Der Tod von Jürgen W. Möllemann

"Abgründe tun sich auf. Wie schmutzig ist das Geschäft mit der Politik wirklich? Die Ähnlichkeiten zum Fall Barschel sind unverkennbar," schreibt Tamara Luig in einem Leserbrief an DIE WELT vom 7.6.2003.

"Das war kein Unfall. Einem Springer mit so viel Erfahrung wie Herr Möllemann, passiert in solch einer Phase des Sprungs kein Fehler mehr - das ist definitiv." Warum also sollte Jürgen W. Möllemann einen Freitod mit dem Fallschirm wählen, also eine Sportart benutzen, der sein Leben, nicht sein Tod verschrieben hatte? Noch dazu, wenn er keine ernsthafte juristische Folgen zu erwarten hatte.

Der ehemalige Mossad-Agent Victor Ostrovsky beschrieb ziemlich genau, warum und wie Uwe Barschel 1987 vom israelischen Mossad in Genf ermordet wurde. Barschel opponierte gegen Israels Waffengeschäfte und militärische Operationen auf deutschem Boden und drohte auszupacken. Mit dieser Drohung war Barschels Schicksal besiegelt.

Jürgen W. Möllemann hatte sich ebenfalls mit den jüdischen Machtzentren angelegt. Er gab der Judenführung in Deutschland die Schuld am zunehmenden Antisemitismus und griff dabei besonders den Populär-Juden, Michel Friedman, scharf an. Er nannte Friedman "gehässig". Mehr noch, Möllemann war Vorsitzender der Deutsch-Arabischen Gesellschaft und versuchte nach Kräften, die Verbrechen Israels im Nahen Osten öffentlich zu machen. Er nannte Israel z.B. einen Terror-Staat und äußerte Verständnis für die palästinensischen "Märtyrer", die sich in Israel immer wieder in die Luft sprengen und dabei Israelis mit in den Tod reißen.

Jürgen W. Möllemann wirkte wie ein spitzer Stachel im Programm des "Zentralrats der Juden in Deutschland". In der FDP war er zur Zeit der Auseinandersetzung mit dem Zentralrat stellvertretender Parteivorsitzender und Vorsitzender des mächtigsten Landesverbandes (NRW) der FDP. Mit seinen unverblümten Angriffen auf die jüdische Führungselite sorgte Möllemann für eine differenzierte Wahrnehmung der deutschen Bevölkerung gegenüber dem Judentum. Möllemann machte eine Anti-Haltung gegenüber dem Zentralrat hof- und salonfähig, womit er sich als Amalek selbst nominierte.

Möllemann wußte um seine Situation, denn er enthüllte, daß der Mossad seinen "politischen Kopf" wollte, verschlimmerte er seine Lage: "In seinem neuen Buch 'Klartext', aus dem der stern Auszüge veröffentlichte,und welches sehr lesenswert ist, bezieht sich Möllemann auf den Israel-Besuch Westerwelles im Mai 2002. Beim Warten auf eine Audienz bei Ministerpräsident Ariel Scharon habe ein 'Mann ohne Namen' dem Parteivorsitzenden 'in unmissverständlichen Worten knallhart gesagt, dass die israelische Regierung meinen [Möllemanns] politischen Kopf verlange'. Westerwelle habe später einen seiner kundigen Begleiter gefragt, wer das gewesen sei, und habe zur Antwort erhalten: 'Der Mossad!'." (u.a. Stern, Meldung vom 10. März 2003)

Möllemann verlor am Ende nicht nur seinen "politischen" Kopf, sondern seinen wirklichen obendrein. Zu denken gibt in diesem Zusammenhang der Aufwand, der um das Ermittlungsverfahren gegen ihn betrieben wurde. Am Tag der Razzien wurde am laufenden Band im Fernsehen über den Schlag gegen den wagemutigen Politiker berichtet: "Mit einem martialischen 100-Mann Aufgebot und einem der größten Polizeieinsätze gegen einen Politiker in der Geschichte der Republik, drängten sie den früheren FDP-Politiker in die Rolle eines Staatsfeindes." (Die Welt, 7.6.2003, S. 2) Es wurde berichtet, daß sogar Möllemanns Haus auf den kanarischen Inseln auf den Kopf gestellt worden sei. Der Es wurde ein Bild über ihn in den Medien gezeichnet, das bei jedermann den Schluß nahe legte, dieser Mann mußte sich ja umbringen, "was der alles verbrochen hat".

