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Odin
Niemals werden wir die schönen Stunden, die uns der wahre Meister des Deutschen Volksliedes beschert hat, dem Vergessen übergeben.
Am Samstagabend um 22.52 Uhr fiel der letzte Vorhang für Heino. Der bekannteste deutsche Volksmusiksänger beendete in Chemnitz seine Karriere auf der Bühne. Wer künftig Schlager wie "Schwarzbraun ist die Haselnuss", "Blau, blüht der Enzian" oder "Nun ade, Du mein lieb Heimatland" hören will, muss zur CD greifen.
Künftig will sich der 66-jährige Schlagerbarde vor allem um seine Frau Hannelore kümmern, die letztes Jahr einen Herzinfarkt erlitten hatte. "Hannelore braucht mich heute mehr denn je", sagte er. Auftritte bei Benefizveranstaltungen, CD-Aufnahmen und der Verein "Stimme der Heimat" zur Volksliedpflege an Schulen sollen ihn jedoch weiter mit der Musik verbinden.
Heino hat in über 50 Jahren im Musikbusiness über 1000 Lieder aufgenommen und mehr als 50 Millionen Platten verkauft. Für die Pflege der deutschen Volksmusik will Heino sich auch nach seinem Abschied von der Bühne einsetzen. Auch seine dunkle Brille will er weiter tragen: "Die Menschen sollen mich so in Erinnerung behalten."
Am Samstag durften noch einmal knapp 2000 Zuschauer den Barden vom Niederrhein ein letztes Mal erleben. Die Chemnitzer Stadthalle als Stätte des Abschieds war nicht zufällig gewählt: Der Ort gilt dank zahlreicher Fernsehproduktionen und stets ausverkaufter einschlägiger Konzerte als heimliche Hauptstadt der Volksmusik.
Die Fans bekamen, was sie hören wollten, zumeist als Medleys präsentiert. Immerhin hat der gelernte Bäcker Heinz-Georg Kramm in 40 Jahren Plattenarbeit mehr als 1000 Titel aufgenommen. Da gab es die Jäger-, die Berg- und die Wanderlieder-Runde ebenso wie das Kapitel Reeperbahn und ein Potpourri Latin-Feeling. Spätestens bei "Sierra Madre" flossen Tränen, zuckten Feuerzeuge und Glimmlämpchen.
In der letzten halben Stunde heizte der Sänger mit Hits von der "Schwarzen Barbara" bis "Mohikana Shalali" und "Karamba, Karacho" noch einmal richtig ein. Das war ganz nach dem Geschmack der schunkelnden Fans im fortgeschrittenen Alter, die reichlich Blumen und selbst Wein und kleine Geschenke mitgebracht hatten. Das Abschiednehmen zog sich schließlich über "Hoch auf dem gelben Wagen" ("...wär so gern in Chemnitz geblieben"), "Muß i denn" und "So ein Tag, so wunderschön wie heute" hin bis zum letzten Gruppenbild mit Küsschen und Rosenstrauß vom Chemnitzer Nachwuchs-Volksmusiksternchen Mandy Bach.
Wie sie vor 50 Jahren angefangen hatte, verabschiedete sich die deutsche Unterhaltungslegende: mit einem Volkslied. Bei den letzten Tönen von "Ade nun zur guten Nacht" war die sonst so feste dunkle Stimme doch ein wenig wackelig.
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