US-Berichte über Pläne für Atomsprengköpfe "falsch und irreführend"
US-Atomwaffenexperte kritisiert Umgang mit CIA-Informationen über Iran
Mainz. Ein Bericht des ARD-Magazinz REPORT MAINZ wirft ein neues Licht auf den Atomstreit mit Iran. Die weltweit kursierenden Berichte über Studien zum Bau von Atomsprengköpfen, die auf einem mysteriösen Laptop gespeichert sein sollen, sind nach Ansicht des angesehenen US-Atomwaffenexperten David Albright „falsch und irreführend“. Das sagte Albright dem ARD Politikmagazin REPORT MAINZ.
Die New York Times hatte im November 2005 unter Berufung auf namentlich nicht genannte Regierungsstellen über das Laptop berichtet:
"Auf dem Computer befanden sich Studien für die wichtigsten Bestandteile eines Atomsprengkopfes." Diese Nachricht wurde auch in deutschen Medien unter Berufung auf die New York Times mehrfach gemeldet. Auch bei den Beratungen der IAEA in der vorigen Woche, hatte der Inhalt des Laptops nach REPORT MAINZ Informationen auf der Tagesordnung gestanden.
Der iranische Computer, mit streng geheimen militärischen Dateien, geriet nach dieser Darstellung Mitte 2004 „aus einer langjährigen iranischen Quelle“ in die Hände des US-Geheimdienstes CIA.
David Albright, Direktor des Instituts für Wissenschaft und internationale Sicherheit (ISIS) in Washington und scharfer Kritiker des iranischen Atomprogramms, gehörte zu den wenigen Wissenschaftlern, die den Inhalt des Laptops auswerten durften. Im Interview mit REPORT MAINZ erklärte er dazu: „Diese Dokumente beinhalten keinerlei Informationen, die besagen, dass es sich um eine nukleare Waffe, einen nuklearen Sprengkopf handelt. (..) Die Begriffe ‚nuklear’, ‚Atomwaffe’ oder ‚Atomsprengkopf’ werden nie in dem Dokument erwähnt.“
David Albright hält deshalb den Bericht der New York Times für einen „irreführenden Fehler“. Die Darstellung, iranische Wissenschaftler hätten Pläne für Atomsprengköpfe sei „übertrieben“. Albright, der auch als UN-Atomwaffeninspektor im Irak tätig war und mehrfach im US-Kongress als Experte für Atomwaffen angehört wurde, hatte deshalb die New York Times schon im November 2005 zu einer „Richtigstellung“ aufgefordert. Wörtlich schrieb Albright an den Redakteur der New York Times: „Ich glaube, dass Sie einen schwerwiegenden Fehler gemacht haben. Sie und die New York Times sollten das richtig stellen“
In einer e-mail an David Albright antwortete die New York Times: „Wir haben nur die Bush-Regierung zitiert, die behauptet, die iranischen Studien ‚zeigten die langen Bemühungen, einen Atomsprengkopf zu konstruieren“.
Die ersten Meldungen über angebliche Pläne zum Bau eines iranischen Atomsprengkopfes erschienen am 13. November 2005, elf Tage vor einer Sitzung des Gouverneursrates der Internationalen Atombehörde (IAEA) in Wien. Dabei wurde intensiv über das iranische Atomprogramm verhandelt.
David Albright geht davon aus, dass der verfälschte Bericht aus US-Regierungskreisen gezielt in der New York Times lanciert wurde, um politischen Druck auszuüben. Albright wörtlich: „Sie können es nicht (selber) sagen, weil sie wissen, dass es nicht stimmt, aber dann spielen sie es den Medien zu, welche die übertriebene Darstellung liefern und dann zitieren sie die Medien.“
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