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Thema: Siemens Chef Kaeser ein echter Linker?

  1. #21
    Selberdenker Benutzerbild von FranzKonz
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    Standard AW: Siemens Chef Kaeser ein echter Linker?

    Zitat Zitat von Don Beitrag anzeigen
    Gut, daß sein Ansatz dazu führte daß Siemens geringer besteuert würde ist logisch, honi soit qui mal y pense.
    Übergibt er es Politikern zur Ausarbeitung wäre der Effekt allerdings nur daß sein Laden gleich, dafür andere höher besteuert würden.
    Ich denke ein guter Ansatz wäre Besteuerung an Produktivität zu koppeln. Invers. Das meint er vermutlich auch. Ist aber schwierig.
    Schwierig umzusetzen ist generell jede Idee zur Besteuerung. Ich persönlich fände eine hohe Erbschaftssteuer und niedrige Besteuerung von Arbeitseinkommen ideal, um Chancengleichheit anzustreben. Ich weiß aber auch, dass diese Idee nur umgesetzt werden kann, wenn diese Steuer international gleich gehandhabt wird. Schon allein deshalb ist die Idee völlig unrealistisch. Außerdem schätze ich, dass diese Idee nur durch eine gnadenlose Überwachung durchsetzbar ist, die ich auch ablehne.

    Egal wie die jeweilige Idee nun gerade lautet: Ich finde es auf jeden Fall gut, dass solche Ideen zur Diskussion gestellt werden, gerne auch mal durch einen Konzernvorstand. Ist mir allemal lieber, als die Vorschläge von Grünen oder Kommunisten zu irgendwelchen Neidsteuern für Besserverdienende.

    Kaesers Vorschlag läuft (in meinen Augen) darauf hinaus, Arbeitsleistung oder von mir aus auch Realwertschöpfung niedriger zu besteuern als andere Einkommensarten. Das ist aus meiner Sicht ebenfalls eine Idee zur Förderung von Chancengleichheit.
    „Die Windflügel sind Sakralbauten für ein neues Glaubensbekenntnis.“ (Hans-Werner Sinn)

  2. #22
    Mitglied Benutzerbild von bitchplease
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    Standard AW: Siemens Chef Kaeser ein echter Linker?

    Ich finde seine Vorschläge sehr halbherzig. Ich schließe mich der Petition der Kerzenmacher an:

