Psychische Grundbedürfnisse - und warum Maslow nie an eine Pyramide gedacht hat (Auszug)
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Grundbedürfnisse
Grundbedürfnisse sind dagegen universell, also bei allen Menschen gleichermaßen angelegt, unabhängig von Geschlecht, Alter oder sozio-kulturellem Hintergrund.
Grundbedürfnisse sind wesentliche Faktoren für Gesundheit und Wohlbefinden, salopp gesagt sind sie
das, was man braucht.
Es gibt physische Grundbedürfnisse (Essen, Trinken, Schlafen und Sexualität) und psychische Grundbedürfnisse (zum Beispiel soziale Verbundenheit, die uns in Zeiten der Corona-Pandemie oft so spürbar fehlt).
Die
Grundbedürfnisse selbst sind
bei allen gleich (im Gegensatz zu individuellen Bedürfnissen), kulturell durchaus unterschiedlich kann allerdings sein, was als Erfüllung eines Grundbedürfnisses „gilt“. In Lateinamerika wird Verbundenheit zum Beispiel auf andere Weise ausgedrückt als in Japan.
Ein länger andauerndes Defizit bei einem oder mehreren Grundbedürfnissen führt über kurz oder lang zu Symptomen psychischer oder auch physischer Art, zu Krankheit oder schlimmeren Konsequenzen.
Die Grundbedürfnisse nach Maslow - keine Pyramide
Weithin bekannt, gerade im Kontext Coaching und Training, ist die sogenannte „Bedürfnispyramide“ nach Maslow. Von ihr hat fast jeder schon gehört. Kaum bekannt ist allerdings, dass Maslow selbst nie von einer Pyramide gesprochen hat. Die Annahme, dass erst die Befriedigung einer unteren Hierarchiestufe die Erfüllung einer höheren ermöglicht, ist aus heutiger Sicht
nicht mehr uneingeschränkt haltbar.
Betrachten wir zunächst die
Grundbedürfnisse, wie Maslow sie bereits um 1940 formuliert hat.
Grundbedürfnisse nach Maslow (1943, 1971)
1943: Fünf Grundbedürfnisse
Zum ersten Mal sprach er 1943 im Artikel A Theory of Human Motivation von fünf Grundbedürfnissen:
Existenzbedürfnisse
Sicherheit
Sozialbedürfnis
Anerkennung und Wertschätzung
Selbstaktualisierung
1971: Acht Grundbedürfnisse
In seinen Büchern Motivation and Personality (1954) und Farther Reaches of Human Nature (posthum 1971) entwickelte er das Modell weiter und formulierte acht Grundbedürfnisse:
Physiologische Bedürfnisse
Sicherheitsbedürfnisse
Soziale Bedürfnisse
Individualbedürfnisse
Kognitive Bedürfnisse
Ästhetische Bedürfnisse
Selbstverwirklichung
Transzendenz
Mit dem Bedürfnis nach Transzendenz nimmt Maslow hier ausdrücklich eine Dimension hinein, die das individuelle Ich überschreitet. Sie erinnert stark an Viktor Frankl, der zur selben Zeit in der Logotherapie die Selbsttranszendenz als wesentlichen Faktor eines sinnvollen, gelingenden Lebens benannte. Maslow erweiterte das Modell zudem um die ästhetischen und kognitiven Bedürfnisse.
In beiden Versionen von Maslows Modell finden wir physiologische (körperliche) und psychische Grundbedürfnisse. Und diese beiden Arten unterscheiden sich ganz erheblich.
Physiologische Bedürfnisse funktionieren nach dem
Prinzip der Homöostase (Gleichgewicht). Es gibt also einen spezifischen Punkt bzw. Bereich, ab dem das Bedürfnis befriedigt ist. Dann kann es erst einmal wieder in den Hintergrund treten. Dies lässt sich am Beispiel eines guten Essens leicht nachvollziehen: Nach einer reichhaltigen Mahlzeit ist das Bedürfnis, an die nächste zu denken, eher gering.
Psychische Bedürfnisse sind dagegen als
Wachstumsbedürfnisse permanent wirksam. Defizitbedürfnisse wirken dann, wenn etwas fehlt. Ein körperliches Beispiel wäre Hunger, ein psychisches Beispiel fehlende Sicherheit. Psychische Wachstumsbedürfnisse bilden dagegen die Grundlage menschlichen Handelns und ihre Erfüllung lässt Menschen aufblühen.
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