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Thema: Spätsommer

  1. #1
    Aufklärer Benutzerbild von Eridani
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    Spätsommer

    Eh die Liebe stirbt –

    Tief im Dunst ein Traum verlischt
    Bevor die Dunkelheit dann mich erreicht
    Und all die Schatten nicht mehr weichen
    Will ich nun ein Bild von dir; dich noch einmal zeichnen

    Leuchtende Augen, verträumt und ganz so unbefangen
    Braune Augen, oh wie stolz sie prangen
    Wie das weiße Stirnband dein Gesicht verschönt und dein enger Rock die Beine preisen
    Dann dein Haar mit der Kastanien Farbe
    Lang und hold dein Antlitz preist.

    Erste Blätter des Septembers fallen
    Als wir uns entdecken, ist die Zeit noch jung
    Siehst du noch den Holzfußboden und die lange Spiegelgalerie?
    Als ich schüchtern dich dann bitte, mit mir diesen ersten Tanz zu tun.
    Und der Abend ist noch jung.

    Sätze, die ohn’ Worte sind, strahlen uns’re Augen aus
    Du bist hin und her gerissen, willst mich schon nicht mehr vergessen
    Ist’s dein Atem, der mich so berauscht, liegt es an der warmen Sommernacht,
    an dem bunten Glitzermeer, das sich spiegelt in geröteten Gesichtern -
    ach, es sind nur unsre Herzen, wie sie schlagen, schnell und schwer

    Deine Augen sprühen Funken, brennen mir die Kehle wund
    Und dein Mund spielt mit den Lippen
    Unsre erste Stunde ist noch jung.
    Deiner Unschuld, ganz so schüchtern, oder gerade deshalb nun
    Weil die Augen ja nicht lügen, kann ich nun nicht mehr entfliehn.

    Gestern war die Welt; sie war noch düster und die Sonne weit von hier
    Plötzlich bist du da, ich hör’ Geflüster; wie die andern’ nach dir schaun’
    Um dich her ein Licht, ein Raunen –
    Spät am Abend bring ich dich nach Haus und dein mädchenhaftes Antlitz lächelt mir
    all die Nacht hindurch.

    All die Sterne sind noch da, doch es sind nicht mehr dieselben
    Auch ich bin es nicht mehr heute; wurde heute neu geborn’
    Und die Zeit, sie ist so jung.

    #

    Lang nun hat die Zeit, die das Gras vergilbt, das da wuchert über uns’rer Liebe Schloss
    Alle Tränen längst getrocknet,
    Wie ich steige über der Erinn’rung Schutt, seh’ ich schon der Sonne letzte Glut
    Die sie funkelnd schickt, nun durch unser altes Zimmer
    Wie es voll Musik war, wo jetzt nur noch Scherben liegen.




    Und die alten Spinnen weben ihre Netze, denn sie haben nicht die Zeit, der Liebe mehr zu frönen – Hoch in den Bäumen, dort um’s alt Gemäuer, der geht ein kalter Wind
    Ein fremder Klang liegt in der Luft und in den Zinnen jetzt ist Ruhe
    Durch’s knarrende; das alte Fenster, strömt kühler Erdgeruch, wohl das Parfüm des Todes.

    Doch halt!
    Sollt’ ich dir klagen Aphrodite, der Liebe erstes Leid?
    Wie töricht wär’s; schon der Versuch wär’ ungerecht dir gegenüber
    Denn spät noch; schon als der Herbstwind meines Lebens, mir pflügte durch mein Haar
    Kamst du noch einmal zu mir

    Das Füllhorn hast du ausgeschüttet, den Becher voll von Lust,
    mich tief noch einmal trinken lassen
    wohl deiner Schwestern waren viele; ich hab sie gerne alle gern gelitten.

    Seht! Von der alten Mauer, dort am Garten voller Efeu, da ruft der hag’re Adler
    Die neue Seele, als wollte er mich holen – kommt Nebel nun, ich bin bereit auf seinen Schwingen zu entfleuchen.
    Vielleicht ein letztes Mal, die Brücke meiner Sehnsucht sehn’
    Die einst vor Liebe blind ich zu dir überschritt

    Den dorn’gen Weg der frühen Selbsterkenntnis, der oft voll Steine von mir selber war
    Gern will ich ihn noch einmal mit dir gehn’
    Komm ich dann zu dir, dort am alten Haus, wo die Erinnerungen liegen
    Du wirst mich nicht erkennen; nur seltsam wohl dem Wappentiere schaun’
    Das menschlich, furchtlos und mit Stolz, dir seine Nähe schenkt für einen Augenblick

    So einsam wird mein letzter Schrei dann sein, wenn schließlich schwarz die Nacht herbeikommt; alleine wirst du stehn’; die mächt’gen Schwingen wirst du hören
    Wie sie ganz fern verklingen, am fernen Waldrand dort, der ruhig und so still nun liegt
    Und ich wird’ frei sein in der Ewigkeit

