Verarmung: Italiens Süden stirbt
Europa läuft sich ins Chaos warm
Den Italienern im Süden des Landes geht es schlecht. "Sogar die Mafia macht sich davon", schreibt der Bestsellerautor Roberto Saviano
Der Schriftsteller Roberto Saviano ist in Italien ein Superstar. Und er ist Süditaliener, geboren 1979 in Neapel. Als solcher hat der weltweit bekannte Mafia-Experte jetzt einen bösen offenen Brief an Italiens Regierungschef Matteo Renzi geschrieben.
"Der Süden stirbt", so Savianos "Schmerzensschrei". Premier Renzi habe "die Pflicht", sich endlich um den "Mezzogiorno" zu kümmern. Bislang habe er nichts getan.
Der Adressat, derzeit mit Familie auf Japan-Besuch, war empört, verbat sich "das Geheule über den Süden" und mahnte, "wer es gut meint mit Italien, höre auf, darauf zu schießen". Nun streitet das Land, wer recht hat.
Dabei stehen die Fakten eindeutig auf Seiten Savianos. Italiens Süden, das zeigt zum Beispiel die Statistik über das Wirtschaftswachstum, fällt ökonomisch immer weiter zurück. Demnach wuchsen die Volkswirtschaften in der Eurozone zwischen 2000 und 2013 um 37 Prozent. Italien schaffte gerade einmal 20 Prozent.
Tatsächlich aber lag das Wachstum im wirtschaftsstarken Norden von "Bella Italia" deutlich darüber, die Südhälfte brachte es dagegen in 13 Jahren nur auf magere 13 Prozent. Das ist nur etwa die Hälfte des Wachstums im Krisenstaat Griechenland. Dort waren es im selben Zeitraum immerhin 24 Prozent.
Jede dritte Familie in Süditalien gilt als arm
Die Folge der wirtschaftlichen Misere ist in Italien südlich von Rom vielerorts zu sehen, vor allem in Sizilien. Verlassene Fabriken, brüchige Brücken, marode Straßen, Abbruch statt Aufbruch. Jede dritte Familie in der Südhälfte des italienischen Stiefels gilt als arm, im Norden ist es jede zehnte.
Und der Trend ist ungebrochen:
Auch 2014 fiel die Wirtschaftsleistung pro Einwohner im Süden des Landes. Sie liegt jetzt nur noch bei 64 Prozent des italienischen Durchschnitts, auf ähnliche Niedrigwerte sind die Einkommen und die Konsumausgaben der süditalienischen Familien gefallen.
Die Beschäftigung sackte auf den tiefsten Stand seit 1977, weiter zurück reicht die Statistik nicht.
Die Wertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe nahm auch im vergangenen Jahr weiter ab, um 2,7 Prozent. Zum Vergleich: Im Durchschnitt Europas nahm sie um 1,6 Prozent zu, in Deutschland sogar um 2,1 Prozent.
In der Industrie sieht es noch schlimmer aus, aber von der ist ohnehin nicht mehr viel zu sehen.
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dabei haben sie doch jezt so viele Ingeneure und Facharbeiter mit so viel Lebensfreude