Witten. Unter anderem SPD, Grüne und Piraten sehen in Uni-Referenten einen "Verschwörungstheoretiker" mit Nähe zu Rechtspopulisten. Uni: Kritisch diskutieren.
Die deutschlandweit angesehene Uni Witten/Herdecke gerät wegen ihrer Einladung des Schweizer Historikers Dr. Daniele Ganser - oft tituliert als "Verschwörungstheoretiker" - unter Druck. SPD, Grüne, Jusos, Grüne Jugend, die Antifa und das soziokulturelle Zentrum Trotz Allem (alle aus Witten) sowie die NRW-Piraten sprechen sich in einem Offenen Brief für die Ausladung des umstrittenen Wissenschaftlers aus, der bereits bei Diskussionsveranstaltungen von Rechtspopulisten sprach. Die Uni solle sich von seinen Thesen distanzieren.
Ganser soll am Donnerstag (18 Uhr) an der Uni einen öffentlichen Vortrag zum Thema "Fakten, Meinungen, Propaganda - Wie mache ich mir selbst ein Bild?" halten. Während die Uni die "Wahrheitseffekte medialer Bilder diskutieren" will, zeigt sich das Bündnis entsetzt. Die Kritik an der Privat-Uni ist scharf: "Innerhalb der seriösen akademischen Welt ist es unbestrittener Konsens, dass nicht jeder kruden These unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit ein Forum gegeben wird", heißt es in dem Brief. Die Uni schaffe einen Nährboden für ähnlich weltfremde Äußerungen wie die "Pegida"-Bewegung.
Applaus für einfache Schlussfolgerungen
Der Schweizer glaubt, die USA könnten für die Anschläge am 11. September 2001 verantwortlich sein, um den Irakkrieg zu rechtfertigen und so an Öl im Nahen Osten zu gelangen. Der 43-Jährige war schon auf der "Anti-Zensur-Koalition" aufgetreten, auf dem auch Holocaust-Leugner zu Wort gekommen sein sollen. Außerdem hatte Ganser ein "Streitgespräch" mit einem Neonazi geführt - auf Einladung des Rechtspopulisten Jürgen Elsässer, der beim "Alternativen Wissenskongress" in Witten Redner war. Gegen den "Kongress" im März hatte das "Bündnis gegen Verschwörungswahn" demonstriert, in dem sich auch die Unterzeichner des Offenen Briefes engagieren.