Entsetzen nach Abführung von Marian Offman: Polizei-Eklat erreicht den Landtag

Dass beim Protest am 9. November ausgerechnet ein bekannter jüdischer Münchner abgeführt wurde, sorgt am Tag darauf für Entsetzen.

Nun erreicht das Thema sogar den Landtag.
Was die Polizei sagt.

11. November 2022 - 06:07 Uhr*|*Ralph Hub*Felix Müller
Offman berichtet, er habe nach antisemitischen Beleidigungen einen Mann als "A..." bezeichnet. "Daraufhin erstattete er Anzeige und ich wurde von vier Polizeibeamten aufgefordert, mit ihnen bis in die Viscardigasse zur Vernehmung zu gehen."

Er habe zu dem Polizisten gesagt, er lasse sich "nicht schon wieder wegen eines Nazis in Gewahrsam nehmen. Daraufhin forderten sie mich auf, doch mit ihnen zu gehen und schubsten mich nach vorne und ich verbat mir diese Berührungen". Nachdem er sich weiter geweigert habe mitzugehen, "nahmen sie mich von zwei Seiten in den Würgegriff und schleppten mich durch die Residenzstraße bis zur Viscardigasse".



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Marian Offman wurde abgeführt wie ein Verbrecher

Offman ist immer noch entsetzt. "Sie waren auch auf dem halben Weg auf der Residenzstraße nicht bereit loszulassen, obwohl ich ihnen sagte, dass sie mir wehtun." Er habe sich selten in seinem Leben so erniedrigt und gedemütigt gefühlt, wie auf "diesem Spießrutenlauf durch die Residenzstraße".
Am Vernehmungsort angelangt, habe er selbst Anzeige gegen die Frau und den Mann erstattet, die ihn beleidigt hatten. Besonders schlimm für Offman: "Nach meiner Aussage wurde ich mit einem Schild, auf dem mein Name und mein Geburtsdatum standen, von einem Polizeibeamten fotografiert." Anschließend durfte der Ex-Stadtrat gehen und zur Demo zurückkehren.



Ich frage mich ernsthaft, welcher Teufel die Einsatzleitung der Polizei München geritten hat, so mit Marian Offman umzugehen." Dass dies am Rande einer Veranstaltung geschehen sei, auf der Querdenker und Rechtsextremisten den Jahrestag der Novemberpogrome auf provozierende Art missbrauchten, mache alles "noch viel, viel schlimmer". Der Münchner SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Roloff wandte sich am Donnerstag in einem Brief an das Polizeipräsidium.

Mangelnde Stellungnahme der Polizei

Das Münchner Präsidium versuchte am Donnerstag, die Wogen etwas zu glätten. "Es handelte sich um eine Gruppe junger Polizisten einer Einsatzhundertschaft", sagt Polizeisprecher Andreas Franken. "Sie kannten den Namen der Person nicht und wussten auch nicht, um wen es sich handelt." Der Name Offman, seine Vita als engagierter Kommunalpolitiker mit jüdischen Wurzeln - mit all dem konnten die Polizisten vor Ort am Mittwochabend nichts anfangen.

Die Beamten hatten, nach Darstellung des Präsidiums, einen Streit unter Teilnehmern der Demo beobachtet und eingegriffen, weil wechselseitig Beleidigungen gefallen waren. "Damit wurden Straftaten begangen", sagt Andreas Franken.

Juristisch gesehen ist eine Beleidigung zwar eine Straftat, aber kein Offizialdelikt, bei dem die Polizei automatisch von sich aus aktiv werden müsste. Man habe den Streit beendet, die beteiligten Personen aus der Menge entfernt und separiert, so der Polizeisprecher.
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Vorgeschichte:

Anwalt Haintz hatte am 9.11. eine Solidaritätsdemo für Ballweg und Janich angemeldet.

Im Vorfeld gab es schon Trappel und Aufregung im medialen Raum München wegen der Demo, angefacht durch die Süddeutsche Zeitung.

In der Münchner Innenstadt:
Verschwörungsideologen wollen am 9. November demonstrieren

8. November 2022, 12:04 Uhr
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Denn Haintz fordert nicht nur Freiheit für*den auf den Philippinen inhaftierten Verschwörungsideologen Oliver Janich, der nach Ansicht von Experten jahrelang antisemitisch codiertes Gedankengut im Internet verbreitet hat. Er will das ausgerechnet am 9. November tun, dem 84. Jahrestag der NS-Pogromnacht
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