Für den Vorsitzenden der AfD-Fraktion im Heilbronner Gemeinderat, Raphael Benner, sind kleine Kinder „unsere Sonnenscheine“. Ihr Aufwachsen soll nicht überschattet werden von „den Tagebüchern einer vom Krieg betroffenen Frau“. Deshalb lehnten die vier AfD-Räte die
Benennung einer Kindertagesstätte nach Anne Frank ab.
Die Mehrheit des Gremiums stimmte dem Vorschlag der Verwaltung zu.
Oberbürgermeister Harry Mergel (SPD) sagte bei der Enthüllung der Namenstafel: „Anne Frank steht mit ihrem Namen für Respekt und Toleranz und für all die namenlosen jüdischen Kinder, die auch hier in Heilbronn
Opfer des Nationalsozialismus geworden sind.“ Weiter betonte er: „Der Name steht auch dafür, sich zu erinnern, was einmal passiert ist und zu mahnen, dass es sich nie wiederholt.“
AfD-Kreisvorstand spricht von Verharmlosung
AfD-Wortführer Benner, promovierter Chemiker, offenbarte mit seiner Begründung nicht nur mangelndes Wissen. Anne Frank war kein Kriegsopfer, sie wurde als Jüdin verfolgt, ins
KZ Auschwitz deportiert, von dort nach Bergen-Belsen verschleppt, wo sie mit 15 Jahren an Fleckfieber starb. In
Tagebüchern, die zur Weltliteratur zählen, hielt das Mädchen sein Schicksal für die Nachwelt fest. Benners Geschichtsumdeutung möchte der
AfD-Kreisvorstand korrigieren: „Die Formulierung der ‚vom Krieg betroffenen Frau‘ klingt
verharmlosend und können wir nicht so stehen lassen. Anne Frank ist ein Opfer der
nationalsozialistischen Ideologie, die Millionen Menschenleben gekostet hat!“ Die Wortwahl sei jedoch „keine böse Absicht“ gewesen, behaupten Carola Wolle und Rainer Podeswa.
Die AfD hatte beanstandet, dass Anne Frank „keinen Bezug zu Heilbronn“ habe. Als Alternativen wurden
Margarete Steiff aus Giengen an der Brenz und die in Schlesien geborene
Käthe Kruse aus Berlin vorgeschlagen. An diesem Kurs hält der AfD-Vorstand fest, es sollten „
positive Beispiele der deutschen Geschichte“ als Namensgeber ausgewählt werden. Kindergärten stünden für „die Unschuld des Kindes“. Wenn aber nach Anne Frank gefragt werde, „wollen Sie Ihrem Kleinkind dann etwas vom Massenmord der Deutschen erzählen?“