FOCUS / 27.06.2017
Gleichgeschlechtliche Ehen
Lesbisches Paar lud sie nach Hause ein – Kanzlerin berichtet von „einschneidendem Erlebnis“
Bundeskanzlerin Angela Merkel ist von dem klaren Nein der CDU zur Ehe für alle abgerückt. In einer Veranstaltung mit der Zeitschrift "Brigitte" sagte Merkel am Montagabend in Berlin, sie wünsche sich eine Diskussion, die "eher in Richtung einer Gewissensentscheidung geht".
SPD, Grüne und FDP haben die völlige Gleichstellung von Homosexuellen bei der Ehe zur Bedingung für eine Koalition gemacht. Auch die Linke fordert die Ehe für alle. Merkel sagte, sie habe natürlich zur Kenntnis genommen, wie jetzt alle Parteien außer der Union zu dem Thema stünden. Und die rechtspopulistische Alternative für Deutschland komme als Koalitionspartner nicht in Frage.
Sie sei "bekümmert", sagte die Kanzlerin bei dem Talk, dass diese sehr individuelle Frage Gegenstand von "Parteitagsbeschlüssen und plakativen Dingen" sei. Sie wolle mit der CDU und der CSU "anders darauf reagieren". Sie selbst und viele Mitglieder in der Union beschäftigten sich intensiv mit dem Thema
Merkel, die im vorigen Bundestagswahlkampf Adoptionen von gleichgeschlechtlichen Paare noch mit dem Argument des Kindeswohls ablehnte, berichtete nun von einem
"einschneidenden Erlebnis" in ihrem Wahlkreis. Dort sei sie von einer
lesbischen Frau eingeladen worden, zuhause bei ihr und
ihrer Partnerin vorbeizuschauen und zu sehen, dass es ihren
acht Pflegekindern gut gehe. Merkel sagte, wenn das
Jugendamt einem lesbischen Paar
acht Pflegekindern anvertraue, könne der Staat nicht mit dem Kindeswohl gegen Adoptionen argumentieren.
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