    An die Herren Abgeordneten der DeputiertenkammerMeine Herren,
    Sie sind auf dem rechten Wege. Sie lehnen abstrakte Theorien ab. Reiches Angebot und niedrige Preise interessieren Sie wenig. Sie kümmern sich vor allem um die Lage des Produzenten. Sie wollen ihn von auswärtiger Konkurrenz befreien, mit einem Wort, Sie wollen den nationalen Markt der nationalen Arbeit bewahren.
    Wir bieten Ihnen hier eine wunderbare Gelegenheit, Ihre — wie wollen wir es nennen? Ihre Theorie anzuwenden? Nein, nichts ist trügerischer als die Theorie. Ihre Doktrin? Ihr System? Ihr Prinzip? Aber Sie lieben die Doktrinen nicht, Systeme sind Ihnen ein Gräuel, und was Prinzipien angeht, erklären Sie, dass es in der sozialen Ökonomie keine gebe. Sagen wir also Ihre Praxis: Ihre Praxis ohne Theorie und Prinzip.
    Wir unterliegen der unerträglichen Konkurrenz eines auswärtigen Rivalen, der — wie es aussieht — Licht unter Bedingungen produziert, die den unseren so überlegen sind, dass er unseren nationalen Markt damit zu einem unglaublich niedrigen Preis überschwemmt; denn, sofort wenn er sich zeigt hört unser Verkauf auf, alle Verbraucher wenden sich an ihn, und ein Zweig der französischen Industrie mit seinen unzählbaren Verästelungen steht mit einem Schlag völlig still. Dieser Rivale — die Sonne — liefert uns einen so hartnäckigen Kampf, dass wir den Verdacht haben, dass er von dem perfiden England (schöne Diplomatie heutzutage) gegen uns gehetzt wurde, umso mehr als er bei dieser hochmütigen Insel Rücksichten nimmt, derer er sich bei uns enthält.
    Wir fordern, Sie mögen ein Gesetz erlassen, das das Schließen aller Fenster, Bodenluken, Dachfenster, Fensterläden, Läden, Vorhänge, Schiebefenster, Bullaugen, Markisen vorschreibt — mit einem Wort, aller Öffnungen, Löcher, Spalten und Ritzen, durch die das Licht der Sonne üblicherweise in die Häuser dringt, zum Nachteil der schönen Industrien, mit denen wir uns schmeicheln, das Land beschenkt zu haben, das doch undankbar wäre, wenn es uns heute in einem so ungleichen Kampf im Stich lassen wollte.
    Meine Herren Abgeordneten, betrachten Sie unseren Antrag nicht als Satire und weisen Sie ihn zumindest nicht zurück, ohne die Gründe anzuhören, die wir zur Unterstützung geltend machen können.
    Zunächst, wenn Sie soweit möglich dem natürlichen Licht allen Zugang verschließen, wenn Sie so Bedarf an künstlichem Licht erzeugen, welche Industrie Frankreichs würde nicht nach und nach davon profitieren?
    Wenn mehr Talg verbraucht wird, braucht man mehr Rinder und Schafe, und folglich wird man Weiden, Fleisch, Wolle und vor allem Getreide, Basis allen landwirtschaftlichen Reichtums, wachsen sehen.
    Wenn mehr Öl verbraucht wird, wird sich der Anbau von Mohn, Oliven, Raps ausbreiten. Diese reichhaltigen und anspruchsvollen Pflanzen werden mit der Zeit die Fruchtbarkeit des Bodens ausnutzen, die die Tierhaltung mit sich bringt.
    Unsere Ländereien werden sich mit harzigen Bäumen bedecken. Zahlreiche Bienenschwärme werden auf unseren Bergen wohlriechende Schätze sammeln, die heute nutzlos verfliegen, wie die Blumen, denen sie entströmen. Es gibt daher keinen Zweig der Landwirtschaft, der nicht eine große Entwicklung nähme.
    Ebenso mit der Seefahrt: Tausende von Schiffen werden auf Walfang gehen und in kurzer Zeit haben wir eine Marine, die in der Lage ist, die Ehre Frankreichs zu heben und der patriotischen Gesinnung der unterzeichnenden Antragsteller, Verkäufer von Kerzen, etc. zu genügen.
    Aber was sagen wir zum Thema Paris? Stellen Sie sich dort vor, wie alsbald Vergoldungen, Bronzen, Kristalle bei Kerzenständern, Lampen, Kronleuchtern und Standleuchten in geräumigen Läden glänzen, neben denen die heutigen nur Boutiquen sind.
    Es gibt niemanden, bis zum armen Harzzapfer, oben auf seiner Düne, oder bis zum armseligen Bergarbeiter, tief in seinem schwarzen Stollen, der nicht sein Gehalt und seinen Wohlstand ansteigen sieht.
    Denken Sie darüber nach, meine Herren, und sie werden sich überzeugen: Es gibt vielleicht keinen Franzosen, von dem reichen Aktionär d'Anzin bis zum armseligsten Streichholzverkäufer, dessen Lage sich mit dem Erfolg unserer Forderung nicht verbessern würde.
    Wir sehen Ihre Einwände vorher, meine Herren; aber Sie können uns nicht einen einzigen entgegensetzen, den Sie nicht den gängigen Büchern der Partisanen des Freihandels entnommen haben. Wir wagen es, zu wetten, dass Sie nicht ein Wort gegen uns richten können, das sich nicht sofort gegen Sie selbst wendet und gegen das Prinzip, das Ihre ganze Politik lenkt.
