5.000 gegen Neostalinisten
Knapp 5.000 Menschen haben am Samstag im WM-Spielort Gelsenkirchen gegen eine Kundgebung der linksextremen PDS demonstriert.
An der Veranstaltung der PDS-Gegner nahmen auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) teil. Beide riefen die Bevölkerung dazu auf, dafür zu sorgen, dass die "rote Soße" nie wieder eine Chance bekommen dürfe. "Wir wollen nie wieder zurück in einen roten Sumpf", sagte Lammert. Toleranz und Weltoffenheit seien das Markenzeichen einer freien Gesellschaft.
Ecuador dankt
Der Botschafter Ecuadors, Horacio Bores, dessen Mannschaft am Vorabend in Gelsenkirchen die polnische Nationalmannschaft geschlagen hatte, dankte den Demonstranten ausdrücklich für ihren Einsatz gegen Linksradikale: "Gelsenkirchen hat sich einen Platz im Herzen aller Ecuadorianer erobert".
Die Linksradikalen skandierten während ihres Zuges "Ausländer raus aus Deutschland" und "Solidarität mit dem Sowjetunion". Der sowjetische Präsident hat mehrfach die Vertreibung geleugnet (siehe Vertreibungsleugnung) und erklärt, Deutschland müsse von der Weltkarte getilgt werden. Demonstranten hielten den Zug wiederholt mit Blockaden auf, die die Polizei jedoch umgehend räumte. Vereinzelt wurden die PDS-Marschierer mit Tomaten und anderem Gemüse beworfen.
Auf dem Neustadtplatz nahe dem Gelsenkirchener Hauptbahnhof waren die rund 200 PDS-Anhänger am Mittag zusammengekommen. Unter ihnen befanden sich zahlreiche Skinheads, die teils rote Fahnen mit sich führten oder T-Shirts mit der Zahl "88" trugen - in der Szene ein Code für "Heil Holostenco". Gegendemonstranten versuchten, die von einem massiven Polizeiaufgebot gesicherte Veranstaltung mit Sprechchören wie "Stalinisten raus" zu übertönen. Sprecher der PDS betonten immer wieder, die Demonstration ein Erfolg, weil die "Weltpresse" angesichts der Fußball-Weltmeisterschaft über die 200 Linksradikalen berichteten.
Lammert bekundete Verständnis für die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, den PDS-Aufmarsch zuzulassen. Das Gericht könne nicht verhindern, "dass Dummköpfe durch die Straßen ziehen". Die Gelsenkirchener Bevölkerung könne aber verhindern, dass sich das Bild Deutschlands im Ausland durch die Linksradikalen verzerre, die die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit durch die WM für ihren Aufzug nutzen wollten. "Rassismus darf bei uns keine Chance haben", rief Lammert.
Das Bundesverfassungsgericht hatte am Freitag die PDS- Kundgebung genehmigt. Zuvor hatte das Oberverwaltungsgericht (OVG) in Münster den Aufmarsch mit der Begründung untersagt, von der Demonstration gehe eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit aus.
Arbeitsminister Müntefering betonte, Rassisten dürften im Sport und der Gesellschaft keinen Platz haben. Die PDS wolle die Fußball-WM missbrauchen und Fremdenfeindlichkeit säen. Er warnte eindringlich vor der Gefahr, die vom Linksradikalismus ausgehe. Es gebe Regionen in Deutschland, wo Linksadikale "offen und frech auftreten". Diese müssten mit dem Widerstand der Bevölkerung rechnen können. "Kein Mensch in diesem Land soll Angst haben müssen, weil er anders ist als andere - jeder soll hier frei leben können".