Asthma-Spray verhindert offenbar schwere Symptome
Laut einer Lancet-Studie aus Oxford verringert das Asthma-Spray Budesonid das Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf um rund 90 Prozent. Für SPD-Gesundheitsexperten Prof. Karl Lauterbach ein „Gamechanger".
Den Forschern zufolge verringert das Spray das Risiko für einen Krankenhausaufenthalt um 91 Prozent, wenn es drei Tage nach Symptombeginn verabreicht wird.
Die frühe Verabreichung von inhalativem Budesonid reduzierte somit die Wahrscheinlichkeit einer notwendigen medizinischen Behandlung und verkürzte die Zeit bis zur Genesung um einen Tag.
Das Team um Sanjay Ramakrishnan von der Oxford University untersuchte in der Phase-2-Studie vom 16. Juli bis zum 9. Dezember 2020 insgesamt 146 Patienten aus Großbritannien mit milden COVID-19-Symptomen. Die Infektion wurde mittels RT-PCR bei 137 (94 Prozent) der Probanden nachgewiesen. Die Ergebnisse wurden in der Phase 3 jetzt bestätigt (siehe Kasten unten).
Budesonid
Inhalatives Budesonid ist ein sicheres, relativ kostengünstiges und leicht verfügbares Kortikosteroid, das weltweit in Inhalatoren zur Behandlung von Asthma und chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen eingesetzt wird. Hersteller ist AstraZeneca.
Während die eine Hälfte mit der Verabreichung von Paracetamol oder Aspirin die übliche NHS-Behandlung nach einer Corona-Infektion erhielt, inhalierte die andere Hälfte 2-mal täglich Budesonid (je 800 Mikrogramm), bis die Symptome abgeklungen waren. Im Median wurde das Asthma-Spray 7 Tage verwendet.
Nur ein Proband musste ins Krankenhaus
In der Gruppe ohne Budesonid mussten zehn Teilnehmer wegen einer schweren Corona-Erkrankung die Notaufnahme eingeliefert oder im Krankenhaus behandelt werden. In der Budesonid-Gruppe war das nur bei einem Teilnehmer der Fall.
Den Forschern zufolge verringert das Spray das Risiko für einen Krankenhausaufenthalt demnach um 91 Prozent, wenn es drei Tage nach Symptombeginn verabreicht wurde. Die Genesung in der Budesonid-Gruppe verkürzte sich zudem um einen Tag. Sie hatten im Durchschnitt auch weniger Tage Fieber als die andere Gruppe. Weniger Teilnehmer berichteten außerdem nach 14 und 28 Tagen nach Auftreten der ersten Symptome noch von Krankheitsanzeichen.
Außerdem war in dieser Gruppe an weniger Tagen eine fiebersenkende Medikation erforderlich als in der Vergleichsgruppe mit üblicher Behandlung (27 Prozent vs. 50 Prozent).
Lauterbach: "Die Ergebnisse machen klinisch Sinn!"
"Meines Erachtens ein 'Game Changer'", twitterte Lauterbach. "Die Ergebnisse machen klinisch Sinn, weil die anti-entzündliche Wirkung in der Lunge den Verfall der Lungenfunktion verhindern kann." Es gebe kaum Nebenwirkungen. Die Ergebnisse deuteten zudem darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit für Long COVID sinkt.
+++ Aktueller Studien-Zwischenbericht/ Phase 3-Studie +++
"Ein bedeutender Meilenstein in dieser Pandemie"
Für den gestern veröffentlichten Studien-Zwischenbericht der Phase 3 wurden insgesamt 961 Patienten nach dem Zufallsprinzip für die Behandlung mit inhalativem Budesonid eingeteilt und mit 1.819 Patienten verglichen, die die übliche Standardversorgung des NHS erhielten.
Alle Patienten waren über 50 Jahre alt, hatten eine Grunderkrankung, die ein erhöhtes Risiko für eine schwere COVID-19-Erkrankung darstellt, oder waren über 65 Jahre alt. Insgesamt waren 751 Personen in der Budesonid-Gruppe und 1.028 in der üblichen Versorgungsgruppe SARS-CoV-2-positiv.
Die Zwischenanalyse mit den neuesten Daten vom 25. März 2021 bestätigt somit die ERgenisse aus Phase 2, wonach die Genesung bei COVID-19-Patienten mit hohem Risiko für einen schwerem Verlauf um 3,011 Tage kürzer war.
Ein Drittel der Probanden, die inhalatives Budesonid einnahm, erholte sich innerhalb der ersten 14 Tage, verglichen mit 22 Prozent in der Gruppe mit üblicher Versorgung, und blieb anschließend 28 Tage und länger gesund. Die Teilnehmer der Budesonid-Gruppe berichteten auch über ein größeres Wohlbefinden nach zwei Wochen. Die Nachbeobachtung erfolgte bis zum 25. März 2021 alle 28 Tage.
Studienleiter Chris Butler, Hausarzt aus Südwales und Professor für Primärversorgung der Universität Oxford, sagte: "Unsere Studie hat Hinweise darauf gefunden, dass ein relativ preiswertes, weithin verfügbares Medikament mit sehr wenigen Nebenwirkungen Menschen mit einem höheren Risiko für ein schweren COVID-19-Verlauf hilft, sich schneller zu erholen und ihr Wohlbefinden steigert."
"Im Gegensatz zu anderen bewährten Behandlungen ist Budesonid als Behandlung zu Hause und in den frühen Stadien der Krankheit wirksam. Dies ist ein bedeutender Meilenstein in dieser Pandemie und ein großer Erfolg für die Forschung", ergänzte sein Kollege Prof. Richard Hobbs.
[Links nur für registrierte Nutzer]