    Oft wirst du an mich denken, wenn niedrig brennt die Kerze, dann wirst du mich oft sehn’
    In deinen Träumen werden wir dann wieder sitzen, auf deiner alten Parkbank
    Die einsam in dem Garten steht; umwuchert von der alten Zeit.
    Und hinter jenen alten Scheiben, da wird ein seltsam Licht erblinken – schau doch nur hin:

    Kannst Du sie sehen, die alte Spiegelgalerie, den alten Holzfußboden?
    Grad’ geh ich auf dich zu, verneige mich vor dir und unser erster Tanz beginnt
    Wir tanzen beide durch die Zeit und in den Bäumen sehn’ wir den jungen Adler;
    Er wartet auf uns beid’.


  2. #2
    Aufklärer Benutzerbild von Eridani
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    Standard AW: Spätsommer



    Dieses Gedicht schrieb ich 1986, während meines „2.Frühlings“ (DDR-Announcenszene….heute: [Links nur für registrierte Nutzer]) wo ich auch meine 2.Frau kennen lernte.
    Das Gedicht sollte an meine erste Tanzschulliebe Gisela erinnern, im Spätsommer 1963


  3. #3
    Sjard
    Gast

    Standard AW: Spätsommer

    Gefällt mir gut. Hast du noch mehr Gedichte geschrieben ?

  4. #4
    AfD, was denn sonst ?! Benutzerbild von Bruddler
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    Standard AW: Spätsommer

    Eridani, muss man sich um Dich Sorgen machen ?
    >>> DEM DEUTSCHEN VOLKE <<<

  5. #5
    Aufklärer Benutzerbild von Eridani
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    Standard AW: Spätsommer

    Zitat Zitat von Sjard Beitrag anzeigen
    Gefällt mir gut. Hast du noch mehr Gedichte geschrieben ?
    Ja - so einige.....aber das ist schon über 30 Jahre her....


  6. #6
    Aufklärer Benutzerbild von Eridani
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    Standard AW: Spätsommer

    Zitat Zitat von Bruddler Beitrag anzeigen
    Eridani, muss man sich um Dich Sorgen machen ?
    .....kommt drauf an, was du meinst!


  7. #7
    Rufer in der Wüste Benutzerbild von Merkelraute
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    Standard AW: Spätsommer

    Zitat Zitat von Eridani Beitrag anzeigen
    Eh die Liebe stirbt –

    Tief im Dunst ein Traum verlischt
    Bevor die Dunkelheit dann mich erreicht
    Und all die Schatten nicht mehr weichen
    Will ich nun ein Bild von dir; dich noch einmal zeichnen

    Leuchtende Augen, verträumt und ganz so unbefangen
    Braune Augen, oh wie stolz sie prangen
    Wie das weiße Stirnband dein Gesicht verschönt und dein enger Rock die Beine preisen
    Dann dein Haar mit der Kastanien Farbe
    Lang und hold dein Antlitz preist.

    Erste Blätter des Septembers fallen
    Als wir uns entdecken, ist die Zeit noch jung
    Siehst du noch den Holzfußboden und die lange Spiegelgalerie?
    Als ich schüchtern dich dann bitte, mit mir diesen ersten Tanz zu tun.
    Und der Abend ist noch jung.

    Sätze, die ohn’ Worte sind, strahlen uns’re Augen aus
    Du bist hin und her gerissen, willst mich schon nicht mehr vergessen
    Ist’s dein Atem, der mich so berauscht, liegt es an der warmen Sommernacht,
    an dem bunten Glitzermeer, das sich spiegelt in geröteten Gesichtern -
    ach, es sind nur unsre Herzen, wie sie schlagen, schnell und schwer

    Deine Augen sprühen Funken, brennen mir die Kehle wund
    Und dein Mund spielt mit den Lippen
    Unsre erste Stunde ist noch jung.
    Deiner Unschuld, ganz so schüchtern, oder gerade deshalb nun
    Weil die Augen ja nicht lügen, kann ich nun nicht mehr entfliehn.

    Gestern war die Welt; sie war noch düster und die Sonne weit von hier
    Plötzlich bist du da, ich hör’ Geflüster; wie die andern’ nach dir schaun’
    Um dich her ein Licht, ein Raunen –
    Spät am Abend bring ich dich nach Haus und dein mädchenhaftes Antlitz lächelt mir
    all die Nacht hindurch.

    All die Sterne sind noch da, doch es sind nicht mehr dieselben
    Auch ich bin es nicht mehr heute; wurde heute neu geborn’
    Und die Zeit, sie ist so jung.

