Man behauptet nun, der Terroranschlag in München sei kein Terroranschlag gewesen, sondern ein "Amoklauf", eine "Schiesserei" oder eine "Erkrankung aus dem depressiven Formenkreis". Das ist vermutlich nicht (alles) vollkommen falsch, aber es ist klar erkennbar, dass hier versucht wird abzulenken von der eigenen Schuld. Der Anschlag hat weiterhin weiterhin die gefühlsmässigen Charakteristika eines Terroranschlags und er hätte nicht stattgefunden bei vernünftiger Ausländerpolitik.
Die Politik verkennt mal wieder, dass dass die Bürger nicht so dumm sind wie sie selbst und das ganze weitgehend durchschauen, oder zumindest wahrnehmen.
Diese Art der Nutzung von Begriffen durch das Regime ermöglicht es dem Widerstand sich diese Begriffe zur eigenen Nutzung anzueignen.
Das ist propagandistisch potentiell sehr wertvoll und meistens auch lustig, deshalb sollte man sich damit mal systematischer beschäftigen. Sehr gut geklappt hat es bekanntlich beim Begriff "Einzelfall", der mittlerweile eine Art Synonym für weitverbreitete Ausländerkriminalität geworden ist. Wer als Journalist heute noch "Einzelfall" sagt begeht SVV und umgibt sich mit einer Wolke von Lügenpresse und Gutmensch.
Daher möchte ich folgende Fragen zur Diskussion stellen:
1. Gibt es andere Beispiele für die erfolgreiche Aneignung von Begriffen von Rechts?
2. Vorausetzung für die Aneignung ist vermutlich Sprachmissbrauch durch das Regime. Gibt es weitere Bedingungen oder Eignungskriterien?
3. Aneignungsmethode scheint die konsistente Nutzung des Begriffs auf eine bestimmte Art zu sein. Wie funktioniert das am besten? Gibt es Aneignungstechniken?
4. Ist der "Amoklauf" ein potentieller Kandidat? Wofür würde würde man den Begriff dann benutzen?
5. Welche Begriffe würden sich aktuell sonst noch zur Aneignung anbieten?
NB: Es geht hier v.a. um den Massengebrauch, aber die selbe Idee kann einem auch in persönlichen Diskussionen helfen indem man sich weigert vom Feind besetzte Begriffsinhalte oder verbundene Wertungen anzuerkennen und stattdessen eigene zu nutzen. Wem z.B. Sexismus vorgeworfen wird, der sollte sich nicht verteidigen, denn wahrscheinlich hat der Angreifer recht. Stattdessen macht man sich am besten erstmal klar, dass auch zuvorkommendes Verhalten ggü. Frauen Sexismus ist. Weigert man sich nun die implizit negative Wertung zu übernehmen indem man zB reagiert als wäre einem ein Kompliment gemacht worden (oder fragt: Und?), kann man nicht nur offen zu seinem Sexismus stehen sondern verschiebt gleichzeitig die "Beweislast" für die Verwerflichkeit auf den Gegner (und verwirrt ihn ausserdem).