Die Wirklichkeit sieht aber anders aus.
Möllemann hatte gar nichts zu befürchten. Während die internationale Groß-Razzia mediengerecht inszeniert wurde, "schlugen die Ermittler nach seinem Tod plötzlich ungewöhnlich milde Töne an, als wollten sie Abbitte für ihre letzten Verfolgungsmaßnahmen gegen den jäh verstorbenen leisten. ... Die Staatsanwaltschaft Münster und eine der Anwältinnen Möllemanns - Annette Marberth-Kubicki - sagten gestern, noch kurz vor dem letzten Sprung Möllemanns habe es Gespräche über eine einvernehmliche Beendigung des Strafverfahrens mit der Justiz gegeben. Die Staatsanwaltschaft Münster habe an einen Strafbefehl gedacht, der dem Politiker eine öffentliche Hauptverhandlung und einen Aufmarsch von Zeugen erspart hätte." (Die Welt, 7.6.2003, S. 2)

Andere hätten die sogenannten Ermittlungen gegen Möllemann viel mehr zu fürchten gehabt als er selbst. DIE WELT fragt: "Gibt es inzwischen beschlagnahmte Unterlagen, die ganz andere Fährten für die Fahnder auftun?" (7.6.2003, S. 3) Warum also soll sich Möllemann umgebracht haben? Somit ähnelt sein Schicksal in der Tat dem von Uwe Barschel, wie Frau Luig so treffend in ihrem Leserbrief geschrieben hat.

"Das war kein Unfall," erklärte eine Sportlerin vom "Verein für Fallschirmspringen Marl", die mit Jürgen Möllemann sprang. (Die Welt, 7.6.2003, S. 2)
Hätte Jürgen W. Möllemann Selbstmord verübt, hätte er die automatische Programmierung des Auslösemechanismus für den Reservefallschirm nicht eingeschaltet. Denn wenn der Hauptfallschirm aus technischen Gründen abgesprengt wurde bzw. werden mußte, und das Programm des Reserveschirms angeschaltet war, konnte es Möllemann nicht mehr ausgeschaltet haben. Der Reserveschirm hätte sich automatisch geöffnet. Die Springerin aus Marl zum Absturz ihres Kameraden Möllemann: "Einem Springer mit so viel Erfahrung wie Herr Möllemann, passiert in solch einer Phase des Sprungs kein Fehler mehr - das ist definitiv." (Die Welt, 7.6.2003, S. 2) Warum also sollte Jürgen W. Möllemann einen Freitod mit dem Fallschirm wählen, also eine Sportart benutzen, der sein Leben, nicht sein Tod verschrieben hatte? Noch dazu, wenn er keine ernsthafte juristische Folgen zu erwarten hatte.

Es läßt tief blicken, daß alle seine Feinde, also quasi der gesamte Deutsche Bundestag, sozusagen mit dem Eintreffen der Todesnachricht, eine Gedenkminute für den so gehaßten Kollegen einlegten. Auf ähnliche Weise wurden die "Feinde des Sozialismus" in der ehemaligen Sowjet Union "geehrt", nachdem sie erfolgreich ausgeschaltet worden waren. Auch ihnen wurden Gedenkfeiern und herzzerreißende Reden der Politbüro-Größen gewidmet.

Die Witwe des mutigen Politikers, Carola Möllemann-Appelhoff, ließ über ihren Sprecher Hans Varnhagen am Telefon ausrichten: "Die Partei hat eine Hetzjagd gegen Jürgen W. Möllemann veranstaltet. ... Sie haben es geschafft, sie haben ihn fertig gemacht." (Die Welt, 7.6.2003, S. 3.

