Solange der russische imperiale Staat in seiner jetzigen Form existiert, wird die Bedrohung, die er für Europa darstellt, nicht verschwinden. Und unabhängig davon, ob Russland in der Ukraine letztlich gewinnt oder verliert wird es eine chronische Bedrohung für den Frieden bleiben, bis Moskaus revanchistischer Drang gebrochen ist. Andrew A. Michta
Ich will hier nun das erste Mal meine Idee von einem zukünftigen Großeuropa etwas detaillierter beschreiben, ohne dass es gleich in einer Art "Europäischen Manifest" ausartet.
1. Warum "groß" und nicht "klein"?
Niemand wird ernsthaft bestreiten, dass sich die Welt bereits im 20. Jahrhundert, ganz gewiss aber im jetzigen 21. Jahrhundert in globale Interessensphären aufspaltet, die der jeweilige Hegemon innerhalb dieser territorialen Aufgliederungen, die allesamt nicht den Grenzen der heutigen Nationen entsprechen, zu dominieren versucht. Dieser Hegemon ist bestimmende Schutzmacht und manipulativer "Wertevorgeber" in einem. Wenn man so will: Fluch und Segen zugleich. Die USA sind groß, Russland ist groß, China und demnächst Indien ebenfalls. Wir Europäer sind ebenfalls groß - aber nur in der Einheit, niemals im Einzelnen! Tun wir mal so, als ob Europa schon jetzt "mit einer Stimme spräche" und aus einem Guß handelte; wirtschaftlich wären wir umgehend die Nummer zwei in der Welt, sicherheitspolitisch könnten wir bei gleichen Rüstungsausgaben wie die USA auf Augenhöhe mit diesen sein. Atomare Aufrüstung inklusive.
2. Bedeutete diese Entwicklung für die europäische Bevölkerung einen Verzicht, was die Lebensqualität beträfe?
Nein, durch die Zusammenfassungen sämtlicher Gesellschaftsbereiche, die ein unitaristische Großeuropa strukturell mit sich brächte, entstünden Synergien in einer Größenordnung, so dass die von uns abverlangten, finanziellen Rüstungsanstrengungen lediglich durch Umbuchungen im Europäischen Haushaltsetat finanziert würden.
Ein einziger Haushalt, gemeinsame Europäische Streitkräfte, ein einziges Sozialsystem, ein Rentensystem, ein Schulsystem, Abschaffung sämtlicher föderalistischer Elemente und Strukturen. Keine Bundesländer, lediglich Kantone/Departements/Gaue - je nachdem, wie man diese Verwaltungeinheitn später nennen möchte.
Eine Außenpolitik, eine Innenpolitik, eine Finanzpolitik etc.
3. Zur Migration. Europa nimmt grundsätzlich keine außereuropäischen Migranten auf! Geholfen wird ausschließlich vor Ort. Sämtlichen Migranten aus muslimischen Ländern werden als "migration destination" ausschließlich reiche, muslimische Länder "empfohlen".
4. Zum Bevölkerungswachstum Afrikas.
Während heute 1,4 Milliarden Menschen auf dem Kontinent leben, dürften es 2050 mit 2,5 Milliarden etwa doppelt so viele sein! Kann man ernsthaft davon ausgehen, dass sich auch die Wirtschaftskraft der kumulierten afrikanischen Volkswirtschaften in dieser Zeit ebenfalls verdoppeln wird?
Nein, ganz bestimmt nicht. Das heißt, dass ein Migrationsdruck von diesem Kontinent in Richtung Europa entstehen wird mit Folgen die alles in den Schatten stellen, was im Jahre 2015 der Fall war. Daraus folgt: Die europäischen Frontex-Kräfte im Mittelmeerraum müssen im Vergleich zu heute deutlich verstärkt werden. Sämtliche Schlepperboote werden aufgebracht, die Besatzung noch auf hoher See erschossen und ins Meer geworfen und die Flüchtlinge werden zurück in sichere Häfen oder an die Strände Nordafrikas gebracht. Die rechtliche Grundlage für solches Handeln wir normativ natürlich zuvor geschaffen. Auf Schlepperei steht die Todesstrafe. Wie auch der Handel mit harten Drogen. Wie auch bei Kindesentführung oder schweren Kapitalverbrechen.
