Aus dem "Neuen Deutschland":
Schandmale
Roter Stern – rotes Tuch?
Von René Heilig
Zitat aus der Antwort des Magdeburger Innenministeriums auf eine Anfrage des PDS-Abgeordneten Gärtner: »Das für das Gräbergesetz zuständige Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat... veranlasst, dass die Gemeinden Schändungen an sowjetischen Kriegsgräbern unverzüglich beseitigen und auf dem Dienstweg berichten.« Seit 2001 gibt es eine Statistik über Schändungen, 26 sind in Sachsen-Anhalt gemeldet, der Schaden beläuft sich 1798 Euro.
Fast möchte man sagen: Das geht ja noch... – wäre da nicht der begründete Zweifel. Erstens an der Statistik. Zweitens muss man – nicht nur in Sachsen-Anhalt – durch die Ortschaften fahren, um zu sehen, wie Ehrenmale für Sowjetsoldaten, Zwangsarbeiter und Antifaschisten zu Schandmalen wurden. Und zwar nicht nur durch hirnlose Randalierer oder hassgeladene Nazis. Nicht wenige Gemeinden zwischen Ostsee und Thüringens Südgrenze haben einen Schlussstrich unter die Geschichte gezogen. Nachdem sie deutsche Adler über deutschen Kriegerdenkmälern restauriert hatten. Dazu passend laufen zu besten Sendezeiten professorale »Doku-Soaps« über Lust und Leiden deutscher Landser, die Kampfbünde aller Art mit Kränzen und Trommeln zu Helden verklären. Gewiss haben gerade wir Ostdeutschen so einiges über die Geschichte hinzugelernt – doch: Warum sollte man dafür Wichtiges vergessen?!