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Kaum kann verwundern, dass die „böhmischen“ Münzen in Manching auftauchten. Dort befand sich nämlich während der Eisenzeit ein sogenanntes Oppidum. Die befestigte stadtartige Siedlung lag an der Kreuzung wichtiger Handelsrouten von Nord nach Süd und Ost nach West. Deren Geschichte begann zum Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. Gegen 150 v. Chr. avancierte das Oppidum zu einer der größten keltischen Ortschaften in ganz Europa. Wahrscheinlich diente es als Hauptsitz des Stammes der Vindeliker. Auf jeden Fall nahm die bebaute Fläche zur Mitte des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts 380 Hektar ein, auf denen zwischen 5000 und 10.000 Menschen lebten.

Von der überragenden Bedeutung des Oppidums von Manching zeugt die gewaltige Ringmauer von über sieben Kilometern Länge, welche die gesamte Siedlung umfasste. Sie bestand aus insgesamt 11.800 Festmetern Holz, 20.000 Tonnen Kalkstein und 200.000 Kubikmetern Erde zur Verfüllung der Hohlräume der Konstruktion und wurde um 100 v. Chr. sowie dann nochmals zu einem späteren Zeitpunkt erneuert.

Hauptsitz der Vindeliker

Rund drei Jahrzehnte nach der Errichtung der ersten Mauer, um 120 v. Chr., drangen die Römer nach Südgallien vor und trieben damit einen ersten Keil in das keltische Territorium. Währenddessen zogen die aus dem Norden kommenden germanischen Kimbern und Teutonen durch Bayern. Dabei kann es zu Kämpfen im Raum Manching gekommen sein.

Das Ende der dortigen Siedlung resultierte jedoch nicht aus militärischen Konflikten. Vielmehr führte der Zusammenbruch des keltischen Wirtschafts- und Handelssystems gegen Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. zu einem deutlichen Rückgang der Bevölkerung und zur rapiden Verödung des Oppidums. Daher fanden die Römer bei ihrem Eintreffen im Jahre 15 v. Chr. nur noch kärgliche Reste der einstmals blühenden Ortschaft vor.

Unser heutiges Wissen über das Oppidum von Manching resultiert aus archäologischen Untersuchungen, die schon ein gutes Jahrhundert vor 1999 begannen, nämlich im Jahre 1892. Allerdings wurde ab 1936 ein Flugplatz in Manching angelegt, wodurch es zu massiven Zerstörungen der Fundstätte kam. Dennoch konnten zwischen 1955 und 2018 im Rahmen mehrerer großer Grabungskampagnen noch wesentliche Reste der keltischen Siedlung freigelegt werden. Die hierbei gefundenen Artefakte, darunter neben dem Münzschatz auch ein einzigartiges vergoldetes Kultbäumchen aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., kamen allesamt in das Kelten-Römer-Museum von Manching, das 2006 eröffnet und nunmehr auf so spektakuläre Weise bestohlen wurde.

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