Abends am 09. Januar 1924 saßen im Wittelsbacher Hof in Speyer der pfälzische Separatistenanführer Franz-Joseph Heinz und seine engsten Gefolgsleute zusammen beim Abendessen. Plötzlich und unerwartet stürmten bewaffnete Attentäter das Restaurant und riefen: „Hände hoch, es gilt nur den Separatisten!“ Danach eröffneten sie sogleich das Feuer.

Die Mörderbande tötete den Anführer der Separatisten, der nach seinem Heimatort auch als Heinz Orbis bekannt war. Der unbeteiligte Geschäftsreisende Wilhelm Spankuß, der zufällig am Tisch der Separatisten Platz genommen hatte, überlebte wie durch ein Wunder und verlor durch einen Mundschuss lediglich zwei Backenzähne. Zu den Toten wiederum gehörte auch der Trierer Separatist Nikolaus Fußhöller.

Bei der anschließenden Schießerei vor der Türe starben immerhin zwei der Attentäter. Der Anführer des Exekutionskommandos, Edgar Julius Jung, floh verletzt zurück nach München.

Heinz Orbis hatte zuvor die Autonome Pfalz ausgerufen, nachdem die von Bayern aus gesteuerte Regierung am 12. November 1923 kapituliert hatte. Bereits zwischen dem 6. und 10. Oktober 1923 fielen den Separatisten entscheidende Städte zu wie Kaiserslautern, Neustadt an der Haardt (heute = Neustadt an der Weinstraße) und Landau. Später folgten weitere wichtige pfälzische Städte wie Pirmasens, Edenkoben und Hauenstein.

Das Attentat auf die Pfälzer Separatisten erfolgte mit Billigung und Unterstützung der bayerischen Regierung und bedeutete das Ende der Autonomen Pfalz. Den Anschlag führte der "Bund Wiking" aus. Dieser Bund wurde noch zu Zeiten der Weimarer Republik verboten. Das Regime der Nationalsozialisten stufte den Vorfall später als legalen Akt der Staatsnothilfe ein. Ironie der Geschichte: Edgar Julius Jung wurden von den Nationalsozialisten im Zuge der Röhm-Affäre zur Strecke gebracht.

Die Angelegenheit der Autonomen Pfalz hat eine längere Vorgeschichte, denn bereits vor Heinz Orbis trachteten einige Pfälzer unter Führung des Landauer Chemikers Eberhard Haas nach Unabhängigkeit für die Pfalz. Das passte der bayerischen Regierung nicht, welche die Pfälzer seit jeher als „unsichere Kantonisten“ ansah. Um den Pfälzer Separatismus abzuwürgen, siedelten die Bayern in Mannheim [sic!] eine Zentralstelle für pfälzische Angelegenheiten und die Haupthilfsstelle für die Pfalz an. Nur so ließ sich die Verbindung zur Pfalz halten, wo man zudem auf eine gefügige Beamtenschaft bauen konnte.

Eberhard Haas hatte in dem französischen General Augustin Grégoire Arthur Gérard einen mächtigen Unterstützer. Zum Putsch jedoch wählte er unglücklich den 1. Juni 1919. An dem Tag demonstrierten mit Duldung der französischen Besatzer tausende Pfälzer dafür, bei Bayern zu verbleiben. Damit misslang die Ausrufung der „Pfälzischen Republik“ und der „Bund freie Pfalz“ war gescheitert.

Mehrere Pfälzer unter Führung des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann versuchten ihr Glück erneut im Oktober 1923. Unterstützung erfuhr Hoffmann in dem französischen General Adalbert François Alexandre de Metz. Das Unternehmen zeitigte keinen Erfolg, da der Widerstand der pfälzischen Beamten zu groß war, die treu zu Bayern hielten.

Erst Heinz Orbis, der wesentlich radikalere Pläne verfolgte, gelang es mit seinem Pfälzischen Corps, die Pfalz von Bayern loszueisen und vorübergehende Autonomie herzustellen. Nachdem die aus Bayern stammenden Attentäter ihn und seine Mitstreiter aus dem Weg geräumt hatten, platzte der Traum der Autonomen Pfalz. Adolf Bley, ein Fabrikant und Stadtrat aus Kirchheim-Oblanden, war damals der Stellvertreter von Heinz und er bemühte sich, eine neue Regierung auf die Beine zu stellen, was ihm jedoch nicht gelang. Das lag nicht zuletzt an den führenden Köpfen der Kirchen, die sich dem Separatismus ebenfalls verweigerten.

Schlussendlich und unter Mitwirkung der Briten und Franzosen kam es zum Speyerer Abkommen. Darin wurde die Auflösung der Separatisten beschlossen und die bayerische Regierung bemächtigte sich erneut der Verwaltung der Pfalz.

Es heißt bei Wikipedia, die Mehrheit der pfälzischen Bevölkerung habe die Autonomie abgelehnt und die Regierung der Separatisten habe über keine Regierungserfahrung verfügt, weshalb sie gescheitert wäre. Zudem sei die Bewegung mit Kriminellen durchsetzt gewesen. Dazu muss man wissen: Diese Deutung stammt aus den Archiven der Bayern, sowie den Berichten des britischen Oberkommissars der interalliierten Rheinlandkommission.

Am 12. Februar 1924 besetzten verbliebene Separatisten das Bezirksamt in Pirmasens. Eine Meute, welche die Wiederherstellung der "Pressefreiheit" [sic!] forderte, sei ihnen angeblich dann auf die Pelle gerückt, worauf die Aufrührer mit Schüssen und Handgranaten geantwortet hätten. Die französischen Besatzer griffen nicht ein und es kam es zu einer Erstürmung, bei der alle Separatisten gelyncht wurden. Damit war die Autonome Pfalz Geschichte.