Jubel geht im Feuerzeug-Hagel unter
Polizeischutz nach dem Sieg (Foto: dpa)
Der DFB-Nachwuchs hat in der "Hölle von Istanbul" seine Reifeprüfung abgelegt und sich den Traum von der Teilnahme an der Endrunde der Fußball-EM der Junioren (27. Mai bis 2. Juni 2004) erfüllt. Im Rückspiel des Achtelfinal-Playoffs reichte für die Schützlinge von Coach Uli Stielike ein Remis gegen die Türkei. Unter den prüfenden Blicken von Teamchef Rudi Völler und Bundestrainer Michael Skibbe sowie weiteren 45.000 Fans im Sükrü-Saracoglu Stadion in Istanbul gelang der U 21-Nationalmannschaft ein 1:1 (0:0). Die Führung für die Türken erzielte Schalke 04-Profi Hamit Altintop (68.), bevor Benjamin Auer (FSV Mainz 05) seinem Team eine Verlängerung in letzter Sekunde ersparte (90./+3).
Stielike empört
Der Jubel von Balitsch und Co. ging nach dem Abpfiff allerdings in der Wut der enttäuschten Gastgeber unter. Auf der Flucht vor auf sie niederprasselnden Feuerzeugen und Münzen wurden die Spieler im Kabinengang von Ordnungskräften und türkischen Polizisten tätlich angegriffen. Stielike war empört: "Der Gedanke des Fair Play ist durch die Vorfälle nach Spielschluss mit Füßen getreten worden",
sagte der 49-Jährige: "Und es ist ungemein respektlos, dass wir zwei Millionen Menschen in Deutschland Arbeit geben und dann vor dem Spiel bei unserer Nationalhymne gepfiffen wird."
Durststrecke beendet
Das Hinspiel hatte das Team am vergangenen Freitag in Leverkusen vor annähernd türkischer Auswärtskulisse mit 1:0 gewonnen. Die Mannschaft um Kapitän Hanno Balitsch ist die erste deutsche U 21-Auswahl seit 1988, die sich für eine EM-Endrunde der besten acht Teams qualifizieren konnte.
Wirbel zu Beginn
In einer von Taktik geprägten Partie, die nicht das Niveau des hochklassigen Hinspiels erreichte, musste die DFB-Elf in der ersten Halbzeit nur zu Beginn eine kurze Drangperiode der Gastgeber überstehen. Bereits in der 3. Minute wurde es zum ersten Mal brenzlig für die deutschen Youngster, aber Hamit Altintop verstolperte den Ball unbedrängt im Strafraum.
Wiese rettet
Mit zunehmender Spieldauer setzte die defensiv ausgerichtete DFB-Mannschaft das Konzept ihres Trainers immer besser um. Die als einer der EM-Favoriten gehandelten Türken konnten sich immer weniger entfalten und kamen kaum noch gefährlich vor das Tor von Schlussmann Tim Wiese. Nach einer Ecke hatten die Gäste dann sogar ihre erste Großchance, aber Björn Schlicke (20.) scheiterte mit einem Schuss aus dem Gewühl an Torhüter Demirel. Auch dessen Gegenüber Wiese zeigte sich hellwach, als er einen 18-Meter-Schuss von Hamit Altintop mit den Fingerspitzen um den Pfosten lenkte.
Auer hämmert Türken raus
Der in Gelsenkirchen geborene Hamit Altintop war es dann auch, der dem deutschen Nachwuchs in der 68. Minute zunächst einen Schock versetzte: Sein Knaller aus 20 Meter schlug unhaltbar für Wiese im rechten Torwinkel zum 1:0 für die Gastgeber ein. In der dritten Minute der Nachspielzeit erlöste der für Mike Hanke (FC Schalke 04) eingewechselte Auer mit dem hochverdienten Ausgleich den gesamten DFB-Tross und ließ bei den tief enttäuschten Gastgebern die Tränen fließen.