Zitat Zitat von Dr.Zuckerbrot Beitrag anzeigen
Um das hier. [Links nur für registrierte Nutzer]

Interessant, dass auch Dir das Ding unbekannt ist. Ich empfinde es als die europäische Kulturschande schlechthin, eine komplette Selbstdisqualifikation der Europäer als angebliche Kulturvölker. Sie sind letztlich nur eine Horde grauenhafter Parvenüs, die sich für zivilisiert halten, weil sie beim Menschenfressen Fingerschalen benutzen.
Es war mir bekannt. Kann auch irgendwie nachvollziehen, wenn die in Alliierten Laendern so etwas haben. Obwohl da durchaus Kontroverse naheliegen wuerde. Man muss da schon solche "Verehrung" pflegen, will man die Ergebnisse des Zweiten Weltkrieges auch weiterhin hochhalten.


Ich dachte erst es sei mir entgangen, dass die Bunzeldeutschen den Bombern ein Denkmal gesetzt haetten. Irgendwie was neben der Judenraspel in Berlin. Ein Mahnmal fuer die abgeschossenen Bombercrews. Im kleinen gibt es ja bereits so etwas bei Frankfurt.





[Am 24.08.1944 wird die Crew von 2nd Lt. Norman J. Rogers Jr. bei Hannover abgeschossen. Die Männer können sich rechtzeitig mit den Fallschirmen retten und überleben den Absturz hinter den feindlichen Linien. Seine Crewmitglieder sind John N. Sekul, Haigus Tufenkjian, Thomas D. Williams Jr., William A. Adams, Elmore L. Austin, Sidney Eugene Brown und William A. Dumont. Kurz darauf werden alle festgenommen. Zum Verhör sollen sie ins Durchgangslager der Luftwaffe in Oberursel gebracht werden. Die Reise wird fast zwei Tage in Anspruch nehmen.In der Nacht vom 25. auf den 26. August wird Rüsselsheim schwer bombardiert. Große Teile des Opelwerkes werden zerstört und die Stadt schwer getroffen. Die meisten der Opfer sind Zwangsarbeiter*innen der Adam Opel AG. Am Morgen des 26. August befinden sich die acht amerikanischen Flieger auf der Bahnfahrt kurz vor Frankfurt. Plötzlich wird ihr Zug gestoppt. Es heißt, der vor ihnen liegende Gleisabschnitt sei durch die nächtliche Bombardierung unpassierbar, man müsse ein Stück der Strecke zu Fuß zurücklegen. Der Weg führt mitten durch die Rüsselsheimer Innenstadt. Eine wütende Gruppe Rüsselsheimer*innen kommt immer näher. Man hält die acht Männer für die kanadischen Piloten des gestrigen Angriffs, beschimpft sie als „Terrorflieger“. Sie werden bespuckt und mit Steinen beworfen, die Situation eskaliert zunehmend. Die deutschen Soldaten, die sie begleiten, greifen nicht ein. Solche Lynchmorde an abgestürzten Crews spielen sich in ganz Deutschland ab. Sie sind vom Regime gewollt und werden nicht geahndet. Die Propagandamaschine der Nationalsozialisten hat den „spontanen Volkszorn“ gegenüber den Gefangenen, die eigentlich durch die Genfer Konvention geschützt sein sollten, heraufbeschworen. Die amerikanischen Piloten bekommen es mit der Angst zu tun und laufen um ihr Leben. Der wütende Mob verfolgt und jagt sie durch die Straßen, prügelt so lange auf sie ein, bis sie bewusstlos an der Mauer der Grabenstraße zusammenbrechen. Der NSDAP-Ortsgruppenleiter erschießt vier von ihnen. Zwei sterben vor Ort an ihren schweren Verletzungen. Sidney Brown und William Adams stellen sich tot. Man bringt die Leichen zum Friedhof. Von dort können die beiden Überlebenden fliehen.....

Als die US-Armee am 25.3.1945 einmarschiert und der Krieg für Rüsselsheim zu Ende ist, beginnen die Amerikaner umgehend mit der Aufarbeitung dieses Verbrechens. Zeug*innen werden verhört und Täter*innen ermittelt. Es kommt zur Anklage: Beschuldigt werden 11 Rüsselsheimer*innen, neun Männer und zwei Frauen. Bereits am 21. Juli 1945 findet die Gerichtsverhandlung statt. Der Rüsselsheimer Prozess ist damit einer der ersten Kriegsverbrecherprozesse der Nachkriegszeit. Selbst als die Angeklagten darauf hingewiesen werden, dass die Ermordeten nichts mit dem Bombardement von 25./26. August 1944 zu tun hatten, zeigen sie keine Reue. Das Gericht verurteilt acht von ihnen zum Tode: Die Todesurteile der beiden Frauen werden in einem späteren Prozess in lebenslange Haftstrafen umgewandelt.

Mit der Zeit gerät in Rüsselsheim das Schicksal der amerikanischen Piloten in Vergessenheit. Erst ein Kunstwerk vermag dies zu verändern. Das 1992 entstandene Bild des Künstlers Hans Diebschlag „Wir lieben das Marschieren“ soll an Aschermittwoch 1995 aus dem alten Ratssaal entfernt werden. Diebschlags farbenfrohes Bild provoziert, weil es den Zug der Fastnachter mit den marschierenden Schatten der Vergangenheit in Verbindung bringt. Unter ihren Stiefeln sind die Umrisse der ermordeten Flieger zu erkennen. Diebschlags Bild setzt eine öffentliche Debatte in Gang, die teilweise hitzig geführt wird. Es dauert wiederum mehr als ein Jahrzehnt, bis ein Mahnmal entsteht, das an die grausame Tat in der Grabenstraße erinnert. Es wird am 26. August 2004, dem 60. Jahrestag der Ereignisse, eingeweiht. Zur Eröffnung des Denkmals kommt auch Sidney Brown.

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An sich war das eine Lynchsache durch nachvollziehbar wuetende Betroffene von Bombardierungen, der vor allem sog. Zwangsarbeiter zum Opfer fielen.
Die Toetung der Beschuldigten hatte da wohl selbst den Charakter von Lynchjustiz. Erstaunlicherweise hat man diesen Fall auch prioretisiert, wovon selbst der tendenzioese Artikel oben berichtet.

Das Mahnmal hat dann auch Gesslerhut-Charakter... Aber kaum einer traut sich dagegen zu protestieren. Die "Erinnerungskultur" ist zu maechtig.