Fazit dazu von Romain Rolland:
"Man sieht, daß der deutsche Genius sich trotz der Italienerherrschaft seine Unabhängigkeit strichweise zu bewahren gewußt hat, wo er im stillen gediehen konnte, bis er eines Tages, seiner Kraft bewußt, dem fremden Geist den Krieg erklären und das Joch abwerfen sollte. Aber es bleibt unbestritten, daß in der Mitte des 18. Jahrhunderts die italienische Oper in Deutschland dominierte, und daß die Häupter der deutschen Kunst, dieselben, die später die ersten sein sollten sich zu emanzipieren, ausnahmslos dem Fremden tief verfallen waren. So prachtvoll die Entwicklung der deutschen Musik bei Haydn, Mozart, Beethoven und ihren Nachfolgern ist, so mag es erlaubt sein, zu bezweifeln, ob die Entwicklung dieser Musik nicht eine andre gewesen wäre, wenn die deutsche Kunst nur mit ihren eigenen Mitteln gearbeitet und nur an der Quelle des eigenen Wesens geschöpft hätte.
Von dem überwältigenden Triumph der italienischen Oper über das Deutschland des 18. Jahrhunderts ist, für Jahrhunderte, die unverwischbare Prägung des italienischen Stils und Gedankens auf dem Werk der deutschesten Meister unserer Zeit verblieben. Es würde nicht schwer sein aufzuzeigen, wie vieles in Wagners Werken italienisch ist und wie die ausdrucksvolle und melodische Sprache von Richard Strauß im tiefsten aus Italien stammt. Eine Vorherrschaft wie die Italiens im 18. Jahrhundert hinterläßt unauslöschliche Spuren im Leben der Völker, die ihr unterworfen waren."