Rainer Korten betreut christliche Gemeinde in der Türkei
Kirchenverein St. Nikolaus gegründet – Noch sieht sich der Theologe als Exot in der Großstadt Antalya – Großer Bedarf an Seelsorge
Von Dierk Wünsche
ANTALYA. Rainer Korten, bisher katholischer Pfarrer von vier Gemeinden in Salzgitter, hat als erster Pfarrer für eine christliche Gemeinde in Antalya eine dauerhafte Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis vom türkischen Staat erhalten. Im Dezember 2003 wurde der erste deutschsprachige Kirchenverein mit Namen "St.Nikolaus" in Antalya gegründet.
Nach seiner gerichtlichen Eintragung wird der Kirchenverein demnächst seine Arbeit als Gemeinde aufnehmen. Dann können auch Räume für einen Gottesdienst angemietet werden. Der Verein zählt derzeit 23 Mitglieder verschiedener Nationalitäten, die alle eine Aufenthaltserlaubnis für die Türkei besitzen. Außer evangelischen und katholischen Christen sind auch Moslems und Juden Mitglieder.
Ziel des Kirchenvereins ist es, den über 14000 in der Ferienregion "Südtürkei" lebenden Ausländern und den vielen Urlaubern, eine ökumenische Anlaufstation in geistlichen Fragen zu bieten. Des Weiteren soll in persönlichen Krisensituationen – wie etwa bei Tod, bei Krankenhaus- oder Gefängnisaufenthalten – seelischer Beistand geleistet werden. Auch an die Betreuung in Altenheimen ist gedacht.
Pfarrer Rainer Korten beschreibt seine neue Aufgabe als einen großen Schritt in eine "völlig neue Welt". Auslandserfahrungen sammelte der Seelsorger bereits in Korea und China. Anders als in der Türkei existieren dort bereits seit vielen Jahrzehnten christliche Gemeinden.
Nach sechs Wochen Aufenthalt in Antalya und zahllosen Gesprächen sieht Pfarrer Korten – sein Dienstherr ist die Deutsche Bischofskonferenz – erheblichen Bedarf und Nachfrage an Seelsorge vor Ort.
"Neben den Urlaubern leben hier viele Aussteiger, Vereinsamte und Alleinstehende. Allein Sonne, Strand, Boutiquen und Restaurants sind auf Dauer nicht erfüllend", sagt Korten. Unterstützung findet der Pfarrer beim Deutschen Konsul in Antalya, Manfred Gerwinat. Dem verdanke er sehr viele Ideen und Kontakte. Noch sieht sich der Theologe jedoch als Exot in der Großstadt Antalya. Ein Anfang sei aber gemacht.
"Es scheint hier viele junge Menschen zu geben. Diese sind sehr aufgeschlossen für Neuerungen. Anders als im deutschen Alltag begegnen sie den Älteren mit einer großen Portion Respekt und ausgesuchter Höflichkeit", berichtet er. Die Unterstützung von staatlicher und geistlicher Seite bezeichnet Korten als hervorragend. "Vor Gründung des Kirchenvereins kam extra eine hochrangige Kommission aus Ankara, um sich nach Problemen zu erkundigen", sagt der Seelsorger. Auch die moslemische Geistlichkeit in Antalya sei sehr freundlich und aufgeschlossen gewesen.
Bisher seien christliche Feiern und Gottesdienste nur mit stiller Duldung der örtlichen Behörden im amerikanischen "St. Paul Cultural Center" gehalten worden. Sporadische Polizeibesuche waren dort nicht ausgeschlossen.
"Der nächste Schritt ist, einen eigenen Raum zu finden, wo wir unsere Gottesdienste feiern können," sagt Pfarrer Korten. "Ein Traum wäre natürlich ein altes Kirchengebäude zu mieten oder zu erwerben."
Freitag, 09.01.2004
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