5. Das alles ist nicht mehr als eine Idee. Diese müsste natürlich auch mehrheitsfähig sein, um eine realpolitische Umsetzung auszulösen.
6. Bis dahin sollte die EU sämtliche kontinental-europäischen Nationen aufnehmen, die aufgenommen werden wollen. Bis dahin sollten sämtliche Länder, die nicht kontinental-europäsich sind, sich aber dennoch dieser Idee anschließen wollen, als ökonomische Assoziation-Partner gesehen werden und - wenn sie es möchten und die aktuellen NATO-Mitglieder das auch so sehen - auch Mitglied der NATO werden.
7. Dieses neue, unitaristische Großeuropa wiederum hätte wiederum in freundschaftlicher Assoziation mit den USA, Kanadas, Japans etc. genügend Lebensraum, genügend Prosperität und genügend militärische Absicherung, um - sollte es jemals soweit kommen - einer gegnerischen Phalanx bestehend aus Russland, China und Indien - Paroli zu bieten.
8. Ich bin der festen Überzeugung, dass durch Putins Krieg derartige Entwicklungen eher beschleunigt als verhindert werden.
Und abschließend: Ich akzeptiere als Gegenargument niemals einen Kostenfaktor. Kosten sind Schall und Rauch für eine Generation. Die Russen beißen sich heute noch irgendwo hin, weil ein finanzklammer Zar das riesige Alaska für einen Apfel und ein Ei "verschenkte" ...
Solange der russische imperiale Staat in seiner jetzigen Form existiert, wird die Bedrohung, die er für Europa darstellt, nicht verschwinden. Und unabhängig davon, ob Russland in der Ukraine letztlich gewinnt oder verliert wird es eine chronische Bedrohung für den Frieden bleiben, bis Moskaus revanchistischer Drang gebrochen ist. Andrew A. Michta
Eine Größst-EU braucht kein Mensch. Größe ist kein Maß für Qualität. Im Gegenteil führt Größe zu einem zentralistischen Staat, wo einzelne Regionen aus staatspolitischen Gründen bevorzugt werden. Was man ggf machen könnte wäre ein wirtschaftspolitischer Zusammenschluß von Deutschland, Österreich, Schweiz, Luxemburg, Liechtenstein, Belgien und Niederlande mit dem Goldgulden als Währung. Das hatte sich schon im Mittelalter im Deutschen Reich bewährt.
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Du hast das genau richtig verstanden; meine Vorstellung von einem Großeuropa ist genau das: ein zentralistischer und kein föderal strukturierter Staat.
Und ich will ein für allemal weg von den "wirtschaftspolitischen Zusammenschlüssen". Es muss eine gemeinsame Idee sein, die die europäischen Völker und Nationen eint und nicht irgendein ökonomischer Pragmatismus.
Solange der russische imperiale Staat in seiner jetzigen Form existiert, wird die Bedrohung, die er für Europa darstellt, nicht verschwinden. Und unabhängig davon, ob Russland in der Ukraine letztlich gewinnt oder verliert wird es eine chronische Bedrohung für den Frieden bleiben, bis Moskaus revanchistischer Drang gebrochen ist. Andrew A. Michta
Die Übel, die der Klimwandel über die Menschheit bringt, werden geringfügig sein im Vergleich zu den Verheerungen, die seine angeblichen Bekämpfer auslösen werden.
"Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont" (Konrad Adenauer; rheinländischer Separatist)
... bei mir stehn die Bücher rechts im Regal, rechts im Regal, rechts im Regal.
Die Übel, die der Klimwandel über die Menschheit bringt, werden geringfügig sein im Vergleich zu den Verheerungen, die seine angeblichen Bekämpfer auslösen werden.
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