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Thema: Klassische Musik

  1. #2771
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    Standard AW: Klassische Musik

    Wie kommt Beethoven dazu, sich diese Frechheit zu erlauben und bei seiner Mondschein-Sonate den ersten Satz unter den Tisch fallen zu lassen?




    Sonate und Sinfonie beginnen immer mit einem Allegro, erst danach kommt ein Andante oder Adagio. Diese eiserne Regel hat der souveräne Beethoven einfach ignoriert. Es ist ihm wurscht gewesen, was ein paar Pedanten und sich an bestehenden Gesätzen festbeißende Idioten gedacht haben mögen.

    Er hat dieses Stück "Sonata quasi una Fantasia" genannt und einer eventuellen Kritik den Wind aus den Segeln genommen.

    Bei Mozarts Kegelstatt-Trio vermute ich auch, daß der erste Satz weggelassen wurde und das Stück mit dem zweiten anfängt, einem Andante.
    "Die Demokratie bildet die spanische Wand, hinter der sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen eine etwaige Empörung des Volkes", (Francis Delaisi, Gewerkschafter, Sozialist und Mitarbeiter Aristide Briands beim Völkerbund).

  2. #2772
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    Standard AW: Klassische Musik

    Aufnahmen wie von Somlai, Pashchenko und Brautigam haben mir die Tür zum Verständnis der Beethoven'schen Klaviersonaten aufgemacht, deren Einzigartigkeit im Schaffen Beethovens und der europäischen Kunst mir erst jetzt, wie man so sagt, aufgeht.

    Auf einem modernen Flügel, Steinway und Bösendorfer, klingt schon der erste Akkord der Pathétique zum Abgewöhnen, viel zu aufgedonnert, pathetisch und schwülstig.

    Das ist jetzt weg, auch Forte-Akkorde haben Struktur und man spürt, wie authentisch und ehrlich ist, was der schon in jungen Jahren von schwersten Lebenskrisen gebeutelte Beethoven für sich selbst, seine Freunde und eine Handvoll Kenner dem Fortepiano anvertraut hat.

    Werke, die vor großem Publikum aufgeführt werden sollten, sind naturgemäß weniger persönlich gehalten gewesen.

    Der Unterschied zwischen Klaviersonaten und Sinfonien und Konzerten entspricht in etwa dem zwischen Briefen und öffentlichen Reden.

    "Die Demokratie bildet die spanische Wand, hinter der sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen eine etwaige Empörung des Volkes", (Francis Delaisi, Gewerkschafter, Sozialist und Mitarbeiter Aristide Briands beim Völkerbund).

  3. #2773
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    Standard AW: Klassische Musik

    Vergleicht man die historischen Nachbauten Chris Maenes mit modernen Flügeln, sollte, abgesehen von der äußeren Form, etwas auffallen.

    Das Holz der alte Fortepiani sieht schon ganz anders aus. Es ist gemasert und läßt wie bei Stradivari- und Guarneri-Geigen erkennen, daß etwas Lebendiges verarbeitet worden ist:

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    Schaut man sich einen der üblichen Konzertflügel an, und würde einem nur der Ausschnitt des Deckels gezeigt, könnte man das Bild auch für die Detailaufnahme einer schwarz lackierten Motorhaube halten.

    Bis hierher war das oberflächlich, folglich uninteressant und wertlos.

    Es ist aber so, daß sich dieser Unterschied, der zwischen Kunsthandwerk und industrieller Fertigung, auch im Klangergebnis niederschlägt.

    Beethovens Sonaten wirken auf den originalen Instrumenten bei weitem frischer, lebendiger und jünger als auf einem Steinway oder Bösendorfer.

    Die Individualität Beethovens kommt sehr viel besser rüber, was auch daran liegt, daß sich endlich seine aberwitzig schnellen Tempvorschriften aufgrund der leichteren Mechanik alter Klaviere realisieren lassen, ohne daß wie bei dem sehr respektablen Versuch Artur Schnabels vieles auf der Strecke bleibt.

    Historische Fortepiani verhalten sich zu modernen Konzertflügeln wie eine Handschrift mit Federkiel gegenüber einer Seite mit Kugelschreiber.

    Schaut Euch ein Manuskript Johann Sebastian Bachs und Mozarts an und Ihr seht, was gemeint ist. Bei der Handschrift mit Gänsefeder erkennt man sofort, wo ihr Urheber mehr, und wo er mehr Druck gegeben hat.

    Bachs und Mozarts Manuskripte lassen einen handschriftlichen Puls und Rhythmus erkennen.

    Das wird man auf die eine oder andere Weise in jedem Kunstwerk wiederfinden. Es ist nur so, daß sich die Werke der Klassiker auf historischen Instrumenten sehr viel leichter adäquat aufführen lassen als mit solchen, die für ganz andere Zwecke, Romantisches und große Konzertsäle gebaut worden sind.

    Durch die Klaviere, Streich-, Holzblas-, Blechinstrumente und Pauken des 19. Jahrhunderts werden die Klassiker verharmlost und verbürgerlicht. Sie verlieren ihre Widerborstigkeit.

    Erst das reaktionäre Vorgehen, der Versuch, die Jahre zwischen 1700 bis 1820 wieder aufleben zu lassen, gibt ihnen paradoxerweise das Revolutionäre zurück; gerade bei Beethoven.
    "Die Demokratie bildet die spanische Wand, hinter der sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen eine etwaige Empörung des Volkes", (Francis Delaisi, Gewerkschafter, Sozialist und Mitarbeiter Aristide Briands beim Völkerbund).

