Hiermit eröffne ich einen Themenstrang über das Thema Kommunismus und Nationalsozialismus.Ihr denkt jetzt sicher: "Nicht schon wieder!", aber ich wollte mich dazu aufraffen mal den absolut nötigen Vergleich zwischen Kommunismus und Nationalsozialismus anzustellen.Beide Ideologien hatten große Utopien und beide endeten in einer Katastrophe.
"(...)Die Utopie der klassenlosen Gesellschaft und die Utopie der reinen Rasse verlangte beide die Ausschaltung derjenigen Menschen, die der Verwirklichung eines "großartigen" Entwurfs, nämlich der Entstehung einer von Grund auf besseren Gesellschaft,im Wege standen.In beiden Fällen führte die Ideologie(Rassenkampf oder Klassenkampf)zum Ausschluß eines "schlechten" Prinzips, vertreten durch Kategorien("untere" Rasse oder "schädliche" Klasse) von Menschen, deren einziges Verbrechen es war, ihnen anzugehören, das heißt zu existieren.In beiden Fällen wurde ein absoluter Feind bestimmt, mit dem einen Kompromiß zu schließen undenkbar war.
Daraus entwickelte sich in beiden Fällen eine gleichermaßen geplante Schreckensherrschaft.Klassenhass oder Rassenhass,soziale oder rassische Prophylaxe ist ein und dasselbe.In dieser Hinsicht stellt die "Klasse" keine Kategorie dar, die weniger starr und unauslöschlich als die "Rasse" wäre.Die eine wie die andere wurden gleichermaßen verabsolutiert.Am 1.November 1918 erklärte Martyn Latsis, einer der ersten Leiter der Tscheka:
"Wir führen keinen Krieg gegen einzelne Personen.Wir rotten die Bourgeoisie als Klasse aus.Suchen Sie in der Untersuchung nicht nach Dokumenten und Beweisen bezüglich dessen, was der Angeklagte getan hat(...)Die erste ihm zu stellende Frage ist,welcher Klasse er angehört."
Am 24.Januar 1919 ordnete das Zentralkomitee der KPdSU an,dass die Kosaken "bis zum letzten vernichtet und physisch liquidiert" werden sollen."Die Kulaken sind keine Menschen", befand später Stalin.Im Jahre 1932 fügte Maxim Gorki hinzu: "Der Klassenhass muß gepflegt werden, mit einem Grundabscheu vor dem Feind als minderen Wesen.Es ist meine innere Überzeugung, dass der Feind sehr wohl ein minderwertiges Wesen, ebenso physisch wie auch moralisch Entarteter ist."
Im Jahre 1940 ließ die Rote Armee bei ihrem Einmarsch in die baltischen Länder verkünden, dass die eroberten Bevölkerungen "aufrgund ihrer Vergangenheit und der Taten der vorhergehenden Generationen" beurteil würden.Aus der Sicht eines Lyssenko, der die Vererbbarkeit erworbener Charakterzüge behauptete, konnten soziale Makel ebenso für genetisch vererbbar gehalten werden...
Trotzki erklärte sofort: "In weniger als einem Monat wird der Terror extrem gewaltsame Formen annehmen, so wie es auch bei der Großen Französischen Revolution gekommen ist." Während das zaristische Regime zwischen 1825 und 1917 insgesamt 6321 Todesurteile hatte fällen lassen, wobei ein Gutteil von denen in Zwangsarbeitsstrafen umgewandelt worden war, hatte die erst fünf Monate amtierende Lenin-Regierung im März 1918 bereits 18.000 Menschen töten lassen.
Am 26.Juni 1918 schrieb Lenin an Sinowjew:" Man soll keine Bedenken tragen, die Sowjetabgeordneten mit Massenterror zu treffen, wenn es zu handeln gilt." Am 31.August ordnete Dserschinski, der Chef der Tscheka, die Deporation von jedem Individuum an, "das auch nur die geringste Propaganda gegen das sowjetische Regime zu betreiben wagt."Die Verordnung über die Errichtung von Konzentrationslagern wurde am 10.September in den Iswestija veröffentlicht.Im Jahre 1921 zählte man schon sieben Konzentrationslager, in denen überwiegend Frauen und Greise untergebracht waren.Im Jahre 1923 waren es fündundsiebzig und bis zu diesem Datum waren bereits
1.800.000 Oppositionelle hingerichtet worden.
Als bloße Verlängerung der vorrevolutionären politischen Kultur läßt sich der kommunistische Terror also nicht deuten.Ebensowenig spielgelt er eine "aus dem Volk stammende Gewalt" oder eine "Tradition des russischen Zuchthauses" wider.Und schließlich kann er auch nicht als bloßer Gegenschlag gegen den "weißen Terror" betrachtet werden: Ihr ganzes Ausmaß erreichte die Repression vielmehr erst, als der Bürgerkrieg zu Ende war.
