in Ägypten zu, und Großbritannien bewilligte Frankreich das gleiche im Hinblick auf Marokko, indem es ihr zuerkannte, dort selbst "über die Ruhe zu wachen" und "bei allen Verwaltungs-, Wirtschafts-, Finanz- und Militärreformen Beistand zu leisten". Diese Vereinbarungen wurden alsbald veröffentlicht. Zur selben Zeit war aber noch eine geheime Abmachung getroffen worden, die erst im Jahre 1911 bekannt gegeben wurde und noch viel weiter ging. Danach hatte die britische Regierung das Recht, zum Zweck der Befestigung ihrer Herrschaft in Ägypten bestimmte Reformen durchzuführen, während andererseits die französische Regierung Vorschläge vorlegen konnte, die für sie den gleichen Zweck in Marokko verfolgten. Außerdem sollte Spanien ein Teil von Marokko angeboten werden.
Die hier kurz wiedergegebenen Abmachungen bedeuteten nicht bloß eine vollständige Beseitigung aller zwischen England und Frankreich bisher bestehenden Reibungsflächen, sondern darüber hinaus einen engen Zusammenschluss für die Zukunft. Die zwei Staaten sagten sich diplomatische Unterstützung für ihre Absichten in Ägypten und Marokko zu und wollten somit ihre Interessen gemeinsam gegen etwaige Einmischungen fremder Mächte wahren. Ein allgemeines Bündnis lag nicht vor, wohl aber das, was man eine "entente cordiale", ein herzliches Einvernehmen, nannte. Die politische Lage hatte sich dadurch mit einem Schlage verändert. Die beiden westlichen Mächte Europas hatten sich die Hand gereicht und der für Deutschlands Sicherung immer besonders günstige Umstand des englisch-französischen Gegensatzes war verschwunden. Vor allem für Frankreich war das ein neuer überaus großer Gewinn, und Delcassé, ein eifriger Anhänger des Gedankens einer Revanche am deutschen Nachbarn, musste mit seinem Erfolg wahrhaft zufrieden sein. Er hat schon damals die Gründung des Dreiverbandes angestrebt, indem er vorschlug das "herzliche Einvernehmen" auch auf Russland auszudehnen. Darauf konnte man in London, schon aus Rücksicht auf Japan, das mit dem Zarenreich im Kriege lag, noch nicht eingehen. Sehr bald gelang es Delcassé aber, dem Zusammengehen mit England eine, immer schärfere Spitze gegen Deutschland zu verleihen.
In Berlin versuchte man nun das Abschwenken Großbritanniens durch einen Gegenschachzug unschädlich zu machen. Die Stellung Russlands in Ostasien war von Monat zu Monat immer schwieriger geworden. Das Waffenglück war den Japanern hold. Als es dann infolge der irrtümlichen Beschießung englischer Fischerboote bei der Doggerbank durch russische Kriegsschiffe im Oktober 1904 zu einem erregten Zwischenfall zwischen London und Petersburg kam, benutzte Kaiser Wilhelm II. den Augenblick, um dem Zaren Nikolaus II. in einem vom Auswärtigen Amt gebilligten Telegramm vom 27. Oktober 1904 die schon früher vertretene Idee eines Zusammenschlusses der drei Kontinentalmächte Deutschland, Russland und Frankreich näher zu bringen. Der Zar stimmte in umgehender Antwort zu, und bat ihn, die Grundlinien für eine solche Abmachung zu übersenden. Dies geschah dann auch durch einen Brief des deutschen Monarchen, der den Entwurf zu einem Defensivvertrag zwischen Deutschland und Russland enthielt. Im Anschluss hieran erfolgte ein ziemlich ausführlicher Schriftwechsel. Dabei stellte es sich heraus, dass der in Aussicht genommene Beitritt Frankreichs zu dem Übereinkommen der wunde Punkt bei dem ganzen Plane war. Am 23. November verlangte Nikolaus II., man solle den Vertrag vor der Unterzeichnung erst Paris mitteilen Dies aber wurde deutscherseits mit Recht als gefährlich abgelehnt, und somit verliefen die Bemühungen im Sande. Der russische Außenminister, Graf Lamsdorff, hatte zu diesem negativen Ergebnis zweifellos beigetragen.
Bitte nicht stören! GA