MODERNE KUNST

Auszüge aus dem Artikel von Lucie Levine, der am 01.04.2020 unter dem Originaltitel "Was Modern Art really a CIA Psy-Op?" veröffentlicht wurde.

Aus dem Englischen übersetzt von Stanislas Berton.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden moderne Kunst und modernes Design zu Symbolen für Liberalismus, Individualismus, Dynamik und kreative Risikobereitschaft, die durch eine freie Gesellschaft ermöglicht wurden, wobei der Stil von Jackson Pollock einen Kontrapunkt zur Unterdrückung durch die Nationalsozialisten oder die Sowjetunion setzte. So wurde die moderne Kunst zu einer Waffe, die während des Kalten Krieges eingesetzt wurde. Sowohl das State Department [Anm.: das US-Außenministerium] als auch die CIA unterstützten Ausstellungen amerikanischer Kunst auf der ganzen Welt.

Die Verbindungen zwischen moderner Kunst und der US-Diplomatie wurden während des Zweiten Weltkriegs hergestellt, als das Museum of Modern Art (MoMA) in den Dienst der Kriegsanstrengungen gestellt wurde. Das MoMA wurde 1929 von Aldrich Rockefeller gegründet. Zehn Jahre später wurde sein Sohn Nelson Rockefeller Präsident des Museums. 1940, als Rockefeller noch Präsident des MoMA war, wurde er von der Roosevelt-Regierung zum Koordinator für interamerikanische Angelegenheiten ernannt. Außerdem bekleidete er den Posten des Assistenten der Außenministerien für Lateinamerika.

Im Kampf um die "Herzen und Köpfe" erwies sich die moderne Kunst als besonders effektiv. John Hay Whitney, Präsident des MoMA und Mitglied der Whitney-Familie, die das Whitney Museum of American Art gründete,erklärte, dass die Kunst eine wichtige Rolle bei der nationalen Verteidigung spiele, da sie "die Fähigkeit hat, die Herzen und den Willen freier Menschen zu erziehen, zu inspirieren und zu stärken."

Whitney trat 1941 Rockefellers Nachfolge als Präsident des MoMA an, damit Nelson seine volle Aufmerksamkeit auf seine Tätigkeit als Koordinator richten konnte. Unter Whitney wurde das MoMA zu einem "Element der nationalen Verteidigung". Laut einer Pressemitteilung des Museums vom 28. Februar 1941 sollte das MoMA "ein neues Programm zur Beschleunigung des künstlerischen und kulturellen Austauschs in dieser Hemisphäre innerhalb der einundzwanzig Republiken, aus denen sie sich zusammensetzt, einweihen."

Das Ziel war der "Pan-Amerikanismus". Eine "Kunstkarawane" durch Lateinamerika "würde mehr zur Entwicklung unserer Freundschaft beitragen als zehn Jahre Handels- oder politische Beziehungen."

Nach Kriegsende kehrte Nelson Rockefeller zum Museum zurück und die Mitglieder seines Teams für interamerikanische Angelegenheiten übernahmen die Leitung des internationalen Ausstellungsprogramms des MoMA: René d'Harnoncourt, der die Kunstabteilung für interamerikanische Angelegenheiten leitete, wurde zum Vizepräsidenten des Museums für externe Aktivitäten ernannt. Das ehemalige Mitglied des Teams, Porter Mc Cray, wurde Direktor des internationalen Programms des Museums.

Trotz dieser Verbindungen zwischen moderner Kunst und der amerikanischen Diplomatie behauptete die sowjetische Propaganda, die USA seien "eine kapitalistische Wüste, die von jeglicher Kultur unberührt ist". Um die kulturelle Dynamik der USA hervorzuheben, gab das Außenministerium 1946 49.000 Dollar [Anm.:ca. 800.000 Euro] für den Kauf von neunundsiebzig Gemälden moderner amerikanischer Künstler aus und integrierte sie in eine Wanderausstellung mit dem Namen "Advancing American Art."

Die Angst der amerikanischen Öffentlichkeit vor der "roten Gefahr" führte zu einer vorzeitigen Rückkehr der Ausstellung, doch gerade weil die moderne Kunst keine allgemeine Popularität genoss und von Künstlern geschaffen wurde, die die Orthodoxie offen ablehnten, war sie das perfekte Schaufenster, um der Außenwelt die Früchte der kulturellen Freiheit Amerikas zu zeigen.

Präsident Truman persönlich betrachtete die moderne Kunst als "die miserablen Hirngespinste von rauchigen Faulenzern". Dennoch bezeichnete er die Kunst nicht als degeneriert und schickte die Künstler nicht in einen Gulag in Sibirien. Außerdem war der abstrakte Impressionismus eine direkte Widerlegung des sowjetischen sozialistischen Realismus. Nelson Rockefeller nannte ihn gerne "die Malerei des freien Unternehmertums".

Im Gegensatz zur sowjetischen "Volksfront" stellte das Magazin "New Yorker" die politische Rolle der amerikanischen Moderne sehr treffend als "unpopuläre Front" dar. Die bloße Existenz der modernen Kunst bewies der Welt, dass ihre Schöpfer frei waren, etwas zu schaffen, unabhängig davon, ob man ihre Kunst mochte oder nicht.

Während die Ausstellung "Advancing American Art" den Beweis erbrachte, dass amerikanische Künstler frei waren, weil sie so viel Farbe ausbreiten konnten, wie sie wollten, wurde auch bewiesen, dass der Kongress nicht immer bereit war, die Dollars der Steuerzahler auszugeben, um diese Initiative zu finanzieren. [...] Offensichtlich war das Außenministerium nicht der richtige Mäzen für die moderne Kunst, was uns zur CIA führt.