    Wollen Sie sagen, dass wir zwar an dieser Protektion gewinnen, aber Frankreich nicht, weil der Verbraucher die Last zu tragen hat?
    Wir werden Ihnen antworten:
    Sie haben kein Recht mehr, die Interessen des Verbrauchers anzuführen. Wenn er mit dem Produzenten gerungen hat, haben Sie ihn immer geopfert. — Sie haben es getan, um die Beschäftigung zu fördern, um die Ausweitung der Beschäftigung zu erhöhen. Aus demselben Motiv müssen Sie es wieder tun.
    Sie sind selbst dem Einwand zuvorgekommen. Als man Ihnen sagte: der Verbraucher ist interessiert an der freien Einfuhr von Eisen, Öl, Sesam, Weizen, Stoffen, da sagten Sie: Ja, aber der Produzent ist interessiert an der Aussperrung. — Also gut, wenn die Verbraucher an der Zulassung von natürlichem Licht interessiert sind, so die Produzenten an seinem Verbot.
    Außerdem, sagten Sie uns, der Produzent und der Verbraucher sind ein und dasselbe. Wenn der Fabrikant aus der Protektion Nutzen zieht, wird er den Landwirt Gewinn machen lassen. Wenn die Landwirtschaft floriert, wird sie den Fabriken Absatzmärkte liefern. — Also gut. Wenn Sie uns das Monopol der Tagesbeleuchtung zugestehen, werden wir zunächst viel Talg, Kohle, Öl, Harze, Wachs, Alkohol, Silber, Eisen, Bronze, Kristall kaufen, um unsere Industrie zu unterhalten, und außerdem werden wir und unsere zahlreichen Zulieferer — reich geworden — viel konsumieren und den Aufschwung über alle Zweige der nationalen Arbeit weitertragen.
    Sagen Sie nun: Das Licht der Sonne ist ein Gratisgut und Gratisgüter zurückweisen heißt, den Reichtum selbst zurückweisen zu Gunsten der Mittel, ihn zu erwerben ?
    Aber sehen Sie doch, dass Sie Ihrer Politik den Todesstoß geben. Sehen Sie, dass Sie bisher immer das ausländische Produkt ausgesperrt haben, weil es sich dem Gratisgut nähert, und umso mehr, je mehr es sich dem Gratisgut nähert. Um den Ansprüchen anderer Monopolisten zu gehorchen, haben Sie nur ein Halb-Motiv; um unserem Anliegen zur Hilfe zu kommen, haben Sie ein vollständiges Motiv; und uns zurückzuweisen, gerade mit der Begründung, dass wir mehr Grund haben als die anderen, hieße, die Gleichung: plus mal plus = minus aufzustellen, mit anderen Worten, Absurdität auf Absurdität zu häufen.
    Arbeit und Natur tragen je nach Land und Klima in unterschiedlichen Anteilen dazu bei, ein Produkt zu schaffen. Der Teil, den die Natur beiträgt, ist immer gratis; es ist der Teil der Arbeit, der den Wert ausmacht und bezahlt wird.
    Wenn eine Orange aus Lissabon zum halben Preis einer Orange aus Paris angeboten wird, liegt das daran, dass eine natürliche und folglich kostenlose Wärme für die eine tut, was die andere einer künstlichen und daher teuren Wärme verdankt.
    Also kann man, wenn eine Orange aus Portugal zu uns kommt, sagen, dass sie uns halb umsonst gegeben wird, und halb mit Arbeit belastet, oder mit anderen Worten, zum halben Preis derjenigen aus Paris.
    Nun, genau mit dieser Halb-Kostenlosigkeit (Verzeihen Sie das Wort) begründen Sie, sie auszuschließen. Sie sagen: Wie kann die nationale Arbeit der Konkurrenz der fremden Arbeit standhalten, wenn jene alles tun muss, diese aber nur die halbe Mühe hat und die Sonne sich um den Rest kümmert? - Aber wenn die Halb-Kostenlosigkeit Sie bestimmt, die Konkurrenz zurückzuweisen, wie kann die vollständige Kostenlosigkeit Sie dazu bringen, die Konkurrenz zuzulassen? Entweder Sie sind nicht konsequent, oder Sie müssen, wo Sie die Halb-Kostenlosigkeit als schädlich für die nationale Beschäftigung zurückweisen, a forteriori und mit doppeltem Eifer die vollständige Kostenlosigkeit zurückweisen.
    Noch einmal, wenn ein Produkt, Öl, Eisen, Weizen oder Tuch, aus dem Ausland zu uns kommt und wir es mit weniger Arbeit erwerben können, als wenn wir es selbst herstellten, ist der Unterschied ein Gratisgut, das uns geboten wird. Das Geschenk ist mehr oder weniger beträchtlich, je nachdem ob der Unterschied mehr oder weniger groß ist. Es beträgt ein Viertel, die Hälfte, Dreiviertel des Wertes des Produktes, wenn der Ausländer von uns nur Dreiviertel, die Hälfte, ein Viertel der Bezahlung verlangt. Es ist so vollständig, wie es sein könnte, wenn der Geber, wie es die Sonne beim Licht tut, nichts von uns fordert. Die Frage, und wir stellen Sie förmlich, ist, ob Sie für Frankreich die Wohltat des kostenlosen Verbrauches oder die angeblichen Vorteile der mühsamen Produktion wollen. Wählen Sie, aber seien Sie konsequent; denn, solange Sie wie jetzt Öl, Eisen, Weizen, ausländisches Tuch, zurückweisen, in soweit ihr Preis sich Null annähert; welche Inkonsequenz wäre es doch, das Licht der Sonne zuzulassen, dessen Preis Null ist, den ganzen Tag über.


