Die neue Bundeskanzlerin Angela Merkel kommt aus der Uckermark. Und das ist wirklich keine heile Welt. Etwas Einblick davon gibt das neue Buch des bekannten Autoren und Publizisten Jürgen Roth: Aneta M. Gejagt von der Polenmafia, erschienen im Oktober beim Eichbornverlag.
Eine junge Frau enttarnt hochbrisante mafiöse Strukturen im Grenzland zwischen Polen und Deutschland und gerät dabei selbst ins Visier der Verbrecher.
Aufgewachsen an der polnischen Ostseeküste, heiratet Aneta M. mit 22 Jahren einen deutschen Zollbeamten. Die Ehe wird zur Tortur. Um sich aus der finanziellen Abhängigkeit ihres Mannes zu befreien, nimmt die Studentin eine Arbeit an der deutsch-polnischen Grenze auf. Dabei erhält sie Einblicke in das ausgeklügelte Schmuggelsystem, die sie für ihre Promotion nutzen will. Im Jahr 1999 lernt Aneta einen deutschen Politiker kennen. Er ist zugleich Teilhaber eines Restaurants, dem logistischen Zentrum der polnischen Mafia. Aneta nimmt an Treffen teil, auf denen sich Mafiosi und Politiker begegnen. Sie verliebt sich und wird schwanger. Der Vater ihres Kindes entpuppt sich als kaltblütiger Erpresser und Finanzverwalter der verbrecherischen Strukturen. Aneta taucht noch tiefer in die kriminelle Welt ein. Sie sammelt Dokumente, die sie der Polizei zur Verfügung stellt. Dabei gerät sie im polnischen Kolberg an den "Sandmann". Für den Kenner wird klar, dass es sich dabei um den damaligen Gartzer Amtsdirektoren Hartmut Wohlthat handelt. Gartz ist der größte Amtsbereich der Uckermark im Nordosten Brandenburgs. Die Story hat Folgen.
Der polnische Sender TV N hat am 18. Dezember 2005 in seiner landesweit ausgestrahlten Sendung Superwizjer den Verdacht ausgesprochen, eine uckermärkische Windkraftfirma und der ehemalige Gartzer Amtsdirektor Hartmut Wohlthat hätten Kontakte zu kriminellen Strukturen in Polen - obwohl vor vier Jahren das Landgericht in Frankfurt (Oder) beide Angeklagte vor allem wegen angeblicher Unglaubwürdigkeit der Zeugin Aneta M.freigesprochen hatte. Ihnen wurde Bestechlichkeit oder Vorteilsnahme vor allem bei der Aufstellung von Windkraftanlagen vorgeworfen. Ein zweiter Komplex betraf die Herkunft von Geldern, mit denen Wohlthat eine Gaststätte in Polen betrieben habe. Der Sender beruft sich nun aber auf Recherchen des bekannten Frankfurter Autoren und Publizisten Jürgen Roth. In seinem im Oktober 2005 erschienen Buch über Aneta M. hat er die Geschichte der Zeugin dokumentiert und ihre Glaubwürdigkeit unterstrichen. Mielczarek nahm ganz gezielt in dem Kolberger Restaurant Mola, die unter anderem auch Hartmut Wohlthat betrieben haben soll, eine Stelle an und observierte wissenschaftlich die kriminellen Strukturen. 2001 wurde sie enttarnt und von der Mafia verfolgt.
Das Buch wurde unter anderem von den Sendern 3-SAT und RBB vorgestellt. zuletzt am 9. Januar im Kulturjournal des NDR. Derzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft Neuruppin erneut gegen eine Windkraftfirma und die ehrenamtliche Casekower Bürgermeisterin Donata Oppelt wegen Verdachts der Bestechlichkeit. Die Gemeinde Casekow ist ein Teil des Gartzer Amtsbereichs.
Jürgen Roth, 60, ist freier Publizist und lebt in Frankfurt am Main. Er hat mehrere Bücher über die Organisierte Kriminalität in Osteuropa veröffentlicht, etwa "Die roten Bosse" (1999), "Der Oligarch" (2001), "Netzwerke des Terrors" (2002), "Die Gangster aus dem Osten" (2003) und "Gejagt von der Polenmafia" (2005). Im Mai erscheint sein neuestes Werk "Der Deutschland- Clan. Das skrupellose Netzwerk von Politikern, Top- Unternehmern und der Justiz". Derzeit beschäftigt er sich mit den angeblich korrupten Strukturen des staatlich-russischen Energiekonzerns Gasprom und den Verbindungen zu Altkanzler Gerhard Schröder. Gerade ist dazu im Spiegel ein Interview erschienen.
Wie das polnische Fernsehen und andere Quellen mitteilten, könnte aufgrund der neuen Recherchen das Verfahren gegen Hartmut Wohlthat neu eröffnet werden.