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Thema: Symbolpolitik

  1. #1
    GESPERRT
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    Standard Symbolpolitik

    Mir geht seit gefühlten Ewigkeiten auf den Geist, wie wenig wirklich sachorientiert in der Politik gearbeitet und argumentiert wird. Und gerade im Kontakt mit den Bürgern nehmen Plattitüden, Absichtserklärungen, ideologische Vereinfachungen und das berühmt berüchtigte Schubladendenken zu.

    Beispielsweise arbeiten sich viele Nasen an der AfD ab. Ich persönlich kann mit den meisten der von der AfD vertretenen politischen Inhalte wenig anfangen, aber die viele Lästerei betreffs dieser Partei ist mitunter keinen Deut besser als das, was die Lästermäuler der AfD vorwerfen.

    Oft herrscht ein billiges Schwarz-Weiß-Denken vor, die eigenen Person, Partei oder Gruppe gehört zu den Guten, der politische Gegner zu den Bösen. Selbstkritik kommt so gut wie nie vor und die damit verbundene selbstgerechte Weicheier-Mentalität verhindert die wichtige politische Analyse. Die fällt meistens aus und damit wird es schwer bis unmöglich sinnvolle Problemlösungen zu entwickeln und umzusetzen.

    Die vorstehend benannten Defizite führen dann laut meiner Wahrnehmung in vielen Fällen zu Formen einer m.E. hilflosen Symbolpolitik, mit der Problembewusstsein und Problemlösekompetenz nur eher vorgetäuscht werden.

    __________________

  2. #2
    GESPERRT
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    Standard AW: Symbolpolitik

    Zitat Zitat von Rudi Rollmops Beitrag anzeigen


    Die vorstehend benannten Defizite führen dann laut meiner Wahrnehmung in vielen Fällen zu Formen einer m.E. hilflosen Symbolpolitik, mit der Problembewusstsein und Problemlösekompetenz nur eher vorgetäuscht werden
    Ein Beispiel für solch eine Symbolpolitik:

    Der EU-Abgeordneten Sven Giegold und ein weiterer Mitstreiter rufen zu einer Unterstützung der Seenotrettung im Mittelmeer auf- eine Aktion bzw. eine Zielsetzung, welche ich persönlich aus humanitären Gründen für wichtig halte (auch wenn hier eine Dilemma-Situation erkannt werden kann).



    30. Dez. 2019

    Liebe Unterstützerinnen & Unterstützer,

    unser Bündnis "United4Rescue" hat passend zu Sylvester ein kleines Video "Boot statt Böller" in den sozialen Netzwerken verbreitet.

    Bitte teilt es hier:

    [Links nur für registrierte Nutzer]
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    Euch allen ein frohes neues Jahr!
    Vielen Dank für alles, was Ihr tut!

    Euer Sven Giegold
    [Links nur für registrierte Nutzer]

    Ich melde mal zurück:

    Guten Tag Herr Giegold,
    Guten Tag Herr Gilster,

    Mich stört die Überschrift an diesem Aufruf.

    "Boot statt Böller!" verkennt das eigentliche Problem und arbeitet sich m.E. billig an der Böllerei als bequemen Sündenbock ab.

    Die Böllerei kann stören und stört sich auch und aus Gründen des Tierschutzes sehe ich die sehr wohl als bedenklich. Andererseits kann das Geballere eine Menge Spaß bereiten und da es nur einmal im Jahr läuft (von den paar Spinnern, die in den Tagen vor und nach Neujahr rumballern mal abgesehen) sehe ich die Böllerei als weniger schlimm. Auch bezogen auf die Umweltschutzgründe sollte man die Kirche im Dorf lassen. Wenn z.B. aktuell in den Medien verlautet wird, dass die durch die Böllerei verursachte Feinstaubbelastung ca. 2% der pro Jahr erzeugten Belastung ausmacht, dann sollten wir uns lieber um die Quellen der übrigen 98% kümmern. "Boot statt Auto" wäre dann m.E. passender. Dafür hätten die Gründen sich dann nur in den rund 40 Jahren ihres Bestehens effizienter für preiswerte und sozial gerechtere Preise bei den öffentlichen Verkehren einsetzen sollen, davon merke ich bis heute zu wenig.

    Bekloppt finde ich die Einseitigkeit des Slogans. Der leitet sich wohl aus dem m.E. genauso doofen Slogan "Brot statt Böller" ab, den einige mieserpetrige Zeitgenossen bisweilen am Jahresende in die Runde werfen. Menschen, die sich privat nichts aus der Böllerei machen, gerne auf diese verzichten würden, sich dann aber meist nicht wirklich bewusst machen, wo ihr persönlich sinnvolles Verzichtpotenzial liegen könnte?

