Es sei "sicher nicht klug" gewesen, dass die Staatskanzleichefin öffentlich über die Angelegenheit gesprochen habe, sagte der bayerische Ministerpräsident im ZDF-Sommerinterview, das am Sonntagabend ausgestrahlt wurde. Seehofer meinte damit vor allem Haderthauers Erklärung, ihre umstrittene Beteiligung an dem Unternehmen Sapor Modelltechnik sei ein "von Idealismus getragenes Engagement gewesen". Zwei frühere Geschäftspartner hatten dieser Darstellung umgehend widersprochen und gesagt, es sei vielmehr darum gegangen, "möglichst schnell die Fahrzeuge fertigzustellen und sie zu verkaufen".
"Mutter Teresa der bayerischen Psychiatrie"
Im Kurznachrichtendienst Twitter wird Haderthauer deshalb bereits als selbsternannte "Mutter Teresa der bayerischen Psychiatrie" verspottet. Es geht in der Affäre um Modellautos, die Straftäter günstig in der Psychiatrie hergestellt hatten und die dann von der Sapor Modelltechnik zu hohen Preisen an Sammler verkauft worden waren. Die Staatsanwaltschaft ermittelt: Haderthauer und ihr Mann Hubert stehen unter dem Verdacht, ihren früheren Geschäftspartner Roger Ponton geprellt zu haben. Auch die Steuerfahndung ist aktiv geworden.
Zunächst hatte Seehofer seine Staatskanzleichefin entschieden verteidigt und erklärt, er werde "allen Aktionen entgegentreten, die das erkennbare Ziel verfolgen, Personen herabzusetzen oder sie politisch zu vernichten". Das war Ende Juli. Aber je mehr pikante Details bekannt wurden - etwa der Verdacht, dass die Gewinne aus dem Verkauf der Modellautos deutlich höher waren, als sie dem Fiskus genannt wurden - desto vorsichtiger wurde auch Seehofer. Die Angelegenheit müsse schnell geklärt werden, so Seehofer zuletzt im Bayerischen Rundfunk: "Denn auf Dauer würde so etwas auch eine Regierungsarbeit beeinträchtigen."