Jean-Claude Juncker krempelt die EU-Kommission um: Die Briten haben mehr zu sagen, Europa-Veteran Frankreich muss sich kontrollieren lassen. Und Deutschland? Muss eine Schlappe verdauen.
Als Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker die Bühne betritt, präsentiert er tatsächlich ein paar Überraschungen im Team seiner 27 Kommissarinnen und Kommissare. Je nach Sichtweise fallen diese Überraschungen positiv oder negativ aus. So dürften die Briten sehr zufrieden sein mit Junckers Auswahl, in Berlin dagegen dürfte - trotz gegenteiliger Behauptungen - die Enttäuschung überwiegen.
Günther Oettinger, bislang als deutscher Vertreter in der Kommission für Energie zuständig, wird künftig den digitalen Wandel in Europa koordinieren.
Dennoch darf Londons Vertreter Jonathan Hill als Finanzkommissarkünftig Europas Finanzmärkte kontrollieren, "ein großes Portfolio", wie Juncker selbst sagt.
Der französische Sozialist Pierre Moscovici darf zwar EU-Wirtschaftskommissar werden, ausgerechnet an dem Tag, an dem Frankreich verkünden musste, die Budgetauflagen der Euro-Zone erneut zu verletzen. Doch der Ex-Finanzminister, dem viele in Berlin und London eine Schwäche fürs Schuldenmachen unterstellen