Anderthalb Jahre war die Gerhart-Hauptmann-Schule von Flüchtlingen besetzt. Seit Juni sind 45 Bewohner dort vom Bezirksamt Kreuzberg geduldet. Doch bis heute ist es ein Haus des Schreckens: Fast
täglich kommt es zu Schlägereien, Körperverletzungen, versuchten Drogenschmuggel oder Diebstahl.
In keinem anderen Gebäude Berlins gibt es mehr Straftaten. Die Polizei erstattete auf der Grundlage der Berichte der Sicherheitskräfte “von Amts wegen”
23 Strafanzeigen in nur 20 Tagen.
Tollhaus Hauptmannschule – das Protokoll einer Woche (Auszüge):
Montag, 3.15 Uhr: Unbekannter bewirft mit einem Ziegelstein die Sicherheitskräfte am Kontrollpunkt.
Dienstag, 0.10 Uhr: Bewohner hält einen Elektroschocker drohend in Richtung Sicherheitskräfte. Ein Verstoß gegen das Waffengesetz wird geprüft.
Mittwoch, 4 Uhr: Zwei offensichtliche Drogendealer zeigen Interesse an den Kraftfahrzeugen des Drogenkontaktladens “Fixpunkt”. Sicherheitsleute werden zusammengezogen.
Donnerstag, 16.25 Uhr: Durch die Vielzahl der im Haus genutzten E-Geräte kommt es zur Überlastung der Leitung. Den Stromausfall halten Bewohner für eine Provokation.
Freitag, 4.50 Uhr: M. droht mit Brandanschlag, sollte er einen Schlafplatz im “Pavillon” zugewiesen bekommen.
Samstag, 15.35 Uhr: Unbekannter wird beim Ablegen einer Plastiktüte an der Grundstücksgrenze beobachtet. (…) Ein nicht registrierter Bewohner begibt sich zielgerichtet zum Ablagepunkt. Die Sicherheitskräfte können erkennen, dass der Bewohner scheinbar drei Original verpackte I-Phones vom Hersteller Apple aus der Tüte herausholt. (…). Diese Stelle scheint als eine Art “Briefkasten” verwendet zu werden.
Sonntag,9.25 Uhr: Lautstarke Auseinandersetzung im Südflügel. (…)
Große Teile der Treppenhausverglasung fallen in den Innenhof.
Zuletzt gab es Dienstag früh eine schwere Schlägerei – zwei Polizisten wurden dabei verletzt. Fast täglich müssen Wachleute zudem verhindern, dass Besucher illegal über den Zaun steigen. Nachts
sind das häufig auch Damen und junge Mädchen im Alter zwischen 16 und 21 Jahren. Und: Es wird ausdrücklich vor Gefahren gewarnt: “Weiterhin eine vermehrte Ansammlung von Brandlasten im Bereich der Fluchttürme”, heißt es.
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Und das hat uns der Spaß bisher gekostet:
Die Situation hat den Bezirk in Finanznot gestürzt: Es fielen 1,5 Millionen Euro
zusätzliche Kosten an, etwa für Wachschutz (593 000 Euro), Bewirtschaftung des Gebäudes (628 000 Euro), Unterbringung von Roma-Familien (65 000 Euro) und freiwillige Geldzahlungen an die Bewohner (97 000 Euro).
Der Bezirk hat eine Haushaltssperre verhängt.