  3. #23
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    Standard AW: Siemens Chef Kaeser ein echter Linker?

    Zitat Zitat von -jmw- Beitrag anzeigen
    Ich betrachte meinen Betrieb als Teil meines Privatlebens, aus dem der Herr Kaeser sich gerne raushalten darf. Man sollte mit Steuern möglichst wenig steuern.
    Volkswirtschaftliche Schädlinge sollten gerne viel massiver besteuert werden. Dies gilt gerade für die von Joe Kaeser angesprochenen Branchen. Hedging war einmal ein sinnvolles Instrument - als es noch zur Risikominimierung für schlechte Erntejahre genutzt wurde.

    Das Militär ist der einzige Weg (Q-Drop #26)

  4. #24
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    Standard AW: Siemens Chef Kaeser ein echter Linker?

    Zitat Zitat von FranzKonz Beitrag anzeigen
    Im Gegenteil. Genau dazu sind sie unter anderem da.

    Die Frage ist an der Stelle eher ob man richtig oder falsch steuert. Und dazu liefert Kaeser zumindest einen richtigen Denkanstoß.
    70% Auf Spekulation? Das wären dann auch 70% Steuer auf das Sparbuch des Michels.

    Kaeser ist ein linker Trottel!
    Sozialismus und Freiheit schließen einander definitionsgemäß aus. - Friedrich Hayek


    Sprüche 1:7
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  5. #25
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    Standard AW: Siemens Chef Kaeser ein echter Linker?

    Zitat Zitat von BRDDR_geschaedigter Beitrag anzeigen
    70% Auf Spekulation? Das wären dann auch 70% Steuer auf das Sparbuch des Michels.

    Kaeser ist ein linker Trottel!
    Sind Sparbuchbesitzer volkswirtschaftliche Schädlinge? Eher nicht ...

    Das Militär ist der einzige Weg (Q-Drop #26)

  6. #26
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    Standard AW: Siemens Chef Kaeser ein echter Linker?

    Zitat Zitat von FranzKonz Beitrag anzeigen
    Hmm. Ist es nicht eher positiv zu sehen, wenn sich der Vorstand eines großen Unternehmens nicht nur Gedanken um Umsatz und Gewinn seines Unternehmens macht, sondern auch mal öffentlich über Fehlentwicklungen in der Gesellschaft nachdenkt?
    Wenn es zumindest grobe sachliche Grundlagen einer Gesellschaftskritik gibt, ist es denkbar, diese positiv aufzufassen. Die Zielgruppe und die sachliche Grundlage, an der Kaeser Kritik übt, kann nur als Zeugnis völliger Ahnungslosigkeit aufgenommen werden. Die Methoden und Techniken mit denen sich die großen Konzerne in Europa innerhalb des Finanzmarkts bewegen würden jedem Außenstehenden vermutlich als manipulativ, betrügerisch und zumindest in anderen Regionen kriminell erscheinen. Diese Machtverhältnisse sind jedoch bereits seit vielen Jahren eine alltägliche Erscheinung, die sich in großen Teilen nur milliardenschwere Konzerne mit Hundertschaften von Juristen, PR-Mitarbeitern und Experten für die laufend wachsenden regulatorischen Anforderungen leisten können.

