Ich habe letztens Teile eines Strafprozesses gegen einen Mörder gesehen. Er hat seine Tochter umgebracht (erstickt) und die Leiche in einen See geworfen, weil sie ihm zu westlich war (die sind Albaner) und er dies zur Rettung der Familienehre für nötig hielt. Es war hart. Die Zeugen haben geweint und sie taten mir leid.
Doch auch und besonders tat mir der (allerdings noch nicht verurteilte) "Mörder" leid:
Ich kann das nicht rational erklären. Er hat mir einfach leid getan wie er da saß. Weder leugnete er die Tat, noch schien er sie zu bereuen oder auch nur emotional Anteil daran zu nehmen (äußerlich). Es machte fast den Eindruck als sei er da nur als Sachverständiger oder so geladen. Die Frage ob er denn auch ein am See gefundenes Seil benutzt habe beantwortete er äußerlich etwa mit einer solchen Gelassenheit die ein anderer bei der Frage nach dem Weg zur nächsten Post oder so beantwortet hätte, wobei dies natürlich nicht wirklich Rückschlüsse auf das Innere zulässt, ich will hier nur meine Eindrücke darstellen (aber Eindruck nur im Sinne von atmosphärischer Wahrnehmung). Was ich nur sagen will ist dass er nicht um Vergebung winselte aber auch nicht stolz seine Tat lobte und doch tat er mir Leid denn er wird gehasst und muss lange ins Gefängnis. Es ist schwer zu erklären, aber er selbst versteht ja nicht was die anderen für ein Problem mit seiner Tat haben, er selbst hält sie ja vermutlich für richtig (zumal er sie lange geplant hatte). Dem Durchschnittseuropäer erscheint sie als falsch (mir auch).
Wenn ich eine Tochter hätte würde ich sie so mögen wie sie ist, auch wenn das ganz anders wäre als ich es gern hätte. Aber für den ist das nicht so auch wenn ich das nicht verstehen kann. Er hat eben eine andere Wertauffassung und selbst wenn er sich das Recht heraus nahm seine Tochter zu töten und dies als richtig beurteilen zu können glaubte ist das doch nicht viel anders als das Gericht das nun meint seine Einschätzung beurteilen zu können und ihn ins Gefängnis stecken zu können für ca. 15 bis 20 Jahre. Ich denke es läst sich nicht objektiv beantworten was von allem was passiert und passiert ist richtig oder falsch war. Das ist wohl rein subjektiv. Nur glaubt ja auch der Staat seine Handlungen seien objektiv richtig. Und ob das der Fall ist ? All zu leicht ist es anzunehmen gleiches könne mit gleichem oder ähnlichem vergolten werden doch wo steht dass das gerecht ist ? Ist die Frage der Gerechtigkeit nicht etwas rein menschliches ?
Jedenfalls hat der Mann obwohl ich ihm sogar zutraue dass er sehr aggressiv sein kann mir von Herzen leid getan, genau wie seine tote Tochter (die jetzt wenigstens ihre Ruhe hat). Beiden wurde letztlich deshalb das Leben zerstört, weil sie andere Auffasungen hatten als jemandem der mehr Macht hat als sie. So funktioniert die Welt. Der Stärkere setzt seine Meinung zu ungunsten des Schwächeren durch. Und so sehr es einen Schwachen freuen mag wenn ein Unterdrücker von einem noch größeren Unterdrücker dafür bestraft wird, dass er gegen die Vorstellungen des noch größeren Unterdrückers durch Unterdrückung des Kleinen verstoßen hat: Gerecht muss das nicht zwangsläufig sein. Ich wünsche ihm und seiner Familie Ruhe und Frieden !
Ich glaube nicht, dass das hier jemand versteht aber nichts für ungut.