Manchmal fällt mir nur das Bild des Rabenvaters ein, wenn ich an unseren Staat denke. Wenn man bedenkt, wie leicht es ihm von der Hand geht, das schwächste Glied zu maßregeln, während es ihm scheinbar unmöglich ist, die harte Hand auch denjenigen angedeihen zu lassen, die durch ihre Gesellschaftsposition über einen wehrhafteren Stand verfügen, so kann man doch nur zu dem Schluß gelangen, daß wahre Demokratie ebensowenig realisierbar ist wie ein kommunistisches System. In diesem Land scheint die Mehrheit nur solange zu entscheiden, bis der Stimmzettel ausgefüllt und der Wahlurne einverleibt wurde. Anschließend regiert nicht der Wille des Volkes, sondern das nahezu undurchdringliche Netz einer Minorität, gewoben aus Kompromissen, die auf dem Weg zur Macht eingegangen werden mußten. Reine Polemik? Mitnichten - muß man sich doch lediglich vor Augen führen, was an offensichtlichen Fehlentscheidungen regelmäßig bei uns aufschlägt. Daß eben diese auf mangelnde Intelligenz unserer Volksvertreter zurückzuführen sein sollen, das kann und darf doch niemand glauben, der über einen letzten Rest gesunden Menschenverstands verfügt.
Mittlerweile wundert es mich auch nicht mehr, wenn die Mehrheit der Bildungselite unseres Landes sein Glück in der Ferne sucht (oder es wenigstens in Erwägung zieht). Auch ich ertappe mich hin und wieder bei dem Gedanken, es ihnen gleichzutun. Eine Zeit, in der selbst junge Akademiker unter fehlenden Perspektiven zu leiden haben, einer Zeit, in der so getan wird, als bestünde ein Großteil der unverschuldet in Arbeitslosigkeit geratenen Menschen aus Faulenzern und Schmarotzern, während Unternehmen, die ihren Status nicht zuletzt den Vorteilen zu verdanken haben, die ihnen ihr Heimatland bot, beinahe im wohlformierten Gänsemarsch ins Ausland abwandern und dafür auch noch belohnt werden, in einer solchen Zeit fällt Patriotismus schwer.
Dennoch bin ich stolz, ein Deutscher zu sein. Weshalb? Weil ich glaube, daß wir Europäer uns zu den zivilisiertesten Menschen des Erdenrunds zählen dürfen. Frieden, Völkerverständigung, Umweltschutz, ein vergleichsweise hoher Bildungstand und zivilisierte Denkweisen, das sind nur einige der Errungenschaften, die man hier aufführen kann.
Umso wütender macht es mich, wenn ich immer und immer wieder erfahren muß, wie gewisse Bevölkerungsschichten, die lediglich eine Minderheit darstellen, diese Errungenschaften erfolgreich unterwandern dürfen. Schulen, an denen Deutsche als "Schweinefleischfresser" im eigenen Land verachtet und verspottet werden, die bewußt gebrochenes Deutsch sprechen, um sich einer Minorität anzupassen, Lehrer, die Mobiltelefone mit in die Schulklassen nehmen müssen, damit sie vielleicht gerade noch rechtzeitig Hilfe rufen können, ehe sie wieder von ihren Schutzbefohlenen verprügelt werden, Einwanderer, die sich in bestimmten Teilen Deutschlands nicht frei bewegen können, weil sie dort um ihr Leben fürchten müssen, obwohl sie sich mustergültig verhalten, prügelnde Ausländer, prügelnde Rechtsextremisten, randalierende Linke. Mit Messern bedrohte Rentner, die verhindern wollten, daß öffentliches Eigentum beschädigt wird, Deutsche, die auf offener Straße als "stinkende Kartoffelfresser" bezeichnet werden, integrationswillige Immigranten, die durch das Fehlverhalten ihrer Landsleute nicht akzeptiert und gemieden werden.Stundenlang ließe sich diese Litanei fortsetzen.
Ich wünsche mir eine Insel für Asoziale. Gröhlende Rechtsextreme, gewalttätige Ausländer, linke Dummschwätzer, alle gehören sie abgeschoben. Außerdem eine Spendenaktion für Baseballschläger und andere Spielsachen, damit es ihnen nicht zu langweilig und ihr Domizil nicht zu voll wird. Ich bin auch nicht gerade mit dem goldenen Löffel im Mund großgeworden, aber mittlerweile weiß ich nicht mehr genau, ob das alles nur ein böser Traum oder die nackte Realität ist. Fürs Erste würde es mir auch reichen, wenn Neonazis in Berlin-Neukölln Patrouille liefen, statt in Überzahl auf wehrlose Menschen zu einzuschlagen, weil sie eine andere Hautfarbe haben.
Was kann man tun?