    Viele Tätigkeiten, die zentral Verantwortliche größerer Konzerne alltäglich in diversen Märkten ausüben, würden in den USA, ausgehend von zahlreichen Präzedenzfällen, zu langjährigen Haftstrafen wegen Betrugs und bewusster Kursmanipulation führen. Obwohl die Stärke und Frequenz eingesetzter Methoden je nach saisonaler Kreativität(/Krimineller Energie) variiert, sind deutliche und eindeutig bewusst eingesetzte "Strategien" üblicherweise mehrfach täglich eindeutig identifizierbar; so wie heute auch. Diese Aktivitäten sind im wesentlichen nur innerhalb größerer Konzerne möglich, da jene ihr Inventar nach eigenem Belieben ("mark-to-model") in ihren Büchern unterbringen und heute (fast) alles was verbrieft ist (also mindestens 80+% der Vermögensseite ihrer Bilanz) dank ihrer lizenzbedingten Sonderstellung schnell und günstig zur Einnahme liquiden Zentralbankgeldes beleihen können. Ohne Banklizenz und Milliardenkonzern (KMUs, Individuen) muss immer ausreichend Collateral/(Sicherheiten in liquiden Wertpapieren z.B. Commercial Paper; Bubills,T-Bills, etc) verpfändet werden, um ausstehende Kreditlinien vollständig abzudecken. Jene werden täglich nach Ermittlung der offiziellen Abrechnungskurse aktualisiert; es finden tatsächliche Geldflüsse statt, um die erworbenen Verbindlichkeiten und Guthaben auszugleichen.

    Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass KMUs betrieblich verursachte Betrugstatbestände nicht ausschließlich als Vergleich gegen die Kapitalgesellschaft beilegen können, sondern Verursacher und zur Aufsicht verpflichtete Führungskräfte nach aller Härte des Gesetzes persönlich verurteilt werden. Auch diese Unannehmlichkeit bleibt Verursachern von Betrugstatbeständen im Rahmen einer beruflichen Tätigkeit für einen größeren Konzern meist erspart. Jene schließen üblicherweise einen Vergleich über relativ betrachtet bedeutungslose Geldstrafen, die ohnehin nicht die Verursacher, sondern die Aktionäre, treffen.

    Insofern bleiben als Nachteile größerer Konzerne gegenüber kleiner Unternehmen noch die Kosten, welche für die Unterhaltung der nötigen Personalkapazitäten, die zur Bewältigung der aufgeführten Anforderungen nötig sind, anfallen. Die Fähigkeit Eigenkapital theoretisch unbegrenzt vorzutäuschen, indem Vermögenswerte gemäß eigener Phantasiebewertungen verbucht werden und die wesentlichen Vermögenswerte unkompliziert zur Abdeckung des Liquiditätsbedarfs nicht veräußert (dann müssten sie nämlich zum aktuellen Marktwert verbucht werden) sondern beliehen werden, dürfte nach allen rationalen Maßstäben höherwertig als aufzuwendende Personalkosten sein.

    Das ein mal eins der alltäglichen Methoden ist wohl das Simulieren gewaltiger Nachfrage/Angebots bzw. vorhandener Liquidität. Einige hundert Millionen bzw. einige Milliarden zusätzlicher Nachfrage, die sich völlig plötzlich zeigt und durch das dadurch auftretende Ungleichgewicht auch den Kurs bewegt, um bevor es jemals zur Transaktion der plötzlichen Scheinnachfrage kommt wieder verschwindet führt in ruhigen Phasen zu gezielten Kurssprüngen. der britische FTSE100 Aktienindex wird von interessierter Seite regelmäßig durch vorgetäuschtes, riesiges Angebot zur Bestimmung des Abrechnungskurses für den jeweiligen Tag problemlos 30-100 Punkte in die gewünschte Richtung gezwungen, um eine Sekunde nachdem der Abrechnungskurs feststeht zu kollabieren. Da alle derivativen Instrumente anhand dieses Kurses abgerechnet und z.T. eingepreist werden, lässt sich diese Methode zu zahlreichen nützlichen Zwecken einsetzen. Insbesondere bei der Abrechnung derivativer Instrumente beschränkter Laufzeit, die am Verfallstag durch Barausgleich anhand des Tages-Abrechnungskurses erfüllt werden lassen sich auf diesem Weg Kunden, Gegenparteien und andere Gruppen sehr schön betrügen.

