Diagnostik mit dem "inneren Auge"
Dann sind wir über alles mögliche zu sprechen gekommen, und da hat er gesagt: Ja, oh mei, wenn ich den Ärzten erzählen tät, was ich kann, dann würden die mich ja auch piesacken und belästigen. Ich kann zum Beispiel ohne weiteres sagen, ob einer krank ist, wenn ihm was fehlt.
Sag ich: So? Ja, was ist mit mir, bin ich vielleicht krank? Sagt er: Ausschaun tust recht gesund; aber wenn Sie wollen. - Und da ist er aufgestanden, vor mich hingetreten, hat die Finger in 15, 20 Zentimeter Abstand von mir, vom Kopf angefangen, in die Luft gehalten und hat mich abgetastet, ohne mich zu berühren, also Kopf und Brust und Bauch und alles. Da hat er keine Beanstandung gehabt. Hat immer so weitergemacht. Und dann kam er herunter zu meinem rechten Oberschenkel. Da hat er gesagt: Ja, da haben Sie einmal einen Beinbruch gehabt, gell? Sag ich: Na, ich hab keinen Beinbruch nicht gehabt. Ich hab ihn hinters Licht führen wollen. Da hat er weitergetappt, bis unten an die Waden und an die Füsse, ist dann wieder heraufgegangen und ist dann noch einmal sehr langsam und sorgfältig an diese Stelle gekommen. Dann hat er gesagt: Da ist was gewesen, da haben Sie etwas gehabt, das machen Sie mir nicht weis! Sie haben den Haxen doch einmal gebrochen und mögen es nicht sagen! Na, sag ich, Irlmaier,
den Haxen hab ich nicht gebrochen, aber einen Schuss hab ich heut noch drin, einen Granatschuss vom Jahr 15, da ist noch ein Trumm Splitter drin. Der Irlmaier hat das durch meine Kleider und durch alles hindurch gefunden!"
Norbert Backmund bestätigt die Aussage von Heinz Waltjen: "Ich habe sehr viel mit Augen- und Ohrenzeugen gesprochen, die seine Sachen erlebt haben, ganz erstaunliche Dinge. Er konnte in ein leeres Zimmer gehen, wo man alles herausgeräumt hat, dann hat er genau gesagt, wer da drin wohnt und was die Leute für Krankheiten haben. Er hat diese Leute nie gesehen, wusste auch nicht, wer sie waren."
Heinz Waltjen fährt in seiner Erzählung fort: "Er hat mich so wissend angeschaut oft, bedenklich und gedankenvoll hat er mir in die Augen geschaut, nett, freundlich, nicht fixierend und kritisch, sondern beobachtend. Wenn er einen so mit seinem ruhigen, eindringlichen, aber nicht fordernden Blick betrachtet hat, dann war man innerlich tief angesprochen von der Güte dieses einfachen Menschen, der mehr konnte und wusste, als er von aussen erkennen liess..."