Der diesjährige Literaturnobelpreisträger Harold Pinter hat den USA vorgeworfen, zahlreiche Staaten brutal unterjocht und systematische Verbrechen mit hunderttausenden Toten begangen zu haben. Der krebskranke britische Dramatiker hielt eine Nobelvorlesung per Video, in der er die Politik Washingtons nach dem Zweiten Weltkrieg kritisierte: "Die Verbrechen der USA waren systematisch, konstant, infam, unbarmherzig."

Kriegsverbrecherprozess gefordert
Die Invasion im Irak stufte Pinter als "Banditenakt" sowie einen "Akt von unverhohlenem Staatsterrorismus" ein, bei dem der Tod von mindestens 100.000 Irakern für US-Präsident George W. Bush und den britischen Premierminister Tony Blair eine "bedeutungslose Lappalie" gewesen sei. Für beide Politiker forderte er einen Kriegsverbrecherprozess vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag.


Vorwurf: Tausende Menschen auf dem Gewissen
Pinter sagte in seiner einstündigen Rede, die USA hätten zahlreiche Länder durch eine Strategie der "asymmetrischen Kriegführung" ("Low Intensity Conflict") unterjocht. Auch dabei seien tausende Menschen gestorben, aber nicht auf einen Schlag wie mit einer Bombe. "Es bedeutet, dass man das Herz des Landes infiziert, dass man eine bösartige Wucherung in Gang setzt und zuschaut, wie der Faulbrand erblüht", meinte Pinter.


Video vor wenigen Tagen aufgezeichnet
Der Autor hatte seine Rede am Wochenende in einem TV-Studio eingespielt, bevor er in ein Londoner Krankenhaus eingeliefert wurde. Ärzte hatten ihm die Teilnahme an der Verleihungszeremonie wegen seines Gesundheitszustandes verboten.
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