Martin Neumeyer ist in der CSU und trinkt gern Çay, spricht niederbayerisch und feilt an seinem Türkisch. Vor allem aber wehrt sich der Integrationsbeauftragte gegen dumpfe Parolen in seiner Partei. Das passt nicht jedem.
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Als Integrationsbeauftragter aber wurde er nicht nur Freund, Helfer und Seelsorger der Flüchtlinge und Migranten in Bayern, sondern auch ziemlich unbequem für seine Partei. Neumeyer, so stellte sich heraus, ist ein Fan von kultureller Vielfalt. Der Mann vom Land integrierte sich erst einmal selbst, etwa in die bunte Welt des Münchner Bahnhofsviertels.
In der Landwehrstraße, einen Kilometer lang und ein internationales Gewerbegebiet, fühlt sich Neumeyer zu Hause. In Teestuben, Kfz-Werkstätten und Schneidereien trinkt er Çay und feilt an seinem Türkisch. Neumeyer erzählt gern von seinem arabischen Friseur im Salon "Goethe 8", wo nicht nur vorbildlich geschnitten, sondern auch mal gestritten werde: "Da sitze ich, und hinter mir fliegen die Fetzen, die Menschen sind ein wenig lauter als wir, das macht es spannend."
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Bei einem Vortrag vor Referendaren in Landshut entpuppt sich der Niederbayer als leidenschaftlicher Reisender in Sachen Toleranz. Den angehenden Lehrern erzählt er von den Menschen, die er getroffen hat:
von Victory aus Guinea, einem Mathematiklehrer, der über den hohen Zaun der spanischen Exklave Melilla in Marokko klettern will. Oder von Hassan Ali Djan, einem jungen Afghanen, der sich in München als Essenausfahrer durchgeschlagen hat, "der einzige Muslim, der Schweinshaxen liefert".
Auch von seinen Besuchen bei jesidischen Flüchtlingsfamilien, deren Töchter von Kämpfern des "Islamischen Staats" entführt und verkauft worden waren, erzählt Neumeyer: "Das sind ganz starke Typen, aber sie haben keine Chance mehr in ihrer Heimat, und wenn du da rausgehst, dann musst du weinen, mamma mia." Und von der Abschottungspolitik der EU am Mittelmeer. "Das kann doch nicht wahr sein", ruft Neumeyer, "die EU kontrolliert jeden Olivenhain per Satellit, aber sie sieht angeblich nicht, wenn ein Schiff mit 800 Menschen einen Hafen verlässt.
Neumeyer forderte von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), er müsse die Plätze für Flüchtlinge aus Syrien drastisch aufstocken. "Das ist unsere Pflicht als Menschen und als Christen