Naher Osten 1917–20
Im Kampf gegen das Osmanische Reich hatte Großbritannien einige Stammesführer auf der arabischen Halbinsel erfolgreich zur Revolte animiert. Sie hofften auf Unabhängigkeit. Doch zugleich hatte Großbritannien mit Frankreich im geheimen
Sykes-Picot-Abkommen die
Aufteilung des Nahen Osten vereinbart:
Das Gebiet der heutigen Staaten
Israel, Jordanien, Irak und
Kuweit sollte
britisch werden, das des heutigen
Syriens und des
Libanons französisch. Frankreich und Großbritannien herrschten über diese Regionen ab 1920 als sogenannte
"Mandatsmächte" des Völkerbundes.
Seit Ende des 19. Jahrhunderts hatten sich in Palästina Juden angesiedelt, die vor Verfolgung in Europa flohen. Ihnen hatte Großbritannien in der sogenannten Balfour-Deklaration von 1917 eine "Heimstätte" versprochen. Das führte zu Konflikten mit der arabischen Bevölkerung in Palästina, die 1918 erstmals gewaltsam dagegen aufbegehrte.
Im
Vertrag von Sèvres sahen die Siegermächte noch ein kurdisches Autonomiegebiet im heutigen Südosten der Türkei vor. Der Vertrag trat aber nie in Kraft, weil ihn die türkischen Nationalisten nicht akzeptierten und bis 1922 gegen Griechenland und Armenien Krieg führten.
Nach ihrem Sieg hatten sie bei den Friedensverhandlungen in Lausanne eine deutlich bessere Verhandlungsposition. Verlierer Armenien saß nicht mehr mit am Verhandlungstisch. Und im 1923 geschlossenen Vertrag von Lausanne werden die Kurden nicht einmal mehr erwähnt. Die Türkei musste mit diesem Vertrag trotzdem ihre Ansprüche an
Ägypten zugunsten Großbritanniens und die an
Libyen zugunsten Italiens aufgeben. Über die beiden nordafrikanischen Länder hatte das Osmanische Reich rund 400 Jahre lang geherrscht.
Der Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis wurde 1917 in der Balfour-Deklaration gelegt. Die gesamte Region ist auch nach mehr als 100 Jahren nicht zur Ruhe gekommen: In Syrien wütet seit 2011 ein Bürgerkrieg, den soziale, ethnische und konfessionelle Spaltungen im Land befeuern. Israel konnte nach den Friedensschlüssen mit Ägypten 1979 und mit Jordanien 1994 zwar 2020 mit einer Reihe weiterer arabischer Staaten Frieden schließen, nicht jedoch mit seinen unmittelbaren Nachbarn Libanon und Syrien. Auch sein Konflikt mit den Palästinensern hat noch keine friedliche Lösung gefunden. Im Nordirak konnten die Kurden nach dem Zweiten Golfkrieg 1991 mithilfe der USA eine autonome Region aufbauen, in der Krieg mit türkischen Truppen und mit den IS-Terroristen zum Alltag gehört.
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