1947, zur selben Zeit, als die Ausstellung "Advancing American Art" zurück ins Land gerufen wurde [...], wurde die CIA gegründet. Die Wiege der CIA war das Büro von Wild" Bill Donovan vom Office of Strategic Services (OSS), d. h. dem US-Militärgeheimdienst während des Krieges. John Hay Whitney und Thomas W. Braden vom MoMA hatten beide dem OSS angehört.

Zu den ehemaligen OSS-Agenten gehörten der Dichter Archibald MacLeish, der Historiker und Intellektuelle Arthur M. Schlesinger, Jr. und der Regisseur John Ford. Zum Zeitpunkt der offiziellen Gründung der CIA waren verdeckte Operationen schon lange das Spielfeld der kulturellen Elite. Sobald Museumsangestellte wie Braden rekrutiert waren, kämpften die kulturelle Intelligenz und die CIA im Kalten Krieg Seite an Seite, wobei die Whitney-Stiftung als Finanzierungskreislauf fungierte.

Apropos Deckung: 1957 übernahm das MoMA (vom Außenministerium) den US-Pavillon auf der Biennale von Venedig, damit die USA weiterhin moderne Kunst im Ausland ausstellen konnten, ohne öffentliche Gelder zu verwenden. (Das MoMA verwaltete den US-Pavillon in Venedig von 1954 bis 1962. Es war der einzige nationale Pavillon, der von einer privaten Organisation gehalten wurde).

Die CIA finanzierte nicht nur die internationalen Ausstellungen des MoMA, sondern unternahm auch kulturelle Vorstöße in Europa. 1950 gründete die CIA den Congress for Cultural Freedom (CCF) mit Sitz in Paris. Offiziell als "autonome Vereinigung von Musikern und Schriftstellern" angekündigt, handelte es sich in Wirklichkeit um ein von der CIA finanziertes Projekt, das "die Tugenden der westlichen demokratischen Kultur verbreiten" sollte. Der CCF operierte 17 Jahre lang und hatte auf seinem Höhepunkt "Büros in 35 Ländern, beschäftigte Dutzende von Mitarbeitern, veröffentlichte in mehr als 20 angesehenen Magazinen, stellte Ausstellungen zusammen, besaß einen Informationsdienst, organisierte internationale Konferenzen und belohnte Künstler mit Preisen und öffentlichen Aufführungen."

Die CIA hatte Paris als Sitz des CCF gewählt, weil die Stadt lange Zeit die Hauptstadt des europäischen Kulturlebens gewesen war und das Hauptziel des CCF darin bestand, europäische Intellektuelle - die der sowjetischen Propaganda, die USA seien von philiströsen Kapitalisten bevölkert, erliegen könnten - davon zu überzeugen, dass das Gegenteil der Fall war: Mit einem durch den Krieg geschwächten Europa war es nun Aufgabe der USA, die westliche kulturelle Tradition gegen die sowjetischen Dogmen zu schützen und zu unterstützen.

Dementsprechend finanzierte die CIA die Partisan Review, die führende Zeitschrift der nicht-kommunistischen amerikanischen Linken, die dank ihrer Verbindung zu Schriftstellern wie T.S. Eliot und George Orwell sowohl in den USA als auch in Europa ein immenses Prestige genoss. Wenig überraschend war der Chefredakteur der Partisan Review der Kunstkritiker Clément Greenberg, ein sehr einflussreicher Schiedsrichter der Eleganz und der größte Verfechter des abstrakten Expressionismus im New York der Nachkriegszeit.

Anmerkungen des Übersetzers:

Dieser Artikel ermöglicht es uns, besser zu verstehen:

1) den Einfluss der großen globalistischen Dynastien (Rockefeller) auf die Kultur, die Geheimdienste, die Diplomatie und die Politik und die Bewegung ihrer Mitglieder oder Partner zwischen diesen verschiedenen Bereichen. Wir sehen auch, wie dieser Einfluss es ermöglicht, kulturelle Trends und den Geschmack der Öffentlichkeit zu prägen, aber auch indirekt im Rahmen geopolitischer Auseinandersetzungen zu agieren. Es sei darauf hingewiesen, dass dieselbe Strategie, die von denselben Akteuren getragen wurde, verwendet wurde, um der westlichen Bevölkerung die "sexuelle Befreiung" und die "allopathische Medizin" aufzuzwingen.

2) die Nutzung der Kunst durch die CIA und die US-Regierung als Einflussvektoren und Soft-Power-Instrumente, Werkzeuge, die umso wirksamer sind, wenn sie in einer Logik der Opposition zwischen scheinbar rivalisierenden "Blöcken" eingesetzt werden. Wie die Russen und Chinesen verstanden haben, ist die politische Souveränität untrennbar mit der kulturellen Souveränität verbunden und ihr Schutz muss als integraler Bestandteil der nationalen Verteidigung betrachtet werden.

3) Satans Ziel ist es, alles zu zerstören, was schön, wahr und gut ist. Dies schließt auch die gegenständliche Malerei ein, die sich bemüht, die Schönheit der Schöpfung sowie des Menschen, den Gott nach seinem Ebenbild geschaffen hat, so wahrheitsgetreu wie möglich darzustellen.
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Gefühlsmäßig meine ich, daß Pop, Rock, Rap, Kino und Fernsehen, also alles, was zur Unterhaltung gehört, noch weit mehr eine Psy-Op der USA sind und leider auch sehr viel durchschlagender als die Bilder eines Jackson Pollock. Die hängen im Museum oder dem Büro eines Konzernvorstands, damit hat es sich dann auch, aber sie entfalten keine Massenwirkung.