Denn an zwei historischen Tatsachen würden auch noch so viele Aktenfunde nichts ändern: Erstens hat der Papst, der von 1939 bis 1958 an der Spitze der katholischen Kirche stand, nie laut und deutlich die Vernichtung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland verurteilt und ein sofortiges Ende des Mordprogramms gefordert. Und zweitens hat Pius XII. trotz vielfachen, auch innenkirchlichen Drängens selbst dann nicht eingegriffen, als die jüdischen Einwohner der Stadt Rom im Oktober 1943 von den deutschen Besatzern zusammengetrieben und in unmittelbarer Nähe des Papstpalastes (unter seinen "Fenstern", so der damalige deutsche Vatikan-Botschafter Ernst von Weizsäcker) für fast drei Tage unter erbärmlichsten Umständen festgehalten worden waren, bevor die meisten von ihnen nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurden - unter ihnen mehr als 100 Kinder.