Zitat von
frundsberg
Richtig. Es war das einzige Buch das ich mir mit "Angst" kaufte, weil ich nicht wußte, was mich erwartet:
Joseph Burg:
„Eine brisante Wichtigkeit, die alle Geschichtsklitterer verschweigen oder ummodeln, ist die Tatsache, daß mehrere Lagerkommandanten deutsche Konzentrationslager wegen Mißbrauch ihrer Kompetenzen den KL-Insassen gegenüber vor Sondergerichte der SS zitiert worden sind und durchwegs den Strick um den Hals bekommen haben. Hier muß man sich wiederum fragen, wozu das alles? Wo doch alle in die Lager Verschickten umgebracht werden sollten? Wenn dem so ist, hätte man doch die frevelhaften Kommandanten ausgezeichnet und als nachahmenswert empfohlen! Oder nicht? Unter den zu Tode verurteilten Kommandanten war auch einer aus dem KL-Maidanek. Es sei hier nochmals an den bereits erwähnten Weiß von Dachau erinnert, der seine Untergebenen für Vergehen an Gefangenen gemaßregelt hat.
Warum und wozu wurde dann Florstädt auf dem Appellplatz Maidanek, in Gegenwart aller Inhaftierten, gehängt? Vielleicht um die Zuschauer zu belehren, daß sie sich bei Ungerechtigkeiten nicht wehren, nicht protestieren und über den Kopf des Kommandanten nichts melden sollen? Oder waren die öffentlichen Hinrichtungen von Lagerkommandanten volksbelustigende Purimspiele? Florstädt wurde übrigens nicht wegen Mord an Häftlingen hingerichtet! Es ist wahrlich nicht zu begreifen, daß die Angeklagten es fertigbrachten, 250.000 Menschen zu ermorden, ohne daß die Obrigkeit etwas davon erfahren haben soll. Bei den Verhältnissen im Lager hätten sie nicht einmal ein halbes Dutzend geschafft, und hätte man sie beim ersten ertappt, wäre ihnen das Schicksal Florstädts sicher gewesen. Andererseits war er es, der entarteten KZ-Kommandanten als SS-Richter die Todesurteile verkündete. So wurde der Kommandant des KZ Buchenwald, Karl Koch, genauso wie der bereits erwähnte Florstädt in Maidanek, auf dem Appellplatz vor den Augen der mißhandelten Häftlinge gehenkt. Weitere 200 Urteile wurden vollstreckt. Wie ist der Widerspruch zu erklären, daß die einen Massenvergasungen durchführen durften, während andere wegen kleinerer Verbrechen hingerichtet wurden? Sowas kommt nur dann vor, wenn man mit der Wahrheit herumjongliert! Ich bitte das hier Vorgebrachte auch mit dem Herzen zu verstehen. Es spricht einer zu ihnen, der in den Wirren der damaligen Zeit 12 Mitglieder seiner Familie frühzeitig verloren hat, die weder durch Mord, noch durch Vergasung ums Leben kamen, sondern durch Seuchen.
In der die Fälscherwerkstätten (Breslau) wurden ‚Dokumente‘ über ‚deutsche Verbrechen‘ hergestellt wurden. Ich weiß von den Schlägerbanden, von den Zeugen, ihren Eiden und von den Sachverständigen. Fast von Anfang des Prozesses bis zum Tode der Angeklagten Alice Orlowski war ich oft beim Prozeß. Ich wollte sehen, wie man diese modernen Hexenprozesse betreibt. Dabei habe ich die Gelegenheit benutzt mit allen Angeklagten zu sprechen. Mit manchen waren es zwar nur belanglose Worte, aber immerhin habe ich dabei einen gewissen Eindruck von den ‚Verbrechern‘ gewonnen. Ein Teil der Angeklagten sprach mit mir aber auch über ‚Vergasungen‘, über die angeblich 250.000 Ermordeten und die sadistischen Greueltaten, die da auch in Maidanek auf der Tagesordnung gewesen sein sollen. Da bekam ich von den Angeklagten zu hören, was sie aus Angst vor Repressalien vor dem Gericht und vor der Öffentlichkeit nicht zu sagen wagen: Gaskammern oder Vergasung hat es nicht gegeben. Die Zahl von 250.000, selbst für Tote und nicht für ‚Ermordete‘, ist trotz Seuchen oder Epidemien im Lager eine monströse Absurdität. Aber am empörtesten wurden die sadistischen Greuelgeschichten zurückgewiesen, nach denen sich das Lagerpersonal nach Lust und Laune als sadistische Lustmörder betätigen konnte. Unter dem Zepter der SS herrschte harte, manchmal überharte Disziplin. Für Sadisten und Lustmörder gab es da keinerlei Betätigungsmöglichkeit. Wer nun annimmt, die Angeklagten würden, schon aus eigenem Interesse vor Gericht lauthals die Wahrheit verkünden, hat keine Ahnung von den Torturen, denen die Angeklagten in NS-Prozessen ausgesetzt sind.“
Buch von J. Burg; Zionnazi, 1980, S. 82, 84, 245