Das Brot
Ich selber war ein Weizenkorn. Mit vielen, die mir anverwandt, lag ich im lauen Ackerland. Bedrueckt von einem Erdenkloss,
macht' ich mich mutig strebend los. Gleich kam ein alter Has gehupft
und hat mich an der Nas gezupft, und als es Winter ward,
verfror,
was peinlich ist, mein linkes Ohr, und als ich reif mit meiner Sippe,
o weh, da hat mit seiner Hippe
der Hans uns rundweg
abgesaebelt
und zum Ersticken festgeknebelt
und auf die Tenne fortgeschafft,
wo ihrer vier mit voller Kraft
im regelrechten
Flegeltakte
uns klopften, daß die Scharte knackte!
Ein Esel trug uns in die Muehle.
Ich sage dir, das sind Gefuehle,
wenn man, zerrieben und gedrillt
zum allerfeinsten Staubgebild',
sich kaum besinnt und fast vergisst, ob Sonntag oder Montag ist.
Und schliesslich schob der Baeckermeister,
nachdem wir erst
als zaeher Kleister
in seinem Troge bass gehudelt,
vermengt, geknebelt und vernudelt,
uns in des Ofens hoechste Glut.
Jetzt sind wir Brot. Ist das nicht gut?
Frischauf, du hast genug, mein Lieber,
greif zu und schneide nicht zu knapp
und streiche
tuechtig Butter drueber
und gib den andern auch was ab!
(Wilhelm Busch)