    Vor wenigen Jahren am jeweiligen Fälligkeitstag trat weiterhin die interessante Situation auf, dass die lieferbaren Serien Bundesanleihen für das wichtige und mitunter in Tagesvolumen jenseits von Hunderten Milliarden umgesetzte zugehörige Future an der deutschen Terminbörse Eurex nicht mehr verfügbar waren. D.h. die zur Lieferung nötigen Anleihen konnten mangels Angebot nicht erworben werden. Daraufhin mussten alle Akteure, die ihre Verkaufspositionen in den Futures nicht bereits vollumfänglich als Inventar (der lieferbaren Anleihenserien) zur Verfügung hatten, mangels Lieferbarkeit der Anleihen schließen d.h. den Future kaufen; daraufhin entstand ein gewaltiger Kursanstieg, der zu noch mehr (Panik-)Käufen führte. Ferner war (weil die Lieferverpflichtung wie erwähnt nicht zu erfüllen war) nur die kleine Gruppe von Inhabern der nötigen Anleihen überhaupt noch bereit, den Panikkäufen im Future das nötige Angebot bereitzustellen. Schließlich fand sich hinreichend Liquidität zu einem astronomisch hohen Kurs, der weit jenseits sachlich begründbarer Preise lag.

    Der Grund für diese Erscheinung, die in ähnlicher Form und Stärke in verschiedenen (europäischen) Märkten gelegentlich auftreten kann ist ein Marktteilnehmehmer, der die zugrunde liegenden physischen Rohstoffe künstlich verknappt, indem er den gesamten Markt des lieferfähigen physischen Rohstoffs unbemerkt aufkauft und damit den Preis diktieren kann, zu dem die Verkäufer am Terminmarkt ihre zu liefernde physische Ware einkaufen müssen. Diese Vorgehensweise, die ein Relikt aus der Steinzeit von Finanzmärkten ist, wird in den USA mit mehrjährigen Gefängnisaufenthalten belohnt und ist daher in dieser Form dort auch quasi inexistent.
    Des Rätsels Lösung eröffnete sich bei der Nächsten Weihnachtsfeier der Eurex, zu der zugelassene Händler versammelt waren. Dort berichtete der Verantwortliche, der bei der größten BRD-Geschäftsbank arbeitet, voller Stolz wie er mit diesem Vorgehen den Gesamtmarkt zeitweise unter seine Kontrolle brachte und welche astronomischen Gewinne er mit dieser (aus seiner Sicht) brillanten Unternehmung generierte.

    Wäre er gescheitert, d.h. von anderen Marktteilnehmern frühzeitig erkannt worden und möglicherweise als Verlierer aus diesem Unterfangen hervor gegangen hätte er schlimmstenfalls seine Anstellung verloren. Sein Arbeitgeber könnte übrige Anleihen problemlos entweder durch Glück mit Gewinn veräußern oder bis in die Ewigkeit in der Bilanz lassen; auch weil Staatsanleihen in den Büchern einer Bank fast genauso viel wert ist wie Zentralbankgeld.

    Ein mittelgroßes Unternehmen wäre mittels gewöhnlicher Mittel überhaupt nicht imstande, dieses Volumen an Anleihen zu erwerben und noch weniger unbemerkt. Das Inventar physischer Anleihen müsste mithilfe einer Bank finanziert werden, die dann jedoch sehr leicht sieht, was jenes Unternehmen beabsichtigt. Plötzliche Kursschwankungen in den physischen Anleihen könnten die Bank dazu veranlassen, mangels hinreichender Eigenkapitalbasis die Anleihen zulasten des Unternehmens zu liquidieren (und in diesem Prozess ungewöhnlich günstig selbst das finanzierte Inventar zu erwerben.)

