Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP), 1920-1923/1925-1945 (Auszug)
von Paul Hoser
In München aus der Deutschen Arbeiterpartei (DAP) hervorgegangene Partei, ab 1921 unter dem Vorsitz von Adolf Hitler (1889-1945). Wesentliche politische Merkmale waren Nationalismus, Antisemitismus, die Stoßrichtung gegen die demokratischen Parteien und die bis zur massiven Gewaltanwendung bereite Radikalität. Nach dem Hitlerputsch ab 9. November 1923 verboten, gründete sich die Partei am 27. Februar 1925 neu; aber erst die zunehmende Wirtschaftskrise der Folgezeit ermöglichte den rasanten Aufschwung der immer gewaltbereiter auftretenden Nationalsozialisten. Nach der Machtübernahme 1933 verflochten sich Partei und Staat vielfach. Die wichtigste Aufgabe der Partei war jetzt propagandistischer Natur. Nach Kriegsende verboten die Alliierten die NSDAP am 10. Oktober 1945.
Entstehung aus der "Deutschen Arbeiterpartei" (DAP)
Auf Initiative des Münchner Werkzeugschlossers Anton Drexler (1884-1942) wurde am 5. Januar 1919 in München die "Deutsche Arbeiterpartei" (DAP) gegründet. Adolf Hitler (1889-1945) erschien am 12. September 1919 vermutlich im Auftrag der Stadtkommandantur erstmals auf einem der Treffen im Sterneckerbräu (Tal 54) und wurde bald danach Mitglied.
Am
24. Februar 1920 hielt er eine Rede im Münchner Hofbräuhaus, bei der er die
25 Thesen des Parteiprogramms bekannt gab. Es erhob in der Tradition der Alldeutschen Forderungen nach Zusammenschluss aller Deutschen, Kolonien, Stärkung des Mittelstands und diskriminierendem Ausnahmerecht für jüdische Deutsche. Auch wies es in
vielen Punkten Gemeinsamkeiten mit den
Vorstellungen der
deutsch-sozialistischen Kreise auf, welche die
Verstaatlichung des
Bodens und des
Geldwesens forderten. Die Ideen des Würzburger Wirtschaftstheoretikers Gottfried Feder (1883-1941) von der
"Brechung der Zinsknechtschaft" fanden ebenfalls Eingang in das Programm. Auf dieser Versammlung wurde die DAP in
"Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei" (NSDAP) umbenannt. Von Anfang an schwebte Hitler eine
Massenpartei und kein politischer Geheimzirkel vor.
In der Frühzeit konzentrierte sich Hitler bewusst und intensiv auf die Propagandatätigkeit. Dank seiner rhetorischen Energie konnte die Partei von der Verkündung des Programms bis zum 21. Januar 1921 in München 46 öffentliche Versammlungen, darunter zehn Massenversammlungen, abhalten. Bis 30. Januar 1922 folgten weitere 35 Veranstaltungen. 1922 war das große Agitationsjahr der Partei, die nun ihren ersten großen Aufstieg nahm und an zahlreichen Kundgebungen und Treffen der nationalen Verbände beteiligt war, so u. a. am Deutschen Tag in Coburg.
Von Anfang an wandten die Nationalsozialisten die Taktik an, in gegnerischen Versammlungen als Redner aufzutreten. Auch vor gewaltsamen Übergriffen schreckte man nicht zurück. Das aggressive Vorgehen ging von Hitler selbst aus. Im Januar 1922 wurde er zu drei Monaten Gefängnis verurteilt, weil er sich an der Misshandlung des bayerisch-partikularistisch orientierten Ingenieurs Otto Ballerstedt (1887-1934) beteiligt hatte. Er verbüßte vom 24. Juni bis zum 27. Juli 1922 einen Monat im Gefängnis Stadelheim; der Rest wurde ihm auf Bewährung erlassen. Für die Organisation der mit Plakaten, Klebezetteln, Flugschriften, Reden und Demonstrationsversammlungen betriebenen Propaganda war Hermann Esser (geb. in Röhrmoos, Lkr. Dachau, 1900-1981) zuständig; für die Verbreitung der Parteiziele waren daneben besonders der Chefredakteur des parteieigenen Völkischen Beobachters, Dietrich Eckart (geb. in Neumarkt/Opf., 1868-1923), sein Nachfolger Alfred Rosenberg (1893-1946) sowie Gottfried Feder aktiv.
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