    #

    Lang nun hat die Zeit, die das Gras vergilbt, das da wuchert über uns’rer Liebe Schloss
    Alle Tränen längst getrocknet,
    Wie ich steige über der Erinn’rung Schutt, seh’ ich schon der Sonne letzte Glut
    Die sie funkelnd schickt, nun durch unser altes Zimmer
    Wie es voll Musik war, wo jetzt nur noch Scherben liegen.




    Und die alten Spinnen weben ihre Netze, denn sie haben nicht die Zeit, der Liebe mehr zu frönen – Hoch in den Bäumen, dort um’s alt Gemäuer, der geht ein kalter Wind
    Ein fremder Klang liegt in der Luft und in den Zinnen jetzt ist Ruhe
    Durch’s knarrende; das alte Fenster, strömt kühler Erdgeruch, wohl das Parfüm des Todes.

    Doch halt!
    Sollt’ ich dir klagen Aphrodite, der Liebe erstes Leid?
    Wie töricht wär’s; schon der Versuch wär’ ungerecht dir gegenüber
    Denn spät noch; schon als der Herbstwind meines Lebens, mir pflügte durch mein Haar
    Kamst du noch einmal zu mir

    Das Füllhorn hast du ausgeschüttet, den Becher voll von Lust,
    mich tief noch einmal trinken lassen
    wohl deiner Schwestern waren viele; ich hab sie gerne alle gern gelitten.

    Seht! Von der alten Mauer, dort am Garten voller Efeu, da ruft der hag’re Adler
    Die neue Seele, als wollte er mich holen – kommt Nebel nun, ich bin bereit auf seinen Schwingen zu entfleuchen.
    Vielleicht ein letztes Mal, die Brücke meiner Sehnsucht sehn’
    Die einst vor Liebe blind ich zu dir überschritt

    Den dorn’gen Weg der frühen Selbsterkenntnis, der oft voll Steine von mir selber war
    Gern will ich ihn noch einmal mit dir gehn’
    Komm ich dann zu dir, dort am alten Haus, wo die Erinnerungen liegen
    Du wirst mich nicht erkennen; nur seltsam wohl dem Wappentiere schaun’
    Das menschlich, furchtlos und mit Stolz, dir seine Nähe schenkt für einen Augenblick

    So einsam wird mein letzter Schrei dann sein, wenn schließlich schwarz die Nacht herbeikommt; alleine wirst du stehn’; die mächt’gen Schwingen wirst du hören
    Wie sie ganz fern verklingen, am fernen Waldrand dort, der ruhig und so still nun liegt
    Und ich wird’ frei sein in der Ewigkeit

    Oft wirst du an mich denken, wenn niedrig brennt die Kerze, dann wirst du mich oft sehn’
    In deinen Träumen werden wir dann wieder sitzen, auf deiner alten Parkbank
    Die einsam in dem Garten steht; umwuchert von der alten Zeit.
    Und hinter jenen alten Scheiben, da wird ein seltsam Licht erblinken – schau doch nur hin:

    Kannst Du sie sehen, die alte Spiegelgalerie, den alten Holzfußboden?
    Grad’ geh ich auf dich zu, verneige mich vor dir und unser erster Tanz beginnt
    Wir tanzen beide durch die Zeit und in den Bäumen sehn’ wir den jungen Adler;
    Er wartet auf uns beid’.
    Sehr gut! Hab leider keine Grünin mehr.

  8. #8
    Mitglied Benutzerbild von Kuchenhuber
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    1.814

    Standard AW: Spätsommer

    Man muss doch staunen, was für Talente in so manchen schlummern! Respekt dafür! Ein Beispiel dafür, das wir doch mal das Land der Dichter und Denker waren. Vielleicht ist ja noch nicht Hopfen und Malz verloren.
    Kein Mensch muss müssen! Man ist niemandem in der Welt etwas schuldig, als sich selber. Gotthold Ephraim Lessing

  9. #9
    Mitglied Benutzerbild von Niesmitlust
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    Standard AW: Spätsommer

    Das ist ja richtig gut. Das hätte ich gar nicht erwartet, dass Du Gedichte schreibst.
    Ignoriert wird: cornjung

  10. #10
    Auftragsschreiber Benutzerbild von Flüchtling
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    10.09.2015
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    Standard AW: Spätsommer

    Zitat Zitat von Kuchenhuber Beitrag anzeigen
    Man muss doch staunen, was für Talente in so manchen schlummern! Respekt dafür! Ein Beispiel dafür, das wir doch mal das Land der Dichter und Denker waren. Vielleicht ist ja noch nicht Hopfen und Malz verloren.
    Die meisten potentiellen Talente sind Richter und Henker geworden mittlerweile; bringt mehr Anerkennung.

    Schulterklopfen allenthalben,
    und täglich Bestätigung,
    man sei "auf der richtigen Seite der Geschichte."
    Und so wurden Dichter und Denker Geschichte.
    Auch Dein Körper gehört der Partei.

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