Zitat von
navy
Kurden, die wie Viele auswanderten.
12.01.2023
Das Trauma von 1948
Wie sich palästinensische und jüdische Israelis an die Nakba erinnern
von Charlotte Wiedemann
Das Traume von 1948
Kasten: Der Teilungsplan
Es gab eine Zeit frischer, klarer Erinnerung, so klar wie der Himmel des Wintertags in der Novelle „Ein arabisches Dorf“. Sie erschien in Israel 1949, kaum ein Jahr nach der Staatsgründung.
Auszüge: „Wir sind gekommen und haben geschossen, niedergebrannt, gesprengt, verdrängt, vertrieben und verbannt. Wagen, Transporte. Woran erinnert dich das*… Juden werden umgebracht. Europa. Jetzt sind wir die Herren. – Mit Hurra werden wir Wohnraum schaffen und Einwanderer eingliedern. Man wird die Felder pflügen und säen und abernten, ja wird Großes leisten. Es lebe das hebräische Chisa! Wer würde noch auf den Gedanken kommen, dass es einmal ein Chirbet Chisa gegeben hat, dass wir vertrieben und auch geerbt haben. – Meine Eingeweide schrien. Lüge schrie es in mir. Noch nie hat ein Maschinengewehr, Marke Spandau, irgendein Recht geschaffen. – In meinem Inneren stürzte etwas mit betäubender Wucht zusammen.“1
Ein schmales Büchlein, geschrieben aus Sicht eines jungen Beteiligten an den Ereignissen des Jahres 1948. Der Verfasser S. Yishar, eigentlich Yiz*har Smilanski, war kein Außenseiter; als preisgekrönter Schriftsteller gehörte er später lange der Knesset an.
Meine Suche nach dem Ausradierten beginnt in Tel Aviv: Die Stadt steht auf sechs zerstörten, getilgten palästinensischen Ortschaften*– die Universität auf den Ruinen des Dorfs asch-Schaich Muwannis. Erhalten nur das Wohnhaus des Bürgermeisters, vom Fakultätsclub stillschweigend zum eleganten Restaurant umgebaut; kecke Verleugnung selbst an einer Stätte des Wissens. Im Ben-Gurion-Haus laufen Schwarz-Weiß- Film-Ausschnitte vom Unabhängigkeitskrieg, ohne Ton. Nichts von Vertreibungen, keine Kolonnen Flüchtender mit barfüßigen Kindern und gebeugten Alten.
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