Die anno 2003 zu ihrer HErrin einbestellte feministische Autorin und Politikerin Françoise Giroud – sie war „Staatsekretärin für den Status der Frauen” in der Regierung von Jacques Chirac – hat in den 1970ern die Formel geprägt: „Die Frau wird erst an dem Tag mit dem Mann wirklich gleichberechtigt sein, wenn man auf einen bedeutenden Posten eine inkompetente Frau beruft.”

Dieses Ziel wurde nicht nur längst erreicht, sondern die Entwicklung ist weit darüber hinausgeschossen. Nicht einmal ein grüner Mann dürfte so inkompetent sein wie das Schnatterinchen im Auswärtigen Amt – sie hat übrigens vor ein paar Tagen das hunderttausende Kilometer entfernte Georgien in einer 360-Grad-Wende zum EU-Mitglied erklärt –; kaum eine männliche Hyäne wäre so weit nach oben gefallen wie Ursula von den Laien (ein Alkoholiker vielleicht ausgenommen). Gottseidank ist weder Rundfunkintendantin noch Bundestags(vize)präsidentin noch Verfassungsrichterin ein bedeutender Posten.

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„Die berühmteste Frau von London ist die Gattin des russischen Botschafters, Frau von Lieven. Zwischen ihr und dem Vicomte herrscht eine solide Abneigung, die auf beiden Seiten ihren schriftlichen Ausdruck findet. Er schreibt: ‚Frau von Lieven hatte ein spitzes und abstoßend häßliches Gesicht, sie war eine Durchschnittserscheinung, durchschnittlich und ermüdend. Ihr einziges Gesprächsthema war die Alltagspolitik.” Grade aus diesem Grunde hätte der Botschafter die Beziehungen mit der einflußreichen Dame, die nicht nur mit George IV., sondern auch mit Metternich intim war, pflegen sollen. Ihr Einfluß reicht weit, und sie weiß mehr über den Stand der internationalen Angelegenheiten als mancher Minister. Ihr Urteil über Chateaubriand ist hart, nach ihrer Meinung sieht er aus ‚wie ein Buckliger ohne Buckel’, sie findet seine Blasiertheit, obwohl er sie in Mode gebracht hat, höchst affektiert; ‚er führt in den Salon ist eine träumerische Miene vor und trägt sein altes Herz, das niemand mehr kaufen will, in einer Binde’. Als er ihr seine Langeweile bekennt, erbietet sie sich, ihn mit einigen intelligenten Frauen bekannt zu machen.
‚Oh, Madame’, antwortet er müde, ‚ich mache mir nichts aus intelligenten Frauen.’
‚Sie ziehen also dumme Frauen vor?’
‚Bei weitem, Madame, bei weitem.’
Frau von Lieven, die als die klügste Frau weit und breit gilt, läßt es sich gesagt sein.”
(Aus: Friedrich Sieburg, „Chateaubriand”)
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In der Jott-Eff las ich, dass ein neues Buch erschienen ist, in dem ein Dutzend als Historiker, Publizisten und sogar Philosophen kostümierte Sklavenseelen wie eine Migrantengang ihr Opfer die Frage umkreisen, ob man die Shoa mit den Sklaverei- und Kolonialverbrechen der Weißen an den Schwarzen vergleichen könne – die Prognose ist nicht sonderlich gewagt, dass dieser Vergleich in Bälde keineswegs nur statthaft, sondern mindestens geboten sein wird. Klar kann man beides vergleichen. So gab es beispielsweise schwarze Sklavenjägerethnien, die andere Schwarze einfingen und an muslimische und europäische Sklavenhändler verkauften (auch wenn die muslimischen und die schwarzen Versklaver in dem Buch wahrscheinlich keine Rolle spielen), und es gab Judenräte, die mit den Nazis kooperierten. Sowohl Schwarze als auch Juden wurden in Konzentrationslager gesperrt, wobei die deutschen Lager in Namibia, so schlimme Zustände zuweilen darin herrschten, reine Sammellager für Überlebende der Aufstände waren. Nicht vergessen sollte man beim Vergleich freilich die Petitesse, dass die Kolonialherren für die Schwarzen Eisenbahnen, Schulen und Krankenhäuser gebaut haben, die Nazis für die Juden Gaskammern.

Ansonsten aber überwiegen die Ähnlichkeiten.

Danke Michael K.