Die Tatsache aber, dass er(der Kommunismus) überall dort, wo er an die Macht kam,zerstörerisch war, läßt einen skeptisch gegen den entscheidenden Einfluss des Kontextes werden.Werden die Umstände verschoben, muss man sich fragen, wie sich diese Umstände überall wiederholen konnten.Es ist ebenso schwierig im Terror eine "Abweichung" zu sehen, wenn dies bereits in der Anfangszeit des Systems in Erscheinung tritt.Wenn Stalin das von Lenin gegründete Terrorsystem lediglich systematisiert hat, kann das kommunistische Ideal schwerlich seinen praktischen Anwendungen gegenübergestellt werden.
Dass der Nationalsozialismus nur einen Teil der Menschheit, nämlich das deutsche Volk(oder die "arische Rasse), "glücklich machen" wollte,während der Kommunismus das Glück der gesamten Menschheit anstrebte, spricht nicht für den zweiten.Wenn man im Namen einer Nation kämpft, kann man nur von dieser Nation ausschließen."Die Säuberung einer Rasse" beschränkt wenigstens die Schäden auf diese Rasse.Aber eine Säuberung der Menschheit?
Aufgrund seiner Vorannahmen konnte der Nationalsozialismus manche seiner Gegner als "Untermenschen" beschreiben.Aufgrund der seinen konnte der Kommunismus alle seine Feinde nur von der Menschheit ausschließen.Das Bemühen um die Regenerierung der gesamten Menschheit führt nämlich-wenn es vorgibt, mit einem objektiven Interesse eins zu sein-zwangsläufig dazu,diejenigen, die dieser Erneuerung angeblich im Wege stehen, aus dem Kreis der Menschheit auszuschließen."Wer für die Menschheit kämpft",schreibt Claude Polin,"kämpft gegen die Feinde der Menschheit, das heißt gegen diejenigen, die nicht zu ihr gehören."
Im Jahre 1927 schreibt der sowjetische Propagandist A.Arosev sogar: "Feind ist jeder, der durch körperliche,psychische,soziale,moralische oder sonstige Anzeichen den Eindruck erweckt, mit der Idealvorstellung menschlichen Glücks nicht übereinzustimmen."
Aufgrund solcher Definitionen kann jeder mit "gutem Recht" geächtet werden.
Der Universalismus verschärft den Totalitarismus, nicht nur, weil er die ganze Welt zu seinem Schlachtfeld macht, sondern auch, weil er gleichzeitig den "Kampf aller gegen alle" universell ausweitet.(...)Seine universalistischen Bestrebungen können ihm keineswegs als milderne Umstände dienen, sie sind es vielmehr,die sein universell mörderisches Wesen erklären.Das Bestreben die ganze Erde zu emanzipieren, verhindert also nicht den Terror, sondern verleiht ihm vielmehr im größeren Maßstab bessere Legitimation.
Im Krasnyi Metch ("Rotes Schwert"), dem Organ der Kiewer Tscheka, war im August 1919 zu lesen: "Unsere Moralität ist beispiellos,unsere Humanität ist bedingungslos,denn sie beruht auf einem neuen Ideal: jede Form der Unterdrückung und Gewalt zu zerstören.Für uns ist alles erlaubt, weil wir die ersten in der Welt sind, die das Schwert schwingen,nicht etwa,um zu unterdrücken und zu versklaven,sondern um die Menschheit von ihren Fesseln zu befreien(...)Blut?Möge das Blut in Strömen fließen!"
Natürlich kann man behaupten, dass das sowjetische System nie etwas mit dem Kommunismus zu tun gehabt habe.Aber wenn Lenin kein Kommunist war,wer war es dann?"
Man sieht also, Nationalsozialismus und Kommunismus nehmen sich nicht viel.Und es ist geradezu notwendig einen Vergleich zu ziehen.
(Aus:Totalitarismus: Kommunismus und Nationalsozialismus-die andere Moderne 1917-1989 von A.de Benoist)
-----Der Verfasser dieses Threads möchte damit keinesfalls die Opfer des Nationalsozialismus verhöhnen oder relativieren.Beide totalitären Herrschaftsformen waren schrecklich und grausam.Opfer ist immer Opfer.Egal durch welche Hand die Person umkam.----