Erinnern wir uns an "Parteifreund" Guido Westerwelles Besuch in Israel, als der Mossad im Auftrag der israelischen Regierung von ihm "den politischen Kopf Möllemanns verlangte". Der Mossad und Israel wird nicht sehr unglücklich darüber sein, daß am Ende nicht nur Möllemanns "politischer", sondern sogar sein "richtiger" Kopf "gefallen" ist.
Bei der vorgeblich ernsthaften Diskussion zum Tode Möllemanns hat sich ein Ergebnis klar herauskristallisiert: Selbstmord ist es keinesfalls gewesen. Jeder weiß um seine Kämpfernatur und ihm Nahestehende hatten kurz zuvor noch mit ihm telephoniert und sogar noch eine spätere Verabredung getroffen. Selbst der ehem.Außenminister Genscher hält einen Selbstmord unvereinbar mit seiner persönlichen Struktur.
"Vorgeblich ernsthaft" deshalb, da dieser Todessturz nicht unvorhergesehen stattfand, sondern eine auf diesen Tod hinzielende, dramatische Vorgeschichte hat, die jedoch von den Journalisten mit keinem Wort Erwähnung findet und glatt unterschlagen wird:

- der erste ernste Anschlag galt seiner Tochter zur Zeit der angefeindeten Flugblattaktion, als sie in einem dubiosen Auffahrunfall mit ihrem Auto durch die Luft geschleudert wurde und nur mit Glück überlebte bzw. überleben sollte, als eine nachdrückliche Warnung.

- Möllemann sollte offensichtlich darauf folgend bereits am 18.August 2002 sterben, als ihm ein gleichartiger Absprung-"Unfall" widerfuhr. Sein Hauptschirm war kurz vor der Landung angeblich wegen eines Materialfehlers gerissen. Er betätigte daraufhin seinen Notschirm, der sich aber nicht vernünftig öffnen ließ, da er durch den gerissenen, aber noch an seinem Körper befindlichen Fallschirm behindert wurde. Möllemann kam diesmal mit dem Schrecken davon und landete noch lebend, wenn auch mit Blessuren!

- Offenbar hatte man aus diesen Fehlern gelernt und diesmal den Anschlag sicherer vorbereitet, wobei als Erstes der Hauptfallschirm ausgeschaltet werden mußte, der sich entweder unbeabsichtigt von Möllemann löste oder bei einem erneuten Problemfall von ihm tatsächlich abgeworfen wurde, um die Funktion des Reserveschirms nicht wie 8 Monate zuvor wiederum zu behindern. Doch dieser Notschirm war außer Funktion gesetzt, obwohl er mit einer Automatik versehen ist, die sogar bei einem unvorhergesehenen Ohnmachtsanfall selbsttätig einsetzt, den Schirm öffnet und den Springer dennoch absolut sicher landen läßt.

Warum wird dieser erste, praktisch gleichartige "Unfall" in allen journalistischen Berichterstattungen unterschlagen? Denn dann wäre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sofort klar, daß hier weder eine Selbsttötung noch ein Unfall sondern nur ein politischer Mord vorliegen kann! Also haben wir entweder in allen bundesdeutschen Medien zu einer auf der Hand liegenden Recherche unfähige Journalisten oder nicht doch eine gelenkte Presse, wie sie noch gleichgeschaltet aus DDR-Zeiten in Erinnerung ist?

So bestünde eine allerletzte Möglichkeit, einen solch fast undenkbaren, wiederholten Unfall wegen nochmaligem Versagen des Reservefallschirms durch einen quasi auszuschließenden technischen Defekt an der zugehörigen Automatik nachzuweisen. Doch, wie die Kriminalpolizei mitteilte (siehe auch Meldung in der Tagesschau vom 7.6.) konnte trotz intensiver Suche neben fehlenden Teilen des Hauptfallschirms diese Automatik NICHT aufgefunden werden! Wo ist sie - als wesentlichstes Beweisstück - denn geblieben? Wer hat sie beseite geschafft?

Spricht dies nicht alles recht eindeutig für einen politischen Mord? Wer könnte da anderer Ansicht sein?