  4. #2774
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    Standard AW: Klassische Musik

    Der cholerische, schon in jungen Jahren zu Wutausbrüchen neigende Beethoven hatte auch eine andere, sehr lyrische und empfindsame Seite.

    À Therèse, Therese von Brunswick gewidmet und nur 10 Minuten lang




    "Die Demokratie bildet die spanische Wand, hinter der sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen eine etwaige Empörung des Volkes", (Francis Delaisi, Gewerkschafter, Sozialist und Mitarbeiter Aristide Briands beim Völkerbund).

  5. #2775
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    Standard AW: Klassische Musik

    Jan Caeyers, der eine hervorragende Beethoven-Biographie geschrieben hat, über den von ihm favorisierten Komponisten.



    Arnold Schönbergs Bemerkung über die zentrale Rolle der Klaviersonaten nicht alleine im Werk Beethovens kann man nur unterschreiben, aber natürlich wie immer cum grano salis.

    Probleme der Aufführungspraxis

    "Die Demokratie bildet die spanische Wand, hinter der sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen eine etwaige Empörung des Volkes", (Francis Delaisi, Gewerkschafter, Sozialist und Mitarbeiter Aristide Briands beim Völkerbund).

  6. #2776
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    Standard AW: Klassische Musik

    Abschluß des Themas Beethoven

    Im Adagio molto e cantabile der 9. Sinfonie finden wir die Lyrik der Sonaten, die Therese von Brunsvik, Dorothea von Ertmann und Maximiliane Brentano gewidmet wurden.

    Es liegt nahe anzunehmen, Beethoven hat bei diesem Satz an eine seiner Flammen gedacht, wie Brahms im 1. Klavierkonzert und der Violinsonate No. 1 an Clara Schumann.

    Wer als Kandidatin in Frage kommt, weiß kein Mensch, manches spricht für Josefine von Deym. Der Vater ihrer Tochter, Minona von Stackelberg, ist sehr wahrscheinlich Beethoven gewesen.

    Das Adagio (ab 25:50) zeigt, was der jähzörnige, durch die Ertaubung an den Rand des Selbstmords getriebene Beethoven, neben Wut und Verzweiflung noch in sich gehabt hat: eine noble und zurückhaltende Empfindsamkeit, die jede Aufdringlichkeit und Sentimentalität vermeidet.

    Das kommt in dieser Aufnahme hervorragend zum Ausdruck. Der Dritte Satz wird niemals tranig und säuft in einer dicken Sauce aus gefühlvoller Feierlichkeit ab. Er scheint von Anfang bis Ende auf einem Luftkissen zu schweben. Kleine Unebenheiten fallen demgegenüber kaum ins Gewicht.



    1. Allegro ma non troppo, un poco maestoso 0:00
    2. Scherzo 14:30
    3. Adagio molto e cantabile 25:50
    4. Presto -- Allegro ma non troppo -- Vivace -- Adagio cantabile -- Allegro assai 38:26
    5. O Freunde -- Ode to Joy 44:17
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  7. #2777
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    Standard AW: Klassische Musik

    Heute ist Allerseelen



    Ich beneide jeden, der die uns umgebende und die Lebensmöglichkeiten immer weiter zusammenquetschende Barbarei aushält, ohne bei Beethoven und Richard Strauss nach Alternativen zu suchen.
    "Die Demokratie bildet die spanische Wand, hinter der sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen eine etwaige Empörung des Volkes", (Francis Delaisi, Gewerkschafter, Sozialist und Mitarbeiter Aristide Briands beim Völkerbund).

  8. #2778
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    Standard AW: Klassische Musik

    Toxische weiße Männlichkeit, vor allem im Adagio (24:00), das wie so viele Stücke Brahms' Clara Schumann gewidmet sein dürfte. Hat man erst einmal kapiert, wie sehr wir schon bei diesem scheinbar läppischen Thema belogen werden, könnte man dort, beim US-Feminismus ansetzen und eine Systemlüge nach der anderen aufbohren.




    I. Allegro non troppo, 01:17

    II. Adagio, 24:00

    III. Allegro giocoso, ma non troppo vivace, 32:35

    @simonwong2738: "Latest and greatest Brahms with Janine, I didn't know Brahms can be so exciting!"

    Joseph Joachim hat mit dem "ma non troppe vivace" die Überschrift des Schlußsatzes ergänzt, "da sonst schwer". Auch der sehr bürgerliche Zigarrenraucher Brahms wollte gelegentlich Tempi, die so flott gewesen sind, daß zum Zeitpunkt der Uraufführung selbst die größten Solisten an ihre Grenzen gekommen sind.
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  9. #2779
    Sjard
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    Standard AW: Klassische Musik

    Gioachino Rossini - La gazza Ladra ( Die diebische Elster ) Overtüre


  10. #2780
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    Standard AW: Klassische Musik

    Zitat Zitat von Sjard Beitrag anzeigen
    Gioachino Rossini - La gazza Ladra ( Die diebische Elster ) Overtüre
    Schade, daß ich nicht Grün geben kann. Auch Gioacchino Rossini gehört zu den großen europäischen Meistern. Er war gegenüber seinen Kollegen ein Herr und Gentleman, was man von deutschen Komponisten nicht immer sagen konnte.
    "Die Demokratie bildet die spanische Wand, hinter der sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen eine etwaige Empörung des Volkes", (Francis Delaisi, Gewerkschafter, Sozialist und Mitarbeiter Aristide Briands beim Völkerbund).

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