NÜRNBERG - Nach 100-jähriger Firmengeschichte hört die Nürnberger Familie Stübinger auf, Fleisch und Wurst zu verkaufen.
Auf die Frage nach dem Warum platzt es aus Stübinger senior heraus: "Ja, weil das hier ein Ghetto ist!" Es habe gesellschaftliche Veränderungen in Galgenhof gegeben, in der Südstadt überhaupt, wodurch der Käuferkreis kleiner geworden sei. Die verbliebenen Kunden würden es bedauern, doch viele sagen ebenfalls, dass sie hier nicht mehr wohnen wollen.
Im Viertel sei die Kaufkraft gering, während Stübinger als handwerkliche Metzgerei eher hochpreisige Produkte bietet. Und das Geld sei nicht das einzige Hindernis, wie er erklärt: "Zu einem großen Teil leben hier in der Gegend Muslime, die kaufen nicht in einem Schweinefleisch verarbeitenden Betrieb ein."
Die Frage, was nach der Schließung mit dem Laden passiert, ist noch nicht abschließend geklärt. Schnellimbiss-Betreiber hätten angefragt, doch wolle die Familie kein Risiko eingehen und lieber einen soliden Mieter finden. Sie bot die Räume unter anderem einem expansionwilligen Sanitätshaus an. "Aber auch denen passte die Lage nicht", so der Junior, "sie wollen nicht in die Südstadt."
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