    Verzichten diese Böllerei-Gegner auf ihr privates Autofahren, auf die vorhandene Viel- und Billigfliegerei, den übertriebenen Fleischkonsum etc.?

    Da gibt es m.E. nicht wenige Geister, die artig in die Kirche gehen (besser gesagt mit dem Auto fahren), den alltäglich selbst gemachten Dreck selbstgerecht ausblenden, dann sich aber über den vom Sylvestergeballer erzeugten Krach und Feinstaub echauffieren wollen.

    Das ist verlogen wie die viele Symbolpolitik, die uns an wirklich sinnvollen Reformen hindert. Die Böllerei soll alle Jahre wieder zum Sündenbock für einen Lebensstil gemacht werden, der an vielen Ecken und Enden problematisch war und ist, der aber von vielen Menschen als selbstverständlich gesehen und betrieben wird. Diese Bigotterie stößt mich ab. Die Böllerei dürfte nur extrem wenig mit dem Elend der Flüchtlinge zu tun haben, unser alltäglicher Lebensstil dagegen schon. An diesem Lebensstil hat sich nur leider auch seit 2015 nicht wirklich etwas geändert und auch FFF hat bestenfalls erste Gedankenimpilse gesetzt, deren Umsetzung immer noch wartet.
    Den Slogan "Boot statt Böller" finde ich also untauglich, er verkennt das eigentliche Problem und kann deswegen nicht wirklich etwas zu dessen Auflösung beitragen. Wenn´s dumm läuft schafft er nur ein bequemes Alibi für diejenigen, die eh nicht böllern, aber auch sonst nichts an ihrer Lebensweise ändern wollen.

    Sinnvoller erscheint mir dann schon eher der weitergehende Aufruf, den die Aktion "United4Rescue" formuliert hat:

    "Schick nicht nur Raketen in den Himmel, sondern auch ein Rettungsschiff ins Mittelmeer!"

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    Mit diesem Satz wird die Böllerei nicht einseitig verurteilt, wie viele bigotte Zeitgenossen das versuchen, sondern dazu aufgerufen Konsum und politische Mitverantwortung zu verbinden bzw. jeweils sinnvoll zu gestalten. Das dumme "statt" fällt in diesem weitergehenden Aufruf aus. Raketen können in den Hummel geschickt werden, aber das Bewusstsein für die Not im Mittelmeer soll nicht im Getrubel der Sylvesternacht und unseres konsumgeschwängerten Alltags untergehen.

    Das sehe ich als eine Botschaft, die an allen 366 Tagen des kommenden Jahres guten Sinn macht. Leider steht diese Botschaft in einem Widerspruch zu dem Titel desselbigen Aufrufs, da sollte nachgebessert werden, wenn die Aktion nicht nur im Symbolischen bleiben soll. Aber die ist es wert, das gesamte kommende Jahr beachtet zu werden.

    Viele Grüße, Thomas Schüller

    P.S.: Diese meine´ Meinung veröffentliche im Netz, z.B.:

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  3. #3
    GESPERRT
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    Standard AW: Symbolpolitik

    Symbolpolitik = Volkserziehung

    Hier wird Symbolpolitik (Symbol "Glocke" für Fleisch) am selbstbewussten und mündigen Bürger (Hund) ganz anschaulich erklärt:

  4. #4
    Feinstaubterrorist Benutzerbild von DJ_rainbow
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    Standard AW: Symbolpolitik

    In Rollmopshausen nichts Neues. Hier kann zu.
    "Wenn der Faschismus einmal wiederkehrt, wird er nicht so dumm sein zu sagen, er wäre der Faschismus. Er wird sagen, er sei der Antifaschismus." (Ignazio Silone)
    "In der Demokratie mästen sich Sozialisten in Parlamenten, im Sozialismus hungern Demokraten im KZ."
    "There's no business like Shoah-Business!"

  5. #5
    endlich trocken Benutzerbild von Minimalphilosoph
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    Standard AW: Symbolpolitik

    Zitat Zitat von DJ_rainbow Beitrag anzeigen
    In Rollmopshausen nichts Neues. Hier kann zu.
    Die Übel, die der Klimwandel über die Menschheit bringt, werden geringfügig sein im Vergleich zu den Verheerungen, die seine angeblichen Bekämpfer auslösen werden.

    "Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont" (Konrad Adenauer; rheinländischer Separatist)
    ... bei mir stehn die Bücher rechts im Regal, rechts im Regal, rechts im Regal.

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