    Als Resultat wäre das involvierte Unternehmen Bankrott. Die Kreditlinien bei der/den Clearingbanken für die Eurex-Abrechnung würden mangels hinreichender Sicherheiten akut als ausgefallen betrachtet, was zur Liquidation aller derivativen Positionen zulasten des Unternehmens führen würde und die offenen Forderungen gegen die nun insolvente Gesellschaft und möglicherweise ihre zugelassenen Händler weiter erhöhen würden. Da die Clearingbanken für offene Forderungen gegen ausgefallene Clearingkunden aufkommen müssen, würden die Beteiligten in ihrem gesamten Leben nie wieder Finanzierungsdienstleistungen einer Bank in Anspruch nehmen können. Aufgrund des Ausfalls würden gleichermaßen die Händler-Zulassungen widerrufen, was neben der offensichtlichen finanziellen Existenz auch die berufliche der Verantwortlichen vernichtet.

    Angesichts dieser alltäglichen Realität fällt es mir schwer, eine Bevorteilung kleiner und mittelgroßer Unternehmen gegenüber Großkonzernen zu erkennen. Wie hoch sind die persönlichen Risiken, die Siemens-, Deutsche Bank- oder sonstige Angestellte tragen? Wie wahrscheinlich ist es im übrigen, dass Siemens durch zufällige, kurzfristige Ereignis seine gesamten Vermögenswerte verliert und ein Schuldenberg als einziger Rest von Siemens verbleibt?

  7. #27
    Libertärer Republikaner Benutzerbild von BRDDR_geschaedigter
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    Zitat Zitat von Trashcansinatra Beitrag anzeigen
    Sind Sparbuchbesitzer volkswirtschaftliche Schädlinge? Eher nicht ...
    Aktienbesitzer die Geld investieren sind kriminell? Oder ein Michel der sich für ein paar hunderte ein paar Aktien kauft?

    Du willst wohl alle arm halten.
    Sozialismus und Freiheit schließen einander definitionsgemäß aus. - Friedrich Hayek


    Sprüche 1:7
    Des HERRN Furcht ist Anfang der Erkenntnis. Die Ruchlosen verachten Weisheit und Zucht.

  8. #28
    LAW & ORDER!!! Benutzerbild von Trashcansinatra
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    Zitat Zitat von BRDDR_geschaedigter Beitrag anzeigen
    Aktienbesitzer die Geld investieren sind kriminell? Oder ein Michel der sich für ein paar hunderte ein paar Aktien kauft?

    Du willst wohl alle arm halten.
    Was redest du für einen Blödsinn? Ich fass es nicht!

    Du wirst doch wohl den Unterschied zwischen Aktien und Derivaten kennen?

    Ich habe doch nichts gegen Aktienbesitzer per se. Ich habe aber etwas gegen institutionalisiertes Algotrading und Zockertum von milliardenschweren Hedge-Fonds!

    Das Militär ist der einzige Weg (Q-Drop #26)

  9. #29
    Selberdenker Benutzerbild von FranzKonz
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    Zitat Zitat von BRDDR_geschaedigter Beitrag anzeigen
    70% Auf Spekulation? Das wären dann auch 70% Steuer auf das Sparbuch des Michels.

    Kaeser ist ein linker Trottel!
    Hmm. Wenn ich Dich so höre, vermute ich eher, Du bist ein Depp.
    „Die Windflügel sind Sakralbauten für ein neues Glaubensbekenntnis.“ (Hans-Werner Sinn)

  10. #30
    Selberdenker Benutzerbild von FranzKonz
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    Zitat Zitat von BRDDR_geschaedigter Beitrag anzeigen
    Aktienbesitzer die Geld investieren sind kriminell? Oder ein Michel der sich für ein paar hunderte ein paar Aktien kauft?

    Du willst wohl alle arm halten.
    Entschuldige, Du bist kein Depp. Du bist ein Volldepp.
    „Die Windflügel sind Sakralbauten für ein neues Glaubensbekenntnis.“ (Hans-Werner Sinn)

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