Zitat von
Black Jack
Der Strangersteller soll bitte das einmalige Angebot annehmen und sich jetzt anhören, worin seine Beschränktheit begrüdet liegt. Aber der Reihe nach:
Zunächst will ich feststellen, dass der Stangersteller einen billigen sophistischen Trick anwendet, um kritische und unbequeme Interpretationen der Zeitgeschichte oder wichtiger Streitfragen der Wissenschaft in den Dreck zu ziehen. Indem er einen wirklich absurden Beispiel nimmt, ihn als der Klasse der „Verschwörungstheorie“ zugehörig identifiziert, versucht er den Eindruck zu erwecken, dass alle anderen s.g. „Verschwörungstheorien“ von der gleichen absurden und lächerlich Art sind. Nun, dafür wird er bezahlt, darauf wird ist er konditioniert. Aber eine Lektion wird jetzt dennoch fällig.
Wissen ist stets individuell und basiert auf einer konkreten Erkenntniserfahrung, die aus der Begegnung des Erkennenden mit dem, was wir allgemein hin als Realität bezeichnen, resultiert. Es gibt vier Arten von Wissen:
1. Wissen durch Bekanntschaft: Ich kann z.B. noch so viele Bücher über die Besteigung von Mont Everest lesen. Was es heißt, tatsächlich einen 8-Tausender zu hochzuklettern, werde ich erst dann Wissen, wenn ich tatsächlich den Versuch unternehme, diesen Berg zu besteigen.
2. Wissen „wie“: z.B. wie man Fahrrad fährt, oder wie man eine Atombombe baut. Auch hier gilt. Man kann noch so viele Bücher lesen, wie man will, wie es denn tatsächlich von statten geht, dieses „wie“, ist eine Sache der unmittelbaren Erfahrung. Theorie muss durch Praxis bestätigt werden.
3. Wissen, „dass“: also Wissen, dass etwas der Fall ist. Damit etwas der Fall ist, muss die wichtigste Voraussetzung erfühlt sein, nämlich, dass dieses etwas wirklich seiend ist. Und ob etwas seiend ist oder nicht, können wir wiedermal nur durch konkrete Erfahrung feststellen.
4. Wissen um das Mögliche/Unmögliche, das offensichtlich ein Resultat der Erfahrung ist. Es ist möglich, dass ich morgen ins Kino gehe, aber dass ich mich in einen Nachtfalken verwandle, dass ist ausgeschlossen.
Wir sehen also, egal ob wir die Einsicht in das Seiende nehmen, oder die Bekanntschaft mit dem Seienden oder Funktionsweisen des Seienden – Wissen ist nur dann möglich, wenn es der konkreten Begegnung des Menschen mit diesem Seienden entspringt. Wissen basiert letztendlich immer auf individueller Erfahrung.
Und hier sind wir zum Kern des Problems vorgestoßen. Denn eine vernichtende Mehrheit von dem, was wir für unser Wissen halten, erfühlt diese Voraussetzung nicht! Denn wer hat schon von uns, einen DNA Strang oder einen Virus, der eine Zelle als Geisel nimmt gesehen? (das hat tatsächlich niemand bis jetzt beobachten können). Oder wer von uns war dabei als Napoleon im August 1812 vor den Toren Moskaus stand?
Wir sehen, dass das Meiste, was wir als Wissen bezeichnen, auf Berichten von Dritten basiert. Vom Kindergartenalter an werden wir mit Berichten zugeschüttet, die wir selbst nie überprüfen können, die wir aber selbstverständlich als Wissen hinnehmen. Die ganze Wissenschaft ist ein Sammelsurium von Berichten! Von für den Einzelnen kaum unüberprüfbaren Berichten! Und hier kommen wir zum zweiten wichtigen Punkt: unser Weltbild ist nicht das Ergebnis vom Wissen, sondern von Glauben und Vertrauen. Vom Glauben und Vertrauen darauf, was uns Institutionen wie Schule/Universität/Kirchen und Medien erzählen. Glaube hat aber nichts mit Wissen zu tun!
