Seit ich "Im Westen nichts Neues" gelesen habe, bin ich vollständig von Militaristischen Anwandlungen geheilt.
Seit ich "Im Westen nichts Neues" gelesen habe, bin ich vollständig von Militaristischen Anwandlungen geheilt.
Parole: Reich ins Heim- Mitglied der Linksfraktion
Ich wiederhole mich gerne: Militarismus und Bellizismus sind nicht das selbe.:]
Beilalter, Schwertalter, wo Schilde krachen,
Windzeit, Wolfszeit, eh die Welt zerstürzt.
Der Seherin Weissagung, 46
Bestens!!! Nicht Generäle, nein, Zivilisten bliesen 1914 zum Krieg. Von Tirpitz und von Falkenhayn warnten den Reichskanzler. Doch der blieb stur auf Kriegskurs.
Und nicht der Kaiser hat den Krieg erklärt und erlaubt, wie es leider immer noch in all zu vielen Geschichtsbüchern behauptet wird, sondern der Bundesrat, also die Verammlung der Reichs- bzw. Bundesfürsten. Darunter waren auch Briten und der Schwager des Zaren und Bruder der Zarin. Der erklärt seiner Schwester freiwillig den Krieg. Was hält man davon?
Der Kaiser war nur Oberbefehlshaber und nur für die Durchführung des Krieges zuständig. Dass der Krieg verloren ging, geht auf seine Kappe. Dass Deutschland Russland und Frankreich den Krieg erklärte, geht nicht auf seine Kappe. Dass selbst gebildete deutsche Historiker das nicht auseinderhalten können, muss schon sehr verwundern. Es erklärt dann auch, warum Deutschland bis heute psychologisch so schlecht da steht.
Geändert von Dubidomo (12.09.2008 um 19:13 Uhr)
Das, was du da mit einem neuen Schlagwort einbringst, der "Kadavergehorsam" ist ein weiterer Keulenbegriff, einzig dienlich der Diskussionsabwürgung. Dieser Gehorsam lässt sich wohl besser als Loyalität definieren. Der "Kadavergehorsam" war weit weniger ausgeprägt, als bei anderen Mächten der Zeit. Dies zeigt sich stets am Deutlichsten beim Prinzip der Auftragstaktik. Die Siege von Vionville oder Mars-la Tour 1870 hatten einer ihrer Hauptgründe in der Eigenmächtigkeit sowohl höherer Generale bis hinunter zu den Offizieren auf Bataillonsebene, die auf eigene Verantwortung Befehle ignorierten und eigenständig handelten, als sich die Situation für sie anders und günstig darstellte. Im genauen Gegensatz dazu etwa die Franzosen, deren untergeordnete Stellen in schwächlicher Passivität nur als Befehlsempfänger agierten. Ebenso zeigte sich, dass bei einem solchen Ausscheren auch bei nicht militärischen Anlässen, etwa bei manchem Anekdötchen, das die eigene Ehre betraf und die im Widerstand gegen höchste Generale oder den Monarchen selbst gipfelte, nicht mit Repressalien oder dem vorzeitigen Ende der Karriere gerechnet werden musste. Beinahe ein Unikum im 19. und frühen 20. Jahrhundert.
Der "Untertanengeist" wiederum lässt aussen vor, dass es sich in kaum einen Land der Zeit so gut leben ließ, wie in Preußen und später im Kaiserreich. Auch wenn es dem Proletariat nach heutigen Maßstäben gesehen natürlich außerordentlich schlecht ging, so war es verglichen mit den anderen Staaten doch in der Weltspitze vertreten. Und dann wird das Kaiserreich gegründet, dass schon sehr bald industriell, wissenschaftlich, wirtschaftlich und kulturell an der Spitze der Welt stand. Endlich die Bastion, die nach den jahrhundertealten Einfällen und Verwüstungen europäischer Mächte in deutsche Landen die nötige Sicherheit bringen sollte. Warum sollte man in so einem Land nicht "untertänig" oder besser formuliert, loyal sein? Auffallend hierbei ist auch, wie die Zahl der Auswanderungen in die USA nach der Errichtung des Reiches dramatisch abnimmt, während sie in anderen Ländern konstant bleiben oder drastisch zunehmen.
...Und es bleibt einfach nur paradox, sich nach einem ultrabrutalen General zu benennen, der sein Gegenstück der Zeit wohl nur noch in Schörner und Schuikow finden könnte und gleichzeitig jedwede Displizierungsmaßnahmen und Befehlsketten als großes Übles zu bewerten.
Geändert von 1871 (12.09.2008 um 22:38 Uhr)
Achso, inwieweit war Preussen aggressiv? Können Sie darlegen, dass Preußen -etwa ab 1701- mehr Kriege führte, als die anderen Großmächte?
In den insgesamt 287 Kriegen, die von 1800 bis 1940 geführt wurden, waren nach einer Untersuchung des US-Professors Wright beteiligt:
- England: mit 80 Kriegen = 28 Prozent
- Frankreich: mit 75 Kriegen = 26 Prozent
- Spanien: mit 66 Kriegen = 23 Prozent
- Rußland: mit 63 Kriegen = 22 Prozent
- Österreich-Ungarn: mit 55 Kriegen = 19 Prozent
- Türkei: mit 43 Kriegen = 15 Prozent
- Polen: mit 32 Kriegen = 11 Prozent
- Schweden: mit 26 Kriegen = 9 Prozent
- Holland: mit 23 Kriegen = 8 Prozent
- Deutschl./Preußen: mit 23 Kriegen = 8 Prozent
- Dänemark: mit 20 Kriegen = 7 Prozent
(Quelle: Der grosse Wendig. Richtigstellungen zur Zeitgeschichte Band 1, 3. Auflage 2007)
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