Zitat von
Jony
Dass du voll des Lobes für die USA bist, zu ihnen aufschaust und sie trotz deiner strategisch motivierten, anderslautenden Beteuerungen als Vorbild betrachtest, ist mir völlig klar. Sonst würdest du dich ja auch nicht so sehr für die Vereinigten Staaten von Europa begeistern.
Du bist es doch, der Europa als eine Zweckgemeinschaft betrachtet und es mit Soft Power nach westlichen und somit angelsächsischen Vorstellungen einnehmen will.
Anders lässt es sich nicht erklären, dass du deine fortschrittlich-atheistische Überzeugung verrätst und dein Europa über das Christentum definieren möchtest. Das macht dich nicht glaubwürdiger. Dass du Gewalt dabei kategorisch ausschließt auch nicht, weil es dafür historisch kein Beispiel gibt.
Auch weigerst du dich, dir einzugestehen, dass selbst wenn der Westen die russische Offensive zurückschlägt und die gesamte Ukraine in EU und NATO eingebunden wird, es erst recht weiter Richtung Osten gehen wird, so wie all die Jahrzehnte zuvor, als der russische Bär es noch stoisch über sich ergehen lassen hat, dass "Freedom, Human Rights and Democracy" immer näher rücken.
Kaukasus, Kasachstan, bei starkem Migrationsdruck aus Afrika, reicht meine Fantasie sogar für den ein oder anderen nordafrikanischen Staat als zunächst mal höchstprivilegierter EU-Partner und Pufferstaat....
Diese durchaus denkbaren und realistischen Auswüchse versuchst du mit einer traditionellen Romantik von einem ausschließlich christlichen Europa zu überdecken, so als habe es z.B. das ein oder andere Schisma nie gegeben und man könne das einfach so charmant amerikanisch-evangelikal weglächeln oder sonstwie strategisch ignorieren.... so als könntest du ein bisschen "Wind of Change" für die atheistischen und "Jingle Bells" für die orthoxen Christen Osteuropas abspielen und sie wüssten dann schon sofort, dass die United States of Europe ihre wahre Heimat ist und nicht die Mongolei. Das alles wohlgemerkt als selbsterklärter und überaus sendebewusster Hardcore-Atheist.
Und die USA ist weltweit immer noch führend in der Kunst des Marketings bzw. der Massenmanipulation. Wenn es für dich überzeugend ist, dass ein aus aller Welt importierter Haufen meist bereits innerhalb einer einzigen Generation so tut als haben bereits die eigenen Urahnen auif dem ameriknischen Kontinent gelebt, ohne dass du dir Gedanken nach dem Warum machst, dann blitzt ja schon wieder dieser immer positive, oberflächliche Yes-We-Can-Ami in dir hervor.
Denn womit sonst als mit künstlicher Identität soll es denn zu tun haben, dass z.B. ein Migrant in einem Plastikstaat bzw. in einer jungen Willensnation schneller ankommt als in alten Kulturnationen Europas?
Diese künstliche Identität ist aber auch nur dann erfolgreich, wenn du die kulturelle Uhr auf 0 stellst und die Vergangenheit damit vielleicht nicht ganz auslöschst, zumindest aber im Sinne dieser neuen Heimat marginalisierst.
Wenn die Elite deines Superstaates Georgier und ihre Kultur (die haben sogar eine eigene Schrift und würden sie womöglich verlieren, weil sie nicht die kulturelle Relevanz für Europa hatten wie die Griechen!) belächelst und auf sie herabblickt, dann wird sich der bis eben noch akzentfrei englischsprechende Georgier, wenn er auch nur ein Fünkchen Ehre im Leib hat, ein weiteres Mal überlegen, ob er wirklich iseine Identität gegen Wohlstand eintauschen will. Und was passiert, wenn ihm kein Wohlstand mehr geboten werden kann, den er gegen seine Identität eintauschen kann? Ja, mein guter amendment, was dann? Dann bricht dein romantisches EUropa schneller auseinander als du die "Ode an die Freude" anstimmen kannst.
Daran siest du doch, dass du auf Sand baust! Darum wirst du auch scheitern ohne Gewalt einen Georgier dazu zu bringen, sich mit einem Dänen zu identifizieren und umgekehrt. Siehst du doch jetzt schon an der Ukraine. Gewalt gehört dazu. Die Leute haben alle eine Geschichte, Vergangenheit und Kultur auf die sie stolz sind.
Anders als die meisten Auswanderer in die USA, Kanada, Australien, die ja gerade deshalb in die Neue Welt mit unendlichen Landschaften gewandert sind, um ihre Heimat, das Alte, das Konservative, das Bekannte hinter sich zu lassen und auf ureinwohnertechnisch bereinigtem Feld etwas Neues zu schaffen und sich unter diesem von [Links nur für registrierte Nutzer] aufgestellten Schirm zu vereinen.
Der ein oder andere gar nicht mal so irrelevante US-Amerikaner bezeichnet die USA auch heute noch eher als Idee, denn als Staat, z.B. Ex-Außenminister und Geheimdienstchef Mike Pompeo oder eine der Ikonen des US-Journalismus Charlie Rose.