Sicherlich wir können einwenden, wir hätten gute oder vernünftige Gründe, dies oder jenes zu glauben, weil es z.B. mit unserem übrigem Wissen übereinstimmt. Das ist die Kohärenztheorie der Wahrheit. Dabei vergessen wir, dass dieses übrige „Wissen“ eigentlich auch nur auf Berichten basiert. Da nützen uns gute Gründe nicht viel. Denn man kann sich leicht vorstellen, dass man einem Menschen seit Kindesbeinen an Unwahrheiten erzählt. So ein Mensch wird weitere Lügen problemlos schlucken, nur, weil sie mit seinem übrigen „Wissen“ nicht kollidieren. Wir sehen also: In einem falschen System ist die Widerspruchsfreiheit kein Beweis für Wahrheit. Und das funktioniert mit der ganzen Logik so. Logik verbürgt nicht die Wahrheit. Sie setzt sie voraus.
Was will uns das ganze sagen? Das will uns sagen:
1. Dass der Strangersteller keineswegs, wie er uns vorgeben will, auf der sicheren Seite, auf der Seite des besser Wissenden steht, sondern dass er genau wie wir alle anderen auch auf Berichte von Dritten angewiesen ist, die er dann für wahr halten kann oder auch nicht. Wissenschaft ist für Nichteingeweihte nur ein Sammelsurium von Berichten, die man für wahr halten kann oder auch nicht. Für wahr halten hat aber nichts mit Wissen zu tun.
2. Somit ist der Strangersteller nur ein falscher Prophet, der anderen Unvernuft und aberwitziges Unwissen vorwirft, obwohl er selbst, gar kein Wissen in der Sache hat und auch haben kann. Er vertraut hier wie die meisten von uns nicht in die Sache eingeweihten auf Berichte von Dritten und zieht nur eine Theorie der anderen gutgläubig und vertrauensvoll vor.
3. Dass „Wissen“, so wie der Strangersteller das zelebriert, unreflektierte Glaubenssysteme darstellt, ähnlich einer Religion und dass er selbst wie ein religiöser Anhänger eines Glaubenssystems agiert, der das, was in sein Glaubensystem nicht passt, der Unawahrheit bezichtigt. Dass ein Glaubenssystem wenig mit Wahrheit zu tun hat und damit völlig ungeeignet ist als Kriterium für Wahrheit oder die Unwahrheit zu fungieren, dass entzieht sich dem Inellekt des Strangerstellers anscheinend völlig.
4. Dass der Starngersteller, indem er kritisches Denken und Nachfragen, das sich in s.g. Verschwörungstheorien manifestiert, in die gleiche Schublade mit "aberwitzigen Spinnern" platziert - damit verrät er die großartigste Errungenschaft der westlichen Kultur, nämlich die Kantsche Aufforderung an jeden Einzelnen die selbst verschuldete Unmündigkeit zu überwinden.
Unmündigkeit ist der unreflektierte Glaube an das, was uns andere seit Kindesbeinen erzählen (berichten). Unreflektierter Glaube daran was uns Institutionen wie Schule/Universität und Kirchen vermitteln. Unreflektierter Glaube daran, was uns die Politik und Wissenschaft weismachen will. Und schließlich das Wichtigste. Es ist ein unreflektierter Glaube daran, was uns Großgeister wie der Strangersteller tagtäglich in den allgegenwärtigen Medien vorgekaut und vorgekocht servieren.
Es gibt tausend gute Gründe um das anzuzweifeln, was tagtäglich auf uns aus den Bildschrimmen und Zeitungsseiten der Republik herabrieselt. Es gibt tausend gute Gründe die dort angebotenen Interpretationen zur Zeitgeschichte anzuzweifeln. Dass aber dem Strangersteller kein einziger einfällt, und er stattdessen alle berechtigt Zweifelnde in die „Verschwörungstheorie“-Schublade stecken will, zeigt nur wie unmündig und naiv oder wie korrumpiert er ist.
Ich weiß natürlich nicht, was von beidem auf die Person des Strangerstellers zutrifft, aber wenn er nur unmündig und naiv ist, was ein weitverbreitetes Makel seiner Zunft ist, dann lege ich ihm nahe bald aufzuwachen. Wenn er aber ein korrumpierter Lakai der Verdummungs- und Vernebelungsmaschine ist, dann soll er - in Abwandlung eines landläufigen Ausdrucks - mit seinem Knie vorlieb nehmen